Oberhausen. In „Ellis Markt“ gehen Oberhausener Kunden seit Jahrzehnten einkaufen. Doch durch Großkonzerne wird der kleine Laden regelrecht „plattgemacht“.

Unter der Backwarentheke findet man Grillkohle und Katzenstreu, nebenan grenzt eine kleine Gemüseauswahl an das Spirituosenregal. Die Kühltheke mit Joghurt und Käse ist keine zwei Meter lang, ebenso die Wursttheke.

„Ellis Markt“ in der Osterfelder Michelstraße ist kleiner als so manches Oberhausener Wohnzimmer, dennoch zählt der Laden laut einer Facebookumfrage dieser Redaktion zu den beliebtesten im ganzen Stadtgebiet. Im Gespräch verrät Inhaberin Petra Contoyannis, was ihren Laden so erfolgreich macht und weshalb die Zukunft dennoch ungewiss ist.

Seit fast 24 Jahren leitet die gelernte Bäckereifachverkäuferin Petra Contoyannis das kleine Geschäft in Osterfeld, gemeinsam mit 13 Angestellten bedient sie neben der täglichen Laufkundschaft auch viele Stammkunden. Der Laden ist für Contoyannis dabei nicht nur ein Job, sondern vielmehr ein Herzensprojekt, um dass sich ihr ganzes Leben dreht.

An 364 Tagen im Jahr öffnet „Ellis Markt“ seine Türen, einzig am ersten Weihnachtsfeiertag ist geschlossen. Besonders an Sonn- und Feiertagen erfreut sich der Laden einer großen Beliebtheit: „Bei spontanen Besuchen oder wenn eine Zutat für ein Rezept fehlt, sind die Leute heilfroh, dass es den Laden hier gibt!“, meint Contoyannis. Insbesondere die Grilltheke sei an Sommertagen „wie leer gefegt“, das Geschäft brumme.

Einkaufspreise innerhalb eines Monats um 30 Prozent gestiegen

Doch Preissteigerungen und Lieferengpässe machen auch vor „Ellis Markt“ keinen Halt: Einige Produkte seien innerhalb eines Monats um 30 Prozent teurer im Einkauf geworden. Besonders bei Getränken, Papierwaren, Butter und Süßigkeiten spüre Contoyannis den Kostenanstieg. Dazu erklärt sie: „Das Problem ist, dass ich bei meinem Lieferanten im Gegensatz zu Großunternehmen wie Lidl die Ware nicht containerweise abkaufen kann, sondern immer nur ein paar Stück – mehr Platz habe ich einfach nicht im Laden. Mir wird eine Tafel Milka-Schokolade beispielsweise für 81 Cent ohne Mehrwertsteuer angeboten, während ich die Tafel im Lidl für 55 Cent kaufen kann. Da gehe ich dann lieber selbst direkt zum Discounter und kaufe dort die Ware für meinen Laden.“

Ein anderes Produkt ist nach wochenlangem Warten auf neue Lieferungen erst seit kurzem wieder vorrätig: Im Ölregal herrschte gähnende Leere. Contoyannis zuckt besorgt mit den Schultern und meint: „Wir haben einfach keins geliefert bekommen, egal ob Raps- oder Olivenöl. Das Einzige, was ich meinen Kunden anbieten konnte, waren Pflanzenfettblöcke oder Kochcreme.“

Petra Contoyannis bekommt die Lieferengpässe in ihrem Oberhausener Laden stark zu spüren. Ihr Ölvorrat ist bereits seit Wochen leer.
Petra Contoyannis bekommt die Lieferengpässe in ihrem Oberhausener Laden stark zu spüren. Ihr Ölvorrat ist bereits seit Wochen leer. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Das Problem hinter den Engpässen sieht Contoyannis bei Großunternehmen, die sämtliche Vorräte auf dem Markt aufkaufen. So zieht sie Parallelen zu einem Gurkenengpass vor einigen Monaten, bei denen Aldi alle Gurken aufgekauft und dann für wenige Cent im Discounter angeboten hätte. Ihr selbst sei das Gemüse dann für zwei Euro pro Stück angeboten worden. „Dadurch werde ich von den Großunternehmen regelrecht plattgemacht. Beim Öl vermute ich jetzt dasselbe, der Liter wird mir für fünf Euro im Einkaufspreis angeboten – das ist eine Unverschämtheit. Zum Glück wissen meine Kunden, dass es Lieferengpässe gibt und nehmen das so hin“, erzählt die Inhaberin des Osterfelder Ladens.

Um der hohen Nachfrage nach Speiseöl nachzukommen, legte Contoyannis für ihre Stammkunden eine Warteliste an, ihre treusten Kunden erhalten das „flüssige Gold“ jetzt zuerst.

Auf die Frage, ob der kleine Laden sich auf Dauer noch gegen Aldi und Co. durchsetzen könne, weiß Contoyannis keine Antwort. Sie schüttelt mit dem Kopf, ringt um Worte, schüttelt wieder mit dem Kopf. Schließlich lautet ihr Fazit: „Im Moment kann ich mich noch nicht beklagen aber ich höre, wie viele Leute Insolvenz anmelden und ich weiß nicht, was kommt. Eigentlich müsste ich dringend renovieren und den Fußboden erneuern, aber ich habe Angst, dass meine Kunden an einem anderen Ort einkaufen, sobald ich ein Mal geschlossen habe – und dann nicht mehr wiederkommen.“

„Ellis Markt“ bereits seit 50 Jahren in Osterfeld

„Ellis Markt“ existiert schon seit 50 Jahren an der Osterfelder Michelstraße. 1998 beschloss Petra Contoyannis gemeinsam mit ihrem Mann, den Laden von den Vorbesitzern zu übernehmen. Er kümmert sich seitdem um den Papierkram, sie leitet den Verkauf.Das Team rund um Petra Contoyannis begleitet sie teils schon seit Jahrzehnten: Eine Verkäuferin ist seit 18 Jahren dabei, zwei weitere seit elf und zwölf Jahren. Aber auch Studenten helfen für kürzere Zeit im Verkauf aus – das Team ist ebenso bunt gemischt, wie die Kundschaft.