Oberhausen. Bei einem Stadtspaziergang der Oberhausener Theaterfaktorei werden Liebesgeschichten mitten auf der Straße erzählt.

„Ruhrpott, mon amour“ – bei einem Theaterspaziergang durch das Oberhausener Marienviertel wird die Stadt zur Bühne und Liebesgeschichten sowie Alltagsprobleme junger Menschen werden thematisiert. Für Ronja Oppelt und Daniel Rothaug, die dieses einzigartige Theaterstück gemeinsam mit acht jungen Darstellerinnen und Darstellern der Theaterfaktorei Oberhausen entwickelt haben, ist es ihre „persönliche Liebeserklärung an das Marienviertel“.

Theaterspiel mitten in der Stadt

Dornröschen liegt am Dienstagabend bei strahlend blauem Himmel schlafend auf dem Boden vor dem Ebertbrunnen, über Kopfhörer beginnt eine ruhige Stimme zu erzählen: „Es war einmal eine Prinzessin...“. Vorbeilaufende Passanten schauen irritiert, was sich da vor ihnen abspielt, in ihren Blicken zeichnet sich die Frage ab, warum da eine verkleidete Frau auf dem Boden liegt, umringt von den rund 20 Zuschauern des Theaterspaziergangs. Etwas skurril wirkt die Szene, die sich auf dem Platz vor dem Oberhausener Theater abspielt, durchaus. Dornröschen wacht aus ihrem Schlaf auf und geht ihres Weges, die Zuschauer folgen.

An mehreren Schauplätzen im Marienviertel werden in den folgenden eineinhalb Stunden Szenen aufgeführt, die unterschiedliche Probleme junger Menschen behandeln. Durch das Schaufenster von Zaza’s Espressobar erzählt ein junger Mann von der unerwiderten Liebe zu seiner besten Freundin, die wiederum mit ihrer neuen Freundin durchbrennen möchte. Im Grillopark neben dem Rathaus erinnert sich eine Darstellerin an ihre Erfahrungen mit dem Schluss machen und kommt zu dem Fazit: „Abschied gehört eben zum Leben dazu“. Im Bürgerzentrum „Anna 28“ berichtet ein aufstrebender Politiker davon, wie er gegen Radikalisierung in der Stadt vorgehen möchte, während er selbst radikale Pläne schmiedet, um seine Vorhaben umzusetzen. Alle Erzählungen verfolgen die Zuschauer über Kopfhörer, um auch bei lautestem Straßenlärm alles verstehen zu können.

Die Zuschauergruppe des Theaterspaziergangs durch das Oberhausener Marienviertel verfolgt über Kopfhörer, wie die Darstellerinnen und Darsteller Liebesgeschichten erzählen.
Die Zuschauergruppe des Theaterspaziergangs durch das Oberhausener Marienviertel verfolgt über Kopfhörer, wie die Darstellerinnen und Darsteller Liebesgeschichten erzählen. © FUNKE / Foto Services | Gerd Wallhorn

Liebe in all ihren Formen wird thematisiert und regt zum Nachdenken an

Zwischen den Stationen wird der Spaziergang begleitet von bunt gemischter Musik – mal ertönt Klaviermusik von Ludovico Einaudi, mal ein Cover von Reamons „Supergirl“, dann wiederum wird Deutschrap gespielt. Genauso vielseitig sind auch die Geschichten der Protagonisten, die zum Nachdenken anregen und die Zuschauer in einigen Punkten mit Sicherheit auch an eigene Erfahrungen erinnern. „Wie viele Menschen würden wohl gerade gerne jemanden küssen? Und wie viele davon werden sich tatsächlich trauen?“ fragt eine Darstellerin in die Runde, während die Zuschauergruppe auf die Marienkirche zuläuft.

Tabus gibt es hier keine, dafür haben alle Themen eine gemeinsame Verbindung: Die „Liebe“ in all ihren Formen. Die Liebe zur besten Freundin, die Liebe zum Vater, die Selbstliebe. Und eines wird bei allen Szenen deutlich: Die Liebe der Darstellerinnen und Darsteller zur Stadt, insbesondere zum Marienviertel. Jeder Mensch hat hier seine eigenen Herausforderungen und erlebt die Stadt so auf seine ganz eigene Art und Weise. Mal werden daraus schöne Erinnerungen, mal traurige.

Nach dem Theaterspaziergang zeigen die Reaktionen der Zuschauer: Rund neun Monate Vorbereitung haben sich gelohnt, von allen Seiten ertönen „Wow“-Rufe und Applaus. Weitere Aufführungen sind derzeit nicht geplant, „aber auch nicht ausgeschlossen, das wird die Zukunft zeigen“, meint Ronja Oppelt.

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