Oberhausen. In einem leer stehenden Ladenlokal im Centro Oberhausen werden am Wochenende Spenden für Ukraine-Flüchtlinge gesammelt. So läuft die Aktion.
In Scharen strömen die Menschen an diesem Frühlingstag von der Haltestelle der ÖPNV-Trasse zum Oberhausener Centro. Auch aus den Parkhäusern kommen Besucherinnen und Besucher, die heute mal nicht Tüten nach dem Shopping nach Hause bringen, sondern umgekehrt gefüllte Taschen und Kisten ins Einkaufszentrum bringen: Spenden für die Menschen, die vor dem brutalen Krieg in der Ukraine nach Oberhausen geflohen sind. In einem leeren Ladenlokal nehmen Ibrahim Rahme von der Caritas und Annette Bringenberg vom Verein “Ich bin da“ die Hilfsgüter entgegen.
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Ein Schild im Mitteldom weist auf die Aktion von Centro und Caritas hin: Bis auf weiteres können Haushaltswaren, Bettwäsche und andere Spenden freitags und samstags von 13 bis 16 Uhr in dem Ladenlokal am Mitteldom im Erdgeschoss abgegeben werden. Aktuelle Informationen und eine Liste, was am nötigsten gebraucht wird, gibt es im Internet auf caritas-oberhausen.de.
An diesem Samstag stehen bereits unzählige Pappkartons und Plastiktüten im Ladenlokal. In den Gassen dazwischen bewegen sich Bringenberg, Rahme und ein halbes Dutzend ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer.
Zwischendurch Zeit zum Sortieren
Rund 20 hilfsbereite Menschen bringen ihre Spenden bereits kurz nach Ladenöffnung vorbei, weitere zehn sollen an diesem Tag noch folgen. Nach dem ersten Ansturm wird es ruhiger. Zeit zum Sortieren. Nach und nach kommen weitere Menschen. Eine ältere Frau aus Buschhausen etwa, die ihren Namen nicht nennen möchte, tritt mit einem einachsigen Einkaufswägelchen ein. Zwei Toaster drückt sie den Helfern sofort in die Hand. In ihrem Wagen hat sie noch Töpfe und Tassen - alles gut eingepackt in Zeitungspapier, dass auch nichts zerbricht.
Schon am Vortag war die Oberhausenerin im Centro, hat Teller und Tupperware im Spendenlager der Caritas abgegeben. "Man hat zu Hause ja so viele Sachen", sagt sie. Heute bringt sie weitere Spenden, dieses Mal aus den Haushalten ihrer Tochter und ihres Sohnes. „Ich sehe das als selbstverständlich an.“ Eine leere Wohnung nütze den Ankömmlingen ja nicht.
Auch Hygieneartikel sind willkommen
Andere helfen ganz spontan: Eine Centro-Besucherin steckt kurz den Kopf ins Ladenlokal und fragt, ob Hygieneartikel benötigt werden. Das bejaht Helferin Annette Bringenberg. Die Frau verschwindet daraufhin wieder. Zehn Minuten später ist sie wieder da, zusammen mit einer jüngeren Frau, vermutlich die Tochter. Sie haben eine große Tüte dabei, sie auf dem Boden des Ladenlokals abstellen - Großeinkauf in der Drogerie. Die beiden setzen eine große Tüte auf dem Boden ab, deren Inhalt sie gerade eingekauft haben. „Eine tolle Sache macht ihr“, sagt die ältere der beiden Frauen, beide verlassen das Spenden-Lokal.
Bringenberg sortiert weiter, sie trennt Haushaltswaren von Bettzeug und ja, auch das gibt es leider: brauchbare von unbrauchbaren Spenden. Der Großteil der gebrachten Sachen sei in einem sehr guten Zustand, "teilweise noch originalverpackt", sagt die Helferin. Doch fünf bis zehn Prozent der Spenden sei leider nicht zu gebrauchen: Töpfe mit angebranntem Bodensatz, Wäsche, die schon beim Auspacken nach muffig-feuchtem Keller riecht.
Caritas-Mitarbeiter kam einst selbst als Flüchtling
Im rückwärtigen Lager sind die Spenden bereits ordentlich sortiert und verpackt. Hier reihen sich himmelblaue große Tüten, die der Möbel-Riese Ikea gespendet hat, aneinander. Sie enthalten jeweils Bettzeug und Handtücher für vier Personen. Ein Vermieter, der bei sich 20 Familien unterbringen kann, will sie kommende Woche abholen, berichtet Ibrahim Rahme. Der hauptamtliche Caritas-Mann floh vor 40 Jahren aus dem Bürgerkrieg im Libanon. Heute betreut er Geflüchtete.
Im Ladenlokal öffnet sich derweil wieder die Tür. Eine junge Frau aus Schmachtendorf, Centro-Mitarbeiterin, bringt einen Mixstab, Kindergeschirr und eine Lampe vorbei. Auch sie möchte ihren Namen nicht öffentlich nennen, erklärt aber gerne, warum sie spendet: "Ich möchte aktiv helfen und nicht nur passiv in den Nachrichten von der Not der Menschen erfahren."
Sigrid Schluttenhofer und ihr Mann Karl-Heinz kommen aus Lirich und karren aus dem Parkhaus einen Sack mit Wolldecken und Badetüchern heran. Sie haben aus der Zeitung von der Aktion erfahren. „Wenn Leute ausgebombt sind, brauchen sie ja alles“, sagt sie. Als die Eheleute erfahren, dass auch Gläser und Schüsseln angenommen werden, beschließen sie wiederzukommen. Jetzt hätten sie endlich einen Anlass, sich davon zu trennen.
Benötigt: Handtücher, Geschirr, Kochtöpfe
Mehr als 1400 Geflüchtete aus der Ukraine sind bereits in Oberhausen, die meisten Frauen und Kinder. Mehr als 1000 Menschen sind in den Flüchtlingsunterkünften der Stadt untergebracht, die anderen leben bereits in privaten Wohnungen.
Derzeit werden vor allem Handtücher, Geschirr und Besteck, Töpfe, Pfannen und
kleine Haushaltsgeräte benötigt. Keinen Bedarf gibt es dagegen derzeit für Oberbetten, Bettwäsche und Decken. Nähere Informationen: caritas-oberhausen.de