Oberhausen. In Oberhausen liegt die SPD bei dieser Landtagswahl zwar wieder deutlich vorne, doch freuen können sich nur die Grünen und die CDU.

Jubel bei den Oberhausener Grünen, Freude bei der CDU, Enttäuschung bei der SPD: Die Grünen feiern ohne Grenzen, weil sie im Land und in der Stadt deutlich zulegen konnten; die beiden Volksparteien SPD und CDU müssen differenzierter auf ihre Landtagswahl-Ergebnisse schauen.

Die CDU hat die Wahl auf Landesebene klar gewonnen – und hat im Vergleich zur Wahl 2017 auch in Oberhausen Stimmen gewonnen. Dafür erreichten ihre Direktkandidaten Simone-Tatjana Stehr und Wilhelm Hausmann keine Mehrheit in den beiden Oberhausener Wahlkreisen. Bei der SPD ist es genau andersherum: Auf Landesebene fahren die Sozialdemokraten ihr historisch schlechtestes Ergebnis ein. Dafür haben es die SPD-Urgesteine Sonja Bongers und Stefan Zimkeit erneut auf direktem Weg in den neuen Landtag geschafft.

Oberhausen: Abstand zwischen SPD und CDU wird geringer

In Oberhausen ist die SPD zwar Wahlsieger, holte mit Abstand die meisten Stimmen. Aber: Die SPD hat im Vergleich zur Landtagswahl vor fünf Jahren Wähler verloren, die CDU dagegen hinzugewonnen – der Abstand zwischen ihnen wird kleiner.

Still und enttäuscht haben SPD-Politiker und -Anhänger Hochrechnungen und Stimmauszählungen vor Ort im Zentrum Altenberg verfolgt. Grund zur Euphorie wie bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr gab es nicht, als der Oberhausener SPD-Chef Dirk Vöpel mit überragender Mehrheit sein Direktmandat gewann. „Insgesamt ist das ein trauriger Abend für die Sozialdemokratie in NRW; uns ist es in Oberhausen aber gelungen, durch konstante Arbeit und Präsenz vor Ort die Erststimmen-Ergebnisse im Wahlkreis weitgehend stabil zu halten“, tröstet sich Bongers.

Immerhin: Die SPD-Kandidaten Stefan Zimkeit (links) und Sonja Bongers schaffen es direkt in den Landtag, hier im Bild mit Parteichef Dirk Vöpel.
Immerhin: Die SPD-Kandidaten Stefan Zimkeit (links) und Sonja Bongers schaffen es direkt in den Landtag, hier im Bild mit Parteichef Dirk Vöpel. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Die CDU sieht sich dagegen im Aufwind, auch wenn sie bei Landtagswahlen nicht an die Erfolge bei Kommunalwahlen in der einstigen SPD-Hochburg Oberhausen anknüpfen konnte: 2015 ging das Oberbürgermeisteramt nach fast 60 Jahren mit Daniel Schranz an die CDU, bei der Kommunalwahl 2020 hatten die Christdemokraten sogar knapp die Nase vor den Sozialdemokraten. Im Land aber scheint Rot-Grün abgewendet – das freut den CDU-Vorsitzenden Wilhelm Hausmann, der nun Schwarz-Grün trotz inhaltlicher Konfliktlinien wie Sicherheits-, Energie- und Mobilitätspolitik in Düsseldorf für wahrscheinlich hält: „Ich glaube, dass das klappen wird.“

Eine Regierungsbildung in Düsseldorf – und die Grünen sind ausschlaggebend. Der kleine hiesige Verband der Grünen ist vor Glück außer sich. Im nicht immer Grünen-freundlichen Oberhausen hat die Partei ihre Wählerschaft weit mehr als verdreifacht innerhalb von fünf Jahren. „Und dafür musste ich 70 Jahre alt werden“, sagte Bärbel Höhn. Die ehemalige NRW-Umweltministerin hatte zur Wahlparty in ihren Garten geladen.

Die FDP im Übrigen erhielt nicht viel mehr als bei der für sie enttäuschend verlaufenden Kommunalwahl (3,0 Prozent) und für die Linken wurde diese Wahl zum Desaster. Die Hochzeit der AfD wiederum scheint vorbei zu sein: statt elf Prozent wie noch 2017 nur knapp über sieben Prozent. Und die Wahlbeteiligung? Enttäuschend schlecht mit knapp 50 Prozent. 2017 waren es noch 62,4, bei der Bundestagswahl 2021 rund 72 Prozent.