Oberhausen. Das Grußwort der großen christlichen Kirchen zu Ostern ist gute Tradition in Oberhausen. In diesem Jahr steht der Krieg in der Ukraine im Blick.

In ihrem traditionellen Grußwort zum Osterfest geben der katholische Stadtdechant André Müller und der evangelische Superintendent Joachim Deterding der Hoffnung auf einen baldigen Frieden in der Ukraine Ausdruck. Sie sind überzeugt, dass am Ende der Wille zum Leben stärker sein wird als die Macht des Todes.

„Mitten im Krieg feiern wir Ostern. Mitten in die Verzweiflung der Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, fällt unser Fest der Auferstehung und des Lebens“, erklären die beiden obersten Vertreter der christlichen Kirchen in Oberhausen. Selten habe man das so hautnah erlebt wie in diesem Jahr – obwohl es doch in jedem Jahr so sei. „Auch in den vergangenen Jahren waren ja jederzeit zu Ostern Menschen unter uns, die aus ihrer Heimat vor dem Krieg geflohen sind; nur waren diese Kriege weit weg, auf anderen Kontinenten. Dieser Krieg jetzt findet gefühlt vor unserer Haustüre statt, und die Menschen, die zu uns fliehen, kommen zum Teil aus unserer Partnerstadt Saporishja, sind Bekannte, Freunde, Menschen, denen wir verbunden sind“, schreiben Joachim Deterding und André Müller in ihrem österlichen Grußwort.

Joachim Deterding: „Gut, dass unser Glaube ein trotziger Glaube ist.“
Joachim Deterding: „Gut, dass unser Glaube ein trotziger Glaube ist.“ © FFS | Kerstin Bögeholz

„Gut, dass unser Glaube ein trotziger Glaube ist. Trotz der überwältigend erscheinenden Macht des Aggressors Putin setzen wir darauf, dass er am Ende als Verlierer dastehen wird. Trotz der zur Zeit allgegenwärtigen düsteren Macht des Todes setzen wir darauf, dass das Leben, dass der Wille zum Leben am Ende stärker ist. Trotz der Erfahrung, dass nicht nur die Freiheit der Menschen in der Ukraine, sondern auch unsere eigene Freiheit immer eine bedrohte Freiheit ist, setzen wir darauf, dass am Ende diese Welt den Sanftmütigen gehören wird. Denn eines wissen wir: Der Stärkere setzt sein vermeintliches Recht immer nur so lange durch, bis er auf einen noch Stärkeren trifft.“

„Es ist gut, dass wir der Ukraine helfen – auch mit Waffen“

Der evangelische Superintendent und der katholische Stadtdechant kommen zu dem Schluss: „Es ist gut, dass wir der Ukraine helfen – auch mit Waffen, denn dieser aufgezwungene Krieg lässt sich offensichtlich nicht mit Worten alleine beenden. Vielleicht ist das so, weil die Worte zu spät gesprochen wurden, weil Diplomatie und wirtschaftlicher Druck schon viel früher hätten stattfinden müssen. Das wird sich wohl erst im Nachhinein aufarbeiten lassen.“

Stadtdechant André Müller: „Wenn wir Menschen einander helfen, dann entsprechen wir damit dem guten Schöpferwillen Gottes.“
Stadtdechant André Müller: „Wenn wir Menschen einander helfen, dann entsprechen wir damit dem guten Schöpferwillen Gottes.“ © Gerd Wallhorn / FFS

Jetzt sei es an der Zeit, sich um die Menschen zu kümmern, die zu uns geflohen seien – „und als christliche Kirchen in Oberhausen sind wir glücklich über diese überragende Hilfsbereitschaft unserer Bürgerinnen und Bürger“, heißt es im Grußwort.

„Wir hoffen und beten, dass die Hilfsbereitschaft unabhängig von der Nationalität allen Menschen zugutekommen wird, die aus Kriegsgebieten zu uns geflohen sind, denn für uns sind Nationalitäten unbedeutend. Wenn wir Menschen einander helfen, dann entsprechen wir damit dem guten Schöpferwillen Gottes, mit dem er uns geschaffen hat. Wenn wir uns gegenseitig unterstützen, werden wir unserer Bestimmung gerecht. Wenn Menschen, die fast alles verloren haben, hier mit aller Freundlichkeit aufgenommen werden, dann wird etwas von dem spürbar, wofür Ostern steht: dem Sieg des Lebens über den Tod. Christus ist auferstanden. In diesem Sinne grüßen wir Sie zum bevorstehenden Osterfest und wünschen Ihnen und in diesem Jahr vor allem allen, die vor Krieg und Verfolgung geflüchtet sind, Gottes reichen Segen!“