Oberhausen. Das soziokulturelle Zentrum in der Zinkfabrik lässt Konzerte und Lesungen wieder aufleben und bietet Highlights von Max Goldt bis The Delines.

Die Disco-Formate sind schon zurück im Zentrum Altenberg und auch der (jedenfalls zu Vor-Corona-Zeiten) besonders beliebte Feierabendmarkt unter dem Dach der einstigen Zinkfabrik „Vieille Montagne“ kündigt sich für Donnerstag, 17. März, an. Fehlen also nur noch die konzertanten Glanzlichter und gelegentlichen literarischen Highlights – und auch für sie wird es wieder Zeit an der Hansastraße 20.

Einen feinen Auftritt verdankt das soziokulturelle Zentrum sogar mittelbar der „Last Domino?“-Tournee der Weltstars Genesis: Weil Gitarrist Mike Rutherford derzeit die Arenen seiner britischen Heimat bespielt, hat seine Zweitband Mike + the Mechanics logischerweise Pause. So ergibt sich die Chance, an einem blauen Montag, 4. April, um 20 Uhr den „Mechaniker“ Andrew Roachford auf einer kleinen Bühne aus nächster Nähe zu erleben. Mit der „Twice in a Lifetime“-Tour greift der 57-jährige Sänger und Multiinstrumentalist seine Solo-Karriere wieder auf. Schließlich ist der größte Solo-Hit des Londoners, das rasant abfedernde „Cuddly Toy“, auch schon 34 Jahre alt.

Noch besser als die Texte von Max Goldt ist ihre Lesung durch Max Goldt, den Entertainer unter den Literaten.
Noch besser als die Texte von Max Goldt ist ihre Lesung durch Max Goldt, den Entertainer unter den Literaten. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Ob als „Mechanic“, bei denen er sich das Gesangsmikrofon seit einem Jahrzehnt mit Tim Howar teilt, oder mit seiner eigenen Band Roachford: Die Doppel-Karriere stand auf der Kippe, weil sich der enorm wandlungsfähige Sänger 2018/19 lange von einer komplizierten Stimmbandoperation erholen musste. Sein neues Album „Twice in a Lifetime“ allerdings belegt: Andrew Roachford ist stimmlich und musikalisch wieder obenauf – und verspricht unter eigenem Namen obendrein mehr Soul und Funk als mit den „mechanischen“ Softrock-Cruisern.

Der Literat als Comic-Held und Entertainer

Kontrastprogramm noch in derselben Woche: Am Samstag, 9. April, um 19 Uhr liest Max Goldt unter dem Sheddach der Zinkfabrik. „Max Goldt gehört gelesen, gerühmt und ausgezeichnet“ – ein Lob aus berufener Feder, nämlich vom für „Tyll“ und frühere Werke vielfach preisgekrönten Daniel Kehlmann. Und der FAZ-Kritiker erhob die Live-Auftritte des 64-jährigen Literaten, Musikers und sogar Comic-Helden noch über dessen gedrucktes und gebundenes Werk: „Max Goldt zu hören ist doppelter Genuss, denn seine Kolumnen sind eigentlich Lyrics, die des Interpreten bedürfen.“ Denn wer sowohl zum Träger des Kleist-Preises wie des Hugo-Ball-Preises avancierte, bei dem gehen eben poetische Klasse und grotesker Humor Hand in Hand.

Nordischer Blues: Das dänische Septett Thorbjörn Risager and the Black Tornado um den schlaksigen Sänger mit der tiefschwarzen Stimme.
Nordischer Blues: Das dänische Septett Thorbjörn Risager and the Black Tornado um den schlaksigen Sänger mit der tiefschwarzen Stimme. © Christoffer Askman

Der April bleibt ein starker Monat im Zentrum Altenberg: Auch Thorbjörn Risager and the Black Tornado sind eine nachdrückliche Empfehlung wert – wie ihr Auftritt beim „Freistil“-Kultursommer bewiesen hatte. Die Band des 50-jährigen Dänen mit ihrer starken Bläserfraktion stellt dem von Risager gepflegten Blues fetzige Anteile von R’n’B, Soul und Rock an die Seite: So wird der tiefschwarze Klagegesang zum mitreißenden Vergnügen – zu erleben am Freitag, 22. April um 20 Uhr.

Der Romancier als Country-Sänger

Nur vier Tage später präsentieren die qualitätsbewussten Macher des „Static Roots“-Festivals mit The Delines eine weit gereiste literarisch-musikalische Kombination: Denn Kopf der Band aus Portland an der US-Pazifikküste ist mit Willy Vlautin ein fein beobachtender Erzähler, der bisher sechs beachtliche Romane veröffentlichte, von denen zwei verfilmt wurden. Versteht sich, dass auch die Songs des 55-Jährigen als gesungene „Kurzgeschichten“ daherkommen. Ihre stimmgewaltige Co-Interpretin im „Delines“-Septett ist die Sängerin Amy Boone. Als „Retro Country Band“ beschreiben Vlautin und Co. selbst ihre Musik, die viele Americana-Spielarten in sich vereint: zu erleben am Dienstag, 26. April, um 20 Uhr.

Country Noir im Zentrum Altenberg: In „The Delines“ singen Amy Boone und Willy Vlautin die Song-Geschichten des erfolgreichen Romanciers.
Country Noir im Zentrum Altenberg: In „The Delines“ singen Amy Boone und Willy Vlautin die Song-Geschichten des erfolgreichen Romanciers. © Summer Luu

Und weil der Frühling in Irland am schönsten ist, darf man sich im Zentrum Altenberg schon mal auf den Mai vorfreuen: Am Mittwoch, 11. Mai, um 20 Uhr gastiert die Akkordeonistin Sharon Shannon (als junges Tasten-Talent einst in den Reihen der „Waterboys“ von Mike Scott) während ihrer „Celebrating 30 Years“-Tournee. Die spielfreudige 53-Jährige von der irischen Westküste hatte bisher noch wenig Gelegenheit, ihr jüngstes Album „The Reckoning“ live vorzustellen – und dürfte entsprechend mitreißend zu den Jigs und Reels aufspielen.

Konzertkarten gibt’s von 20 bis 30 Euro

Noch nicht für alle Termine hat das Zentrum Altenberg die Preise an der Abendkasse festgelegt: Sie dürften zwischen drei und sechs Euro über den Vorverkaufspreisen liegen – der sich ohnehin empfiehlt, um nicht vor womöglich ausverkauftem Haus umkehren zu müssen.

Karten für Roachfords „Twice in a Lifetime“ kosten 30 Euro, für die Lesung mit Max Goldt 18 Euro, für die Tornados von Thorbjörn Risager 22 Euro, für The Delines 20 Euro und für Sharon Shannon 23 Euro.

Weitere Infos gibt’s unter 0208 859 780 oder online zentrumaltenberg.de