Oberhausen. Alina Volik aus Oberhausens Partnerstadt Saporishja zeigt auf Tiktok ihr Leben im Krieg – und erreicht damit Millionen von Menschen.

Sirenen heulen im Hintergrund, ein Rucksack mit Notfallgepäck steht jederzeit bereit. Auf den Straßen sind die meisten Fenster versiegelt, damit sie bei einem Bombenangriff nicht zersplittern. Videos von Szenen wie diesen sind auf dem Tiktok-Kanal der 18-jährigen Alina Volik aus Saporishja zu sehen; sie teilt Ausschnitte ihres Alltags auf dem beliebten Videoportal Tiktok mit der ganzen Welt. Der Kriegsausbruch vor knapp drei Wochen kam auch für sie völlig überraschend, erklärt sie in einem ihrer Videos. Ein Blick auf ihr Tiktok-Profil zeigt den dramatischen Lebenswandel in den vergangenen Wochen.

Aus Urlaubsvideos werden Kriegsvideos

Mehr als eine Milliarde TikTok-Nutzer

Mit der TikTok-App können Nutzer kurze Videoclips online stellen, die dann weltweit angesehen, kommentiert und geteilt werden können. Besonders beliebt ist eine musikalische Unterlegung der Videos und das Hinzufügen von Spezialeffekten (Filtern).

Mithilfe der Nutzung von Hashtags können Videos bestimmten Kategorien zugeordnet werden, die von den Nutzern dann leichter gefunden werden – beispielsweise #ukraine.

Nach eigenen Angaben des chinesischen TikTok-Entwicklers ByteDance nutzten im Jahr 2021 mehr als Milliarde Menschen die Video-Plattform.

Es ist Anfang Februar: Fröhlich und unbeschwert lächelt Alina in die Kamera, während sie mit zwei Flugtickets in der Hand wedelt und sich auf ihren nächsten Urlaub in Spanien freut. So wie viele andere junge Erwachsene in ihrem Alter zeigt die Ukrainerin ihren Fans auf Tiktok, was sie alles auf ihren Reisen nach Madrid, Istanbul oder Kairo erlebt. Pyramiden, Kamele, blaues Wasser: Noch am 19. Februar postet sie ein Video von ihrem letzten Urlaub in Ägypten, schreibt, wie schön das Land ist. Fünf Tage später ist plötzlich alles anders.

Verschiedene Kurzvideos zeigen, wie sich das Leben im Krieg für Alina Volik verändert hat
Verschiedene Kurzvideos zeigen, wie sich das Leben im Krieg für Alina Volik verändert hat © Screenshot des Profils von Alina Volik / @alina__volik

„Russland hat uns die Freiheit genommen“ ist am Anfang eines Videos über den Kriegsalltag zu lesen. Alina erklärt, dass sie jederzeit bereit sein muss, in einen nahe gelegenen Bunker zu fliehen, um sich vor russischen Angriffen zu schützen. Dafür schlafe sie sogar nachts immer mit Klamotten – die Sirenen könnten schließlich zu jeder Uhrzeit losgehen. Die 18-Jährige ist nicht die einzige Tiktok-Nutzerin, die die Plattform nutzt, um über das Leben im Krieg zu informieren. Tiktok Analytics zeigt, dass Beiträge mit dem Hashtag #Ukraine weltweit bereits über 30 Milliarden Mal angesehen wurden.

Selenskyj: „Tiktok kann dabei helfen, den Krieg zu beenden“

Sogar der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wandte sich Berichten der Tagesschau zufolge in einer Rede bereits an Tiktoker und meinte, dass diese dabei helfen könnten, den Krieg zu beenden. So nähmen soziale Medien im ukrainisch-russischen Krieg eine wichtigere Stellung denn je ein, da sie als Kommunikationsmedium dienen, um auch russische Nutzer zu erreichen und über die Situation in der Ukraine aufzuklären. Hierbei sollte erwähnt werden, dass soziale Medien wie Tiktok immer häufiger zu Propagandazwecken genutzt werden – da Alina Volik vor Kriegsbeginn jedoch einen reinen Reiseblog auf Tiktok zeigte, ist davon auszugehen, dass ihre Berichte und Videos glaubhaft sind.

Alina will nach eigener Aussage die Chance nutzen, die russische Propaganda durch ihre Videos zu widerlegen. Ihre Videos haben mittlerweile mehr als 25 Millionen Aufrufe, zudem folgen ihr über 77.000 Menschen. Sogar der Spiegel berichtete bereits über die 18-Jährige. In den Kommentaren zu ihren Videos beten die Nutzer für sie und machen ihr Mut, stark zu bleiben.