Oberhausen. Der Umbau des Bero-Zentrums war für Architekt Bernhard Reiser ein Herzensprojekt. Heute erkennt er auch einige Schwächen im Einkaufszentrum.
Fast zehn Jahre ist es her, dass der Spatenstich für den An- und Umbau des Bero-Zentrums in Oberhausen erfolgte. Während die Läden im Einkaufszentrum in der Concordiastraße nach wie vor gut besucht werden, hat es der damals neu gebaute Food-Court schon deutlich schwerer. Leerstände sind hier nicht zu übersehen, hungrige Besucher bleiben aus. Der für den Umbau zuständige Architekt Bernhard Reiser gibt im Interview mit der Redaktion nun Einblicke in seine Gedanken zum Umbau und verrät, was er heute anders machen würde.
Architekt: „Das Bero wirkte wie ein hässliches Entlein“
Als Bernhard Reiser 2009 das erste Mal vor dem Bero stand, erinnerte ihn das in die Jahre gekommene Gebäude an eine „verdreckte Schmuddelkiste“. 50 Meter von der Straße entfernt und von Bäumen verdeckt stand das 1971 gebaute Shopping-Center – es gehört zu den ältesten Einkaufszentren in Deutschland; der damalige Eigentümer wollte es verkaufen. „Ein Geschäftspartner meinte damals zu mir, dass ich mir das Center anschauen soll, da das ein schönes neues Projekt werden könnte. Aber als ich davor stand, dachte ich erstmal „Oh Gott!“. Von außen wirkte es wie ein hässliches Entlein, doch dann bin ich reingegangen und mich hat der Schlag getroffen – es war proppenvoll, die Leute haben eingekauft ohne Ende!“, berichtet der gebürtige Schwabe.
Nach seinem ersten Besuch in Oberhausen sei ihm das Bero nicht mehr aus dem Kopf gegangen, nach einigen Recherchen und Telefonaten habe er immer mehr Ideen entwickelt, wie man das Zentrum „aufpeppen“ könne. Mit dem neuen Investor aus Südafrika an der Seite begannen 2013 die Umbauarbeiten mit dem Motto „Bero, zeig nach außen, was du innen hast!“. Dafür wurde das Gebäude zur Concordiastraße hin von ursprünglich 24.000 Quadratmeter auf 42.000 Quadratmeter Gesamtfläche erweitert – und auch damit sichtbarer gemacht.
Lebendigkeit und Heimatgefühl von außen und innen
Zudem wurden Metallwellen aus Aluminium an der Außenfassade angebracht. „Die Wellen sollen die Bewegung widerspiegeln, die sich im Gebäude abspielt. Die Lebendigkeit, die ich gleich bei meinem ersten Besuch gespürt habe, wird durch die wellenförmige Fassade nach außen getragen“, erklärt Reiser seine Intention für den insgesamt 40 Millionen Euro teuren Umbau.
Bei der Modernisierung des Innenraums habe sich Reiser intensiv mit der ursprünglichen Bedeutung des Grundstücks beschäftigt. So stand am Ort des Beros über 120 Jahre lang die Zeche Concordia und war somit ein Ort der Arbeit. „Nach wie vor verbinden die Menschen in Oberhausen das Bero mit einem Stück Heimat und einem Ort des Zusammenkommens. Das habe ich in meinen Entwürfen aufgegriffen: Wir haben den Innenraum anders als die Architekten des Centros nicht so stylisch gestaltet, sondern eher weich und schlicht. Dafür haben wir beispielsweise den rohen Stahl des Stahlprofils sichtbar gelassen, um das Ruhrpott- und Heimatgefühl aufzugreifen.“
Foodcourt ist „regelrecht abgesoffen“
Auf die Frage, ob Reiser die Gestaltung der Außenfassade und Innenräume auch zehn Jahre nach den ersten Entwürfen immer noch so angehen würde, hat er eine klare Antwort: „Absolut, zu hundert Prozent!“. Einen großen Fehler in der Umgestaltung damals sieht er jedoch: Der Foodcourt sei „regelrecht abgesoffen“, da damals an falscher Stelle gespart wurde.
Er selbst sei angesichts der vielen Leerstände erschrocken, es wundere ihn aber nicht: „Die Planung des Food-Courts ist komplett in die Hose gegangen, ich wollte das ganz anders gestalten. Es wurde vergessen, was den Menschen vor Ort wichtig ist; der Essbereich wirkt einfach wenig einladend. Auch der Brunnen im Bero wurde damals gebaut, um die Menschen zum gemütlichen Verweilen einzuladen, aber er hat nie richtig funktioniert und gleicht jetzt einer Müllhalde.“
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Ein weiterer Punkt, der Reiser nach all den Jahren immer noch ärgert, ist die Belegung der größten Ladenfläche im neu angebauten Bereich des Centers. So wollte er damals unbedingt Media-Markt für den Unterhaltungselektronikbereich ins Bero holen, konnte den Technikgiganten allerdings nicht dafür gewinnen. Dadurch sei das Zentrum heute auf der neuen Seite nicht so belebt wie gewünscht, was sich zusätzlich negativ auf den ohnehin schon gebeutelten Food-Court auswirke.
Renovierung des Beros war „Schicksal“ für Architekten
Trotz der kleineren Mängel, die Reiser heute im Bero sieht, ist das Zentrum ein Herzensprojekt für ihn gewesen, er selbst beschreibt sein Mitwirken an der Renovierung als „Schicksal“. Er führt aus: „Mein Vorname Bernhard ist auf den althochdeutschen Begriff für Bär zurückzuführen – Bero! Während des Baus habe ich mich also quasi mit mir selbst beschäftigt!“
Bero-Architekt baut jetzt in Essen-Borbeck
Am 8. April 2022 startete ein neues Bauprojekt des Stuttgarter Architekten im Ruhrgebiet: Für 20 Millionen Euro soll an der Rechtstraße in Essen-Borbeck ein altes Parkhaus abgerissen und dafür ein neues Gebäude gebaut werden.
Dort soll neben Einzelhandelsgeschäften auch betreutes Wohnen angeboten werden.