Oberhausen. Seit 90 Jahren erfreut sich das Oberhausener Café Bauer einer großen Beliebtheit. Explodierende Preise belasten das Familienunternehmen jedoch.

„Café Bauer ist die Nummer Eins!“, „Für mich geht nichts über Café Bauer!“ – bei einer Umfrage auf unserer Facebookseite, wo es den besten Kuchen in Oberhausen zu kaufen gibt, fällt die Antwort eindeutig aus. Das Café Bauer hat viele Fans, die ihren Kuchen nirgends lieber essen. Wir haben im Café auf der Marktstraße vorbeigeschaut und erfahren, was die Menschen hier so begeistert.

Tausende Eier und literweise Sahne – hier wird alles selbst gebacken

Vor über 90 Jahren öffnete das familiengeführte Café Bauer erstmals seine Türen, seit 22 Jahren leitet Jochem Bauer gemeinsam mit seiner Frau Anita das Geschäft an der Oberhausener Marktstraße. „Ich wurde schon in diesem Haus geboren, das Konditorhandwerk wurde mir also wirklich in die Wiege gelegt. Etwas anderes zu machen kam für mich wirklich nie in Frage“, erzählt Jochem Bauer. Von Torten über Pralinen bis hin zu kleineren deftigen Gerichten zum Mittagstisch – bei Familie Bauer und ihren 22 Mitarbeitern wird alles selbst gemacht.

Die Vorbereitungen für das Tagesgeschäft beginnen dabei um fünf Uhr morgens und starten mit der Zubereitung des frischen Hefeteigs, der später für verschiedene Gebäcke genutzt wird. In der Woche werden in der Backstube, die sogar über eine eigene Sahneküche verfügt, „weit über 1000 Eier, 80 Liter Sahne und mehr als 30 Kilogramm Butter verarbeitet“, schätzt Bauer. Die frisch zubereiteten Backwaren und Sahnetorten genießen die Gäste im Wintergarten des Cafés – bei schönem Wetter kann sogar das Glasdach zur Seite gefahren werden.

„Zwei Autos waren voll beladen mit Hefehasen“

Besonders beliebt im Laden sind saisonale Produkte wie Pflaumen- oder Erdbeerkuchen, aber auch der klassische Käsekuchen wird häufig verkauft. Zu besonderen Anlässen sind auch Bestellungen im Café möglich. An eine besonders ausgefallene Bestellung erinnert sich Anita Bauer sofort: „Letztes Jahr zu Ostern hat ein Unternehmen über 60 riesige Hasen aus Hefeteig bei uns bestellt.“ Mit beiden Händen zeigt sie in der Luft die Größe der Hasen – circa einen halben Meter pro Stück. „Die mussten dann rechtzeitig um acht Uhr am Ostersamstagmorgen fertig gebacken und verpackt sein, da hat das ganze Team eine Nachtschicht eingelegt und mit angepackt. Zwei Autos waren am Ende voll beladen mit den Hefehasen!“

Marcel Brüning, Auszubildender im Café Bauer, bedient eine Planet-Rührmaschine – der Name kommt von den kreisförmigen Bewegungen der Maschine, die an die Laufbahn von Planeten erinnert. Hier wird der Teig für Tortenböden, Hefezöpfe und Co. angerührt.
Marcel Brüning, Auszubildender im Café Bauer, bedient eine Planet-Rührmaschine – der Name kommt von den kreisförmigen Bewegungen der Maschine, die an die Laufbahn von Planeten erinnert. Hier wird der Teig für Tortenböden, Hefezöpfe und Co. angerührt. © Funke Foto Services | Martin Möller

Das alteingesessene Café erfreut sich neben der täglichen Laufkundschaft einer großen Anzahl an Stammkunden. Eine von ihnen ist Karin Kiepe: „Der Kuchen hier ist einmalig, besonders der Erdbeerkuchen – und das sage ich, obwohl ich selbst leckeren Erdbeerkuchen nach Omas Rezept backe! Alle Angestellten sind sehr nett, ich kenne jeden mit Vornamen.“ Die familiäre Atmosphäre im Laden wird auch bei unserem Besuch schnell deutlich. Beim Gespräch wird von allen Seiten her gegrüßt, wie bei alten Bekannten. Anita Bauer meint hierzu: „Klar ist unser Laden etwas ,angestaubt’, wir haben eben eine lange Tradition – aber muss das immer schlecht sein? Hier sitzt eben nicht jeder zweite Gast vor dem Handy oder Laptop und ich denke, genau das unterscheidet uns auch von den vielen hippen Donutläden und Co. Unser Charme zieht die Leute an.“

Herausforderungen durch „kolossal explodierte“ Energiepreise

Doch auch in dem Traditionscafé muss man sich den aktuellen Herausforderungen wie Preissteigerungen und Lieferengpässen stellen. Besonders im Milchfettbereich merke man die teureren Preise, zudem seien die Energiepreise „kolossal explodiert“. Auch wenn die Preise im Café bereits erhöht wurden, könne man die erhöhten Einkaufspreise nicht eins zu eins an die Kundschaft weitergeben. „Sonst ist der Kunde nicht mehr bereit, so viel Geld zu zahlen und die Leute kaufen gar nichts mehr“, meint Jochem Bauer.

Lieferschwierigkeiten spüre man besonders bei Verpackungsmaterialien wie beispielsweise Kartonagen, wie Anita Bauer erklärt: „Wir müssen flexibel sein und auf andere Verpackungen umsteigen oder sparsamer damit umgehen. Es muss ja nicht alles aufwendig doppelt verpackt und in Klarsichtfolie umwickelt sein, da reicht auch mal ein kleines Schleifchen bei Geschenken. Viele Kunden wollen ohnehin nicht mehr so viel Verpackungsmüll.“