Oberhausen. Das „Literarische Duett“ mit Janelle Pötzsch und Harald Obendiek gibt im Gdanska Lesetipps. Und Hendrik Bolz erzählt von harten „Nullerjahren“.

Von einer abgesagten Frühjahrs-Buchmesse in Leipzig lässt sich das Literaturhaus Oberhausen nicht beeindrucken. Wie der überragende Erfolg der „Pop up“-Alternative am Wochenende deutlich machte, haben die Frühlingsprogramme – zumal der kleineren, konzernunabhängigen Verlage – vielfältigen Lesestoff zu bieten. Also bietet das Literaturhaus voller Sympathie für das spontan organisierte sächsische Szenetreffen im bewährten „Literarischen Duett“ mit Janelle Pötzsch und Dr. Harald Obendiek einen Überblick über die Neuerscheinungen dieses Literaturfrühlings.

Beide liefern am Freitag, 25. März, um 19 Uhr im Gdanska-Theater (Eingang Hofseite, Gutenbergstraße 8) ausgefeilte Empfehlungen zu dem, was der Buchmarkt aktuell zu bieten hat – aber auch die eine oder andere Warnung. Der Eintritt kostet 10 Euro (ermäßigt 5 Euro), Anmeldung erforderlich.

Als ersten „Frühlingsblüher“ im Programm-Bouquet kündigt der Literaturhaus-Vorsitzende Hartmut Kowsky-Kawelke für Freitag, 1. April, um 19 Uhr „Nullerjahre“ von und mit Hendrik Bolz an, passend und durchaus zynisch untertitelt als „Jugend in blühenden Landschaften“.

Der Autor als Rapper: „Zugezogen Maskulin“ mit Grim 104 und Testo (Hendrik Bolz) beim MS Dockville Festival in Hamburg.
Der Autor als Rapper: „Zugezogen Maskulin“ mit Grim 104 und Testo (Hendrik Bolz) beim MS Dockville Festival in Hamburg. © Unbekannt | dpa Picture-Alliance / Jazz Archiv / Michi Reimers

Der 34-jährige Autor und Rapper im Duo „Zugezogen Maskulin“ ist in Stralsund aufgewachsen, im nordöstlichsten Winkel Deutschlands, in einer Welt, die – trotz der Wende – um die Jahrtausendwende keineswegs westlicher Normalität entspricht. Während in den Plattenbauten von Knieper West immer mehr Erwachsene die Suche nach einem Platz im neuen System aufgeben, nehmen Hendrik (alias „Testo“) und seine Freunde die Herausforderung an: Sie suchen und finden Auswege aus der Langeweile.

Feuilleton schätzt „authentisch-derben Ton“

Im Kindergarten, in der Schule und im Fußballverein haben sie gelernt, dass ein großer Junge nicht weint und dass der Klügere nur so lange nachgibt, bis er der Dümmere ist. Nun gilt es, härter zu werden. Die Mittel finden sich – Kraftsport, Drogen, Rap. Und bald sind es neue „Kleine“, die sich verstecken müssen. Hendrik Bolz fand mit seinem „authentisch-derben Ton“ (so der Deutschlandfunk) den Respekt des Feuilletons. So begeisterte sich die Süddeutsche Zeitung am „rhythmisch-strukturierten, pointierten Flow der Sprache“. Das ist harte Rapper-Schule, schließlich zog Hendrik Bolz als Duo „Zugezogen Maskulin“ mit dem Kollegen Grim 104 jahrelang durch die Clubs.

Passenderweise moderiert den Abend im Konzertsaal des Gdanska Jan Kawelke, Host des einschlägigen WDR-Cosmo-Podcast „Machiavelli – Rap und Politik“. Der einzige Auftritt von Hendrik Bolz im Ruhrgebiet kostet für das Literaturhaus außergewöhnliche 20 Euro (im Vorverkauf 17 Euro), Anmeldung über die Homepage literaturhaus-oberhausen.de.