Oberhausen. Eine blutige Auseinandersetzung im Altenberger Park in Oberhausen war ein Clan-Streit. Ein damals 18-Jähriger ist seitdem querschnittsgelähmt.

Ein schwer und zwei lebensgefährlich Verletzte - so die Bilanz einer blutigen Auseinandersetzung im Altenberger Park, die vor einem Jahr für großes Aufsehen nicht nur in Oberhausen gesorgt hatte. Zwölf Monate später sind die Ermittlungen in dem Verfahren abgeschlossen. Allerdings: „Die ganz konkreten Hintergründe für die Tat sind nicht bekannt geworden“, resümiert die zuständige Duisburger Staatsanwaltschaft auf Anfrage.

Etwas Licht ins Dunkel bringt ein Blick in das Lagebild Clan-Kriminalität, das NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vor kurzem hat veröffentlichen lassen. Dort wird die Auseinandersetzung als Fallbeispiel für einen gewaltsam ausgetragenen Streit von Großfamilien angeführt - mit für einen Beteiligten fatalen Konsequenzen für den Rest seines Lebens. Ein durch einen Schuss in den Oberkörper verletzter damals 18-Jähriger bleibt abseits des betroffenen Wirbels querschnittsgelähmt.

Rapper soll Großfamilie in sozialen Medien beleidigt haben

Laut Lagebild hatten sich zahlreiche Angehörige zweier rivalisierender Großfamilien mit arabischem Migrationshintergrund am Nachmittag des 14. April 2021 im Altenberger Park getroffen. Im Vorfeld hatte es offenbar Äußerungen eines „lokal bekannten Rappers“ gegeben, der einem der beiden Clans angehörte und der in sozialen Medien „beleidigende und ehrverletzende Texte“ über Mitglieder des anderen Clans veröffentlicht haben soll. Ihre Meinungsverschiedenheiten hätten die Familienmitglieder bei dem Treffen ausräumen wollen, was dann in den frühen Abendstunden eskalierte. Messer wurden gezückt, Schüsse fielen. Ohne medizinische Versorgung wären zwei Beteiligte wohl gestorben, darunter der jetzt Querschnittsgelähmte. Schüsse trafen damals auch einen damals 21-Jährigen in ein Bein und eine Hand. Der Mann hatte sich in eine Notaufnahme nach Duisburg gerettet. Die Waffe konnte die Polizei später bei Durchsuchungsmaßnahmen sicher stellen.

Bei der Staatsanwaltschaft Duisburg füllt das aufwendige Verfahren inzwischen Bände. Ermittelt worden ist gegen zwölf Beteiligte, der jüngste war erst 16 Jahre alt, der älteste der mutmaßliche Schütze mit damals 33 Jahren. Die überwiegende Mehrheit der Verdächtigen stammt aus Oberhausen, darunter auch der Mann mit der Schusswaffe, gegen den der Verdacht des versuchten Totschlags besteht. Er befindet sich laut Staatsanwaltschaft auf freiem Fuß. Nach Angaben einer Sprecherin habe er die Schüsse eingeräumt, wolle aber aus Notwehr gehandelt haben. Der Mann wurde selbst durch ein Messer am Oberkörper schwerstverletzt. Von wem, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Polizei hatte ihn nach dem Vorfall einige Kilometer entfernt auf der Seilerstraße entdeckt. Er kam in ein Oberhausener Krankenhaus.

Staatsanwaltschaft entscheidet, ob sie Anklage erhebt

Am Tag danach zeugt nur noch das Flatterband der Polizei von dem blutigen Streit, der sich hier am 14. April 2021 abgespielt hat.
Am Tag danach zeugt nur noch das Flatterband der Polizei von dem blutigen Streit, der sich hier am 14. April 2021 abgespielt hat. © FUNKE Foto Services (Archiv) | Michael Dahlke

Alle Beteiligten haben Angaben zu den Tatvorwürfen gemacht. Wie sie zusammen passen, prüft die Staatsanwaltschaft noch.

Die Vermutung liegt nahe, dass an der Auseinandersetzung noch mehr als die zwölf Verdächtigen teilgenommen haben. Nach dem Vorfall habe die Polizei laut Lagebild die Personalien von weiteren 42 Personen erfasst. Teils können diese auch als Zeugen in Frage gekommen sein, auch wenn sie bei dem Streit selbst nicht beteiligt gewesen waren. Die Staatsanwaltschaft muss nun entscheiden, ob sie den Vorfall zur Anklage bringt. „Aufgrund des Umfangs des Verfahrens wird dies jedoch noch etwas Zeit in Anspruch nehmen“, teilte eine Sprecherin mit.