Oberhausen. Boris van Benthem ist Experte für IT-Sicherheit bei der Stadt. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine rückt das Thema neu in den Blick.

Der Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf die Ukraine wird von digitalen Attacken auf europäische IT-Strukturen begleitet. Der städtische IT- Spezialist Boris van Benthem äußert sich zur aktuellen Lage in Sachen IT-Sicherheit in Oberhausen.

Herr van Benthem, im Zuge des Krieges in der Ukraine haben sich offenbar die Risiken durch Attacken russischer Hacker deutlich erhöht. Hat die Stadt Oberhausen darauf reagiert und ihre Sicherheitsvorkehrungen nochmals erhöht?

Ja, im Zuge der aktuellen Lage wurden spezifische Maßnahmen eingeleitet. Regelmäßig entscheiden die Sicherheitsexperten, welche Maßnahmen sinnvoll in die Infrastruktur eingebracht werden können, um in der dynamischen Lageentwicklung aktuell zu bleiben.

Hat es in jüngster Zeit konkrete Attacken aus Russland gegeben?

Viel Erfahrung zur IT-Sicherheit

Boris van Benthem arbeitet seit zweieinhalb Jahren bei der Stadt Oberhausen. In seiner beruflichen Laufbahn war er zuvor mehr als 15 Jahre in der Beratung von IT-Organisationen hinsichtlich Organisation, Technologie und Finanzen tätig.

Neben dem Bachelor in Informatik und dem Master in E-Business ist er ebenfalls Master in Wirtschaftspsychologie.

Angreifer nutzen Techniken, um beispielsweise ihre tatsächliche Herkunft zu verschleiern, das macht eine Zuordnung schwierig. Darüber hinaus werden Sie sicherlich Verständnis dafür haben, dass wir mit diesen Informationen vertraulich umgehen.

Im Herbst haben Sie im Interview mit unserer Redaktion erwähnt, dass die Einrichtung eines kommunalen CERT (Computer Emergency Response Team) in NRW beschlossen ist. Hat es in diesem Punkt Fortschritte gegeben?

Das kommunale CERT NRW ist mit ersten Aufgaben ins Leben gerufen worden. Im ersten Schritt werden insbesondere auch im Rahmen der aktuellen Lage Informationen zu Schwachstellen und konkreten Bedrohungen im kommunalen Verbund geteilt.

Wie schätzen Sie persönlich die konkreten Risiken für die städtische IT-Sicherheit durch Hackerangriffe, insbesondere aus Russland, derzeit ein?

Grundsätzlich ist eine Bedrohung für die IT-Sicherheit immer gegeben und die aktuelle Lage in der Ukraine fordert entsprechende zusätzliche Aufmerksamkeit auf dem Thema.

Der Wittener Bürgermeister Lars König hat nach der jüngsten IT-Attacke, die im Herbst 2021 seine Verwaltung lahmgelegt hat, allen Kommunen in Deutschland geraten, auf ihre IT-Sicherheit höchsten Wert zu legen und dafür Geld in die Hand zu nehmen. Stimmen Sie zu?

Der Fortschritt in der Digitalisierung erfordert, immer auch das Thema IT-Sicherheit mit zu betrachten. Dies gilt für alle Investitionsentscheidungen. Daher gehen zum Beispiel mit den Investitionen im Rahmen des Glasfaserausbaus und des Digitalpakt Schule auch Investitionen im Bereich der IT-Sicherheitssysteme einher und sind entsprechend einkalkuliert. Neben den Investitionen ist es insbesondere wichtig, auch in Fortbildungen der eigenen Experten zu investieren und das Bewusstsein zur IT-Sicherheit aller Mitarbeiter kontinuierlich weiterzuentwickeln.