Oberhausen. Statt 120 Schülerinner und Schüler macht diesmal nur die Hälfte mit. Die Oberhausener Theaterfaktorei musste schon in der Pandemie improvisieren.

Die Baugerüste am Theater Oberhausen machen den Umbruch sichtbar. Hier wird renoviert, Altes kommt weg, Neues entsteht. Auch die Schultheatertage erleben einen Umbruch: Nach der Corona-Pause mit digitalen Proben und Aufführungen geht es wieder zurück auf die Bühne. „Ich habe viel dazu gelernt“, sagt Theaterpädagogin Anke Weingarte. Aber ich bin froh, dass wir wieder auf der Bühne arbeiten dürfen.“

Die lange Pause hat jedoch Spuren hinterlassen. Statt sechs oder sieben Schulen machen in diesem Jahr nur drei mit. Das Elsa-Brändström-Gymnasium zeigt am 30. Mai im Großen Haus das selbstkonzipierte Stück „Musicals“. Einen Tag später adaptiert das Bertha-von-Suttner-Gymnasium das Shakespeare-Stück „Vergebliche Liesbmüh“. Am 1. Juni schließt die Heinrich-Böll-Gesamtschule die Schulaufführungen unter der Leitung der Theaterfaktorei mit der Eigenproduktion „Im Schatten der Vergangenheit“ ab (alle 20 Uhr, Tickets 4 Euro). Bis Mitte Juni folgen fünf Shows von Laien-Gruppen.

Diesmal machen nur 66 Schülerinnen und Schüler mit

Anders als sonst bewegen sich diesmal nur die Hälfte der Schülerinnen und Schüler auf den Bühnenbrettern. „Wir haben sonst immer sechs bis sieben Schulen gehabt. Diesmal sind es drei“, sagt Weingarte. Mehr wären möglich gewesen, Weingarte hätte noch an anderen Schulen werben können. Doch der zaghafte Weg aus der Pandemie sollte nicht überstrapaziert werden. Die Schulen seien derzeit mit vielen Aufgaben konfrontiert. Mit 66 Schülerinnen und Schülern sollen die Theatertage trotzdem Freudentage werden.

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Die Arbeit an den Stücken begann schon im Corona-Winter Ende Januar. In den Schulen beratschlagten die Schülerinnen und Schüler, welche Stücke sie aufführen wollte. Interessant: Keine der drei Schulen griff aktuelle Themen wie die Pandemie oder den Umweltschutz auf. „Wir wollten endlich mal diese Freiheit haben, andere Dinge kreativ umzusetzen“, sagt Schülerin Anastasia Almon. Die 18-Jährige vom Elsa-Brändström-Gymnasium erarbeitete mit ihren Schulkolleginnen und -kollegen dennoch ein konfliktreiches Stück: In „Musicals“ streiten Schülerinnen und Schüler über die Auswahl eines Musicals. Auf Englisch, aber ohne Gesang. „Wir können nicht singen“, sagt Anastasia Almon mit einem Schmunzeln. Das laute Sprechen musste jedoch gelernt werden. Dabei half die Theaterfaktorei mit Workshops.

Das Bertha-von-Suttner-Gymnasium bedient sich einer Vorlage für das Shakespeare-Stück „Vergebliche Liebesmüh“. In diesem Verwirrspiel geht es um Gefolgsleute eines Königs, die allen weltlichen Verlockungen abschworen und dann auf eine französische Delegation aus Frauen treffen. „Gender-Fragen und die Rolle der Frauen sind ein großes Thema bei den Jugendlichen“, sagt Weingarte.

Nach den Schultheatertagen folgen die Shows der Theaterfaktorei. Im Bild: die Laien-Schauspielerinnen Lina Marschallek und Inge Henkel im Stück „Ungewohnt/Gewohnt“, das am 9. Juni aufgeführt wird.
Nach den Schultheatertagen folgen die Shows der Theaterfaktorei. Im Bild: die Laien-Schauspielerinnen Lina Marschallek und Inge Henkel im Stück „Ungewohnt/Gewohnt“, das am 9. Juni aufgeführt wird. © Unbekannt | Theater Oberhausen

Ein eigenes Stück stellt die Heinrich-Böll-Gesamtschule auf die Bühne. Hauptperson Lia erlebt eine Zeitreise zu ihrem ersten Schultag. Untermalt wird die Aufführung von einer schuleigenen Band, „die allerdings noch keinen Namen hat“, sagt Weingarte. Improvisation ist ja ein zentrales Element der Schauspielkunst.

Show-Gruppen probten digital

Improvisation war auch in der Pandemie gefragt. Die Schultheatertage werden von der Theaterfaktorei organisiert. Diese hat auch diverse Hobbygruppen, die nach den Schulprojekten ihre Shows aufführen. Die Proben begannen, als der Lockdown noch das Leben lahmlegte. Geprobt wurde deshalb oft in den eigenen Wohnzimmern vor den Bildschirmen. Im Stück „Ungewohnt/Gewohnt“ (9. Juni, 19.30 Uhr, Probebühne 2) über eine ungewöhnliche WG werden diese Erfahrungen aufgegriffen. Und Lehren aus der Pandemie direkt praktisch verarbeitet. Da nicht alle Schauspielerinnen und Schauspieler am Aufführungstag können, werden einige per Video zugeschaltet. Leiterin Leonie Rohlfing glaubt, dass die hybride Aufführungsform in Zukunft häufiger zu sehen sein wird und Chancen für Theater bietet. „Das hätten wir vor der Pandemie nicht gemacht. Diese innovative Verquickung könnte Theater-Projekte demnächst zugänglicher machen.“

Mehr Infos zu den Schultheatertagen und den Shows: www.theater-oberhausen.de