Oberhausen. Elf namhafte Bands und Solisten spielen am 8. und 9. Juli im Zentrum Altenberg den schillernden Mix aus Südstaaten-Rock und alternativem Country.
„Americana’“ ist ein wunderbar schillernder, wenn auch nicht gerade trennscharfer Begriff für eine neue und zugleich traditionsverbundene US-Musik: Er changiert vom alternativ aufgefassten Country & Western bis zum jüngeren Südstaaten-Rock, der sich freigespielt hat von alten Ressentiments. Bis zum europäischen Kontinent kommen leider die wenigsten Americana-Musiker – es sei denn, es geht direkt nach Oberhausen.
Denn im Zentrum Altenberg hat sich das „Static Roots Festival“ in wenigen Jahren einen klangvollen Namen erspielt – dank Dietmar Leibecke. Der Mülheimer hat sich das Festival ausgedacht – aus einer Privatinitiative heraus. 2016 kamen zufällig mehrere private Jubiläen zusammen und so entschied sich der Initiator zu seinem 50. Geburtstag statt einer privaten Feier, ein eigenes semi-öffentliches Festival auf die Beine zu stellen. Daraus erblühte jenes Americana-Festival, das sich in Szene-Kreisen bereits bis „über den Teich“ herumgesprochen hat.
Nach jener zweijährigen Zwangspause, wie sie fast alle Festivals von Format getroffen hat, folgt nun am Freitag und Samstag, 8. und 9. Juli, im Zentrum Altenberg die etwas verspätete fünfte Auflage der „Static Roots“ mit elf namhaften Bands und Solisten. Beim einzigen deutschen Americana-Festival geschieht nach wie vor alles aus Liebe zur Musik: So gehen sämtliche Umsätze aus dem Verkauf von Merchandise-Artikeln an Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF). Dank dieses nichtkommerziellen Geistes würdigte das Roadtracks Magazin bereits das letzte Event im Sommer 2019 als „nachhaltigstes Festivalerlebnis des Jahres“.
Space-Cowboys und Herzensbrecher
Los geht’s am Festival-Freitag um 17 Uhr mit Sarah Jane Scouten und ihrem „Space-Country“, wie die Kanadierin ihre moderne Variante der Traditionsmusik nennt. Ihrem Auftritt folgt mit Zachary Lucky „noch ein Kanadier, der den Amerikanern zeigt, wie man Americana spielt“ – wie es so schön süffisant in einer Rezension über diesen Space-Cowboy heißt. Der Schotte Dean Owens zählt zu den großen Troubadouren der britischen Folk-Schule – und hat im „Trainspotting“-Romancier Irvine Welsh einen berühmten Bewunderer: „Seine Stimme kann Herzen brechen, die noch viel härter sind als mein eigenes.“
Dem Herzensbrecher folgt mit Gabi Garbutt eine Herzensbrecherin, die mit ihrer Band The Illuminations einen erhebenden Mix aus Northern Soul, Alternative-Folk und Rock’n’Roll mit einem frechen Kick ins Punkige auf die Bühne bringt. Und weil der Urquell jedweden Country-Rocks im grünen Irland sprudelte, dürfen The Barflies aus dem schönen Städtchen Kilkenny am Freitagabend die Rolle des Top-Acts übernehmen.
Aus dem Heimatstädtchen der Hippie-Tradition
Am Festival-Samstag geht’s bereits um 13.30 Uhr im Zentrum Altenberg weiter mit dem Duo „Native Harrow“ aus dem geschichtsträchtigen Woodstock in Upstate New York: Der Hippie-Tradition des Städtchens verbunden, zelebriert das Duo die vibrierende Stimmung von „Peace, Love and Rock’n’Roll“. Den zwischen zart und hart changierenden Folkrock von Evangeline Gentle vergleichen Bewunderer mit den Gesangs- und Gitarrenkünsten der Kanadierin Kathleen Edwards.
Als texanische Raubeine wollen The Vandoliers aus dem Großraum Dallas / Forth Worth die kleine Festivalbühne im Sturm nehmen – dank eines verwegenen Genre-Cocktails, der Tex-Mex-Zutaten ebenso selbstverständlich verrührt wie jenen allen Westernern vertrauten, markigen Gitarren-Sound. Der britische Singer-Songwriter Pete Gow (in dessen jüngstem Album „Leo“ Rezensenten Anklänge von The Clash bis Clapton entdeckten) bringt für seinen großen Auftritt „The Siren Soul Orchestra“ mit – wenn das keine Sirenenklänge verspricht.
Je später die Stunde, umso größer die Namen: Das Londoner Sextett Treetop Flyers (benannt nach den unterm Radar fliegenden Drogendealer-Flugzeugen) kultiviert in seiner nebeligen Themse-Metropole mit Akribie den sonnigen Sound der US-Westküste.
Rachenkratzer-Mix für überbordende Live-Shows
An der „Spitze des Southern Rock“ rangieren schließlich als Top-Act der beiden prallvollen Tage Robert Jon & the Wreck. Ihr Rachenkratzer-Mix beinhaltet einen doppelten Schuss Südstaaten-Rock mit einem Spritzer Blues, abgeschmeckt mit Whiskey-getränkten Texten und einer überbordenden Live-Show. Kurz: ein Hochgenuss für Sattelfeste – und das dürfte für das gesamte „Static Roots Festival“ gelten.
Wahlweise mit Festival- oder Tagestickets
Das Festivalticket kostet 69 Euro plus Gebühren. Tagestickets für Freitag, 8. Juli, gibt es für 39 Euro, Tagestickets für Samstag, 9. Juli, für 49 Euro.Die Türen im Zentrum Altenberg, Hansastraße 20, öffnen sich am Freitag um 16.30 Uhr, am Samstag um 13 Uhr. Online informiert staticrootsfestival.com.