Oberhausen. Nach einem Shop hat die Bundewehr nun im Centro auch eine Ausstellung zur Ausrüstung gestartet. So haben Besucher im Mitteldom darauf reagiert.
Er stellt einen mechanischen Fuß vor den anderen. Bewegt sich forsch zwischen die Tütenträger. Und etliche Finger von verblüfften Kindern sind auf seine gelbe Stahlhaut gerichtet. Ein moderner Schreit-Roboter der Bundeswehr gehört am Samstag mitten im Centro Oberhausen zum Programm. „Darf man den streicheln?“ Der Mann mit der Fernsteuerung nickt.
Bei der zweitägigen Sonderausstellung der Bundeswehr im Centro-Mitteldom zählt das vierbeinige Erkundungswerkzeug mit 360-Grad-Kameras (Spitzname „Robodog“) zu den Hinguckern. Zur Erinnerung: Auch die Polizei NRW hat solche Modelle im Einsatz. Erst kürzlich rückte der mechanische Hund im abgebrannten Gebäudekomplex in der Grünen Mitte Essen an.
Centro Oberhausen: Einsatzwagen „Greenliner“ rollt ohne Sprit an
Der Ende März eröffnete Pop-up-Laden des deutschen Militärs hatte im Einkaufszentrum für mächtig Aufregung gesorgt. Während der Laden, der über Ausbildung und Karrierewege informiert, von einigen Bürgern positiv gesehen wird, warfen Gegner, darunter Linksjugend und Linke Liste, der Bundeswehr vor, damit Kriege zu verharmlosen. Eine Protestlerin kritisierte, dass vor dem Ladenlokal im Centro nicht demonstriert werden durfte.
Und was meinen die Besucher? „Mir ist es lieber, dass die Bundeswehr ihre Arbeit offen zeigt, anstatt im Verborgenen zu bleiben“, sagt ein Mann, der sich mit seinem Sohn einen bulligen Torpedo anschaut. Am Samstag gibt es hier recht wenig Scheu.
Am Einsatzwagen „Greenliner“ mit Tarnfarben öffnen sich die Türen. Kleine Kinder dürfen am Lenkrad drehen. Das Fahrzeug musste per Hand in den Konsumtempel geschoben werden. Benzin im Tank? Verboten!
Auch Waffen dürfen nicht gezeigt werden - vom bulligen, heruntergerüsteten Torpedo-Modell einmal abgesehen. Bei der Aufklärungsdrohne „Luna“ ist nur die Elektronik ausgebaut. Aber die leicht abgenutzten Flügel sehen aus, als wäre der kompakte Erkundungsflieger gerade erst frisch von der mobilen Rampe gestartet.
Centro Oberhausen: Veranstalter sprechen von großem Interesse
„Solche Drohnen werden vielfach zu Aufklärungszwecken eingesetzt“, erklärt Oberstleutnant Helmar Koch. „Ihre Flugzeit beträgt maximal sechs Stunden. Sie kann bis zu 4000 Meter hoch fliegen und sich 80 Kilometer von der Basisstation entfernt bewegen.“ Bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr, wie in Afghanistan, sei der Typ mit den Sofort-Farbbildern und der Wärmebildkamera im Einsatz gewesen.
Während sich Menschen zur Rush Hour der Shopping-Gelüste um die Exponate drängen, stehen auch Uniformierte zwischen den Menschen. Es werden Fragen beantwortet. Auch im benachbarten Bundeswehr-Shop ist recht viel los.
„Ja, seit der Pop-up-Store im Centro eröffnet ist, verzeichnen wir ein erhöhtes Interesse“, sagt Oberstleutnant Koch. Den Ukraine-Krieg nimmt in diesem Zusammenhang aber kein Bundeswehr-Vertreter in den Mund. Bei solchen Fragen verweisen sie an das Ministerium.
Doch dass einige Bürger durch den russischen Einmarsch in die Ukraine auch für sich selbst eine stärkere Bedrohungslage empfinden, überrascht im Centro wenig. „Natürlich macht man sich Gedanken“, heißt es bei einem Pärchen vor den Schaufenstern. Im Laden-Inneren erklären Soldaten auch die ABC-Abwehr innerhalb der Truppe - also gegen atomare, biologische und chemische Vorfälle. Ein Baustein beim Bund seit eh und je.
Centro Oberhausen: Bundeswehr-Ausbildung mit Klarinette und Posaune
Berufe für Techniker, IT-Experten und selbst eine Karriere mit Querflöte, Klarinette und Posaune im Musikkorps samt Studium zeigt der Bundeswehr-Shop ebenfalls. Es werden zwar Jutebeutel mit Tarnmuster verteilt, aber es gibt nichts zu kaufen.
Was meint die Zielgruppe? „Wir wollen erst einmal schauen“, sagt einer von zwei jüngeren Männer vor einem Bundeswehr-Plakat. „Ich interessiere mich für Motortechnik, weiß aber nicht, ob die Armee was für mich ist.“
Im wuseligen Centro-Shop wird zwischen Burger-Imbiss und Sneaker-Laden auch noch kein Ausbildungsvertrag unterschrieben. „Dafür gibt es in Nordrhein-Westfalen 20 Karrierebüros. Wir wollen hier zunächst informieren“, meint Oberstleutnant Koch. Das gelte auch für zivile Berufe bei der Bundeswehr - und für Quereinsteiger. Besonders bei Ingenieuren, IT-Fachleuten, Sanitätern - aber auch bei Musterungsärzten gebe es erhöhten Bedarf.
>>> Bundeswehr-Shop bleibt nur wenige Wochen
Der Wirbel um den Bundeswehr-Shop im Centro Oberhausen ist groß. Doch zum Monatswechsel ist er schon wieder beendet. Bei dem Laden handelt es sich um einen Pop-up-Store, also eine zeitlich begrenzte Anmietung.
Nach Angaben der Bundeswehr ist die Aktion, um über Karrierewege zu informieren, schon im vergangenen Jahr geplant worden. Oberstleutnant Helmar Koch zur Standortwahl: „Im Centro kommt eine hohe Frequenz von Interessenten zusammen. Nicht nur aus dem westlichen Ruhrgebiet, sondern aus ganz Deutschland.“