Oberhausen. Oberhausen plant, das Areal rund ums Centro in den kommenden 20 Jahren zu einem ganz neuen Stadtquartier umzubauen. Das Projekt in der Übersicht.

Oberhausen ist nicht Paris und die Osterfelder Straße nicht die berühmte Avenue des Champs Élysées. Doch groß zu denken hat sich die Stadtspitze ausdrücklich auf die Fahne geschrieben, beim frisch erstellten „Masterplan Neue Mitte“. Und so soll denn die Osterfelder Straße Oberhausens neuer städtischer Boulevard werden: dicht mit Bäumen begrünt, Restaurants und Geschäfte sollen sich ansiedeln, Büros und Wohngebäude gebaut werden. Die ersten Bäume könnten noch in diesem Jahr gepflanzt werden.

Rund ein Jahr lang haben die Stadtplaner des renommierten Frankfurter Büros Albert Speer + Partner (AS+P) am neuen Masterplan für die Neue Mitte getüftelt. Ziel: In den kommenden 20 Jahren soll sich das Gebiet rund um das Centro zu einem echten Stadtquartier entwickeln: Gäste sollen in neuen Freizeit-Attraktionen ihren Spaß haben, junge Unternehmen sollen sich ansiedeln, Familien sollen in der Neuen Mitte im Grünen wohnen, die Kinder sollen hier Kitas und eine neue Grundschule besuchen. Der Plan, die Osterfelder Straße zu einem attraktiven Boulevard umzubauen, ist nur ein Puzzlestück des Gesamtkonzeptes. Weitere Ideen im Überblick:

Wohnen in der Neuen Mitte

Rund 3800 Menschen sollen im neuen Wohngebiet auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände leben – aufgeteilt in zwei Quartiere. Zwei bis drei Kindergärten sind vorgesehen, ebenso eine neue Grundschule. Die genauen Standorte sind noch unklar, „sollen aber definitiv im Planungsgebiet liegen“, erklärt Stadtplaner Frank Höf von AS+P. Das Areal soll als verkehrsberuhigte Zone eingerichtet werden, an eine neue Straßenbahn-Linie angebunden werden und einen eigenen Haltepunkt für den Zugverkehr erhalten.

Straßenbahnlinie 105

Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 von der jetzigen Endstation an der Stadtgrenze zu Essen „ist ein Muss“, stellt Höf klar. Die Strecke soll von der Unterstraße über Hausmannsfeld und die neuen Wohngebiete verlaufen und entweder parallel zur Bahntrasse oder über Teile des Brammenrings dann an die ÖPNV-Trasse am Centro heran- und weitergeführt werden.

Urbane Seilbahn

Die Neue Mitte hat ein immenses Verkehrsproblem, zu viele Autos verstopfen die Straßen. Abhilfe soll auch eine Seilbahn schaffen. Sie soll den Bahnhof in Essen-Dellwig mit Anschluss an den Regionalverkehr mit der Neuen Mitte verbinden. Ein zusätzliches Teilstück der Seilbahn soll von einem neu zu errichtenden riesigen Parkhaus auf der anderen Kanalseite, dem sogenannten „Mobility Hub“, bis zum Centro fahren.

Über den Zwischenstand der Planungen informierten Oberbürgermeister Daniel Schranz (rechts) und Strategiedezernent Ralf Güldenzopf zuletzt im Juni 2021.
Über den Zwischenstand der Planungen informierten Oberbürgermeister Daniel Schranz (rechts) und Strategiedezernent Ralf Güldenzopf zuletzt im Juni 2021. © Stadt Oberhausen | TOM THOENE

Großes Parkhaus am Kanal

Die Idee hinter diesem Mobility Hub: Besucherinnen und Besucher sollen außerhalb der Neuen Mitte parken, um mit ihren Autos nicht die Straße zu verstopfen. Als „Verkehrs-Drehscheibe“ bezeichnet Stadtplaner Frank Höf dieses Parkhaus. Wer nicht mit der Seilbahn fahren möchte, soll von dort auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad über neu angelegte Wege bis in die Neue Mitte gelangen können. Höf schränkt jedoch ein: Von allen Ideen sei der Mobility Hub noch die unsicherste. Über eine Machbarkeitsstudie muss zunächst geprüft werden, ob das Vorhaben überhaupt realisierbar ist.

Rad- und Fußwege

Das Rad- und Fußwegenetz soll deutlich ausgebaut werden. Dazu gehören zwei neue Brücken über der dann zum Boulevard ausgebauten Osterfelder Straße, die das ehemalige Stahlwerksgelände mit dem Centro verbinden sollen. Auch eine Landschaftsbrücke zum Gehölzgarten Ripshorst ist geplant.

Neue Uferpromenade

Zum Rad- und Fußwegenetz soll eine neue Uferpromenade entlang des Rhein-Herne-Kanals gehören. Die Wege sollen breiter werden, neue Beleuchtungen sollen die Wege vor allem an Brücken attraktiver machen. An Treppen sichern neue Rampen die Barrierefreiheit, eine neue Brücke an der Marina soll dafür sorgen, dass Radler und Fußgängerinnen nicht mehr umständlich um den Hafen herum müssen, um zum Kanalufer zu gelangen.

Neue Fläche für Freizeit-Attraktion

Hinter der Arena schlummert ein „unschöner Parkplatzbereich“, wie Stadtplaner Höf urteilt, einen Dornröschen-Schlaf. Statt die Schotterfläche bis auf wenige Konzert-Ausnahmen brach liegenzulassen, könnte sich hier ein weiterer Freizeit-Anbieter ansiedeln. Konkrete Anfragen gibt es bislang nicht, doch die Fläche soll schon einmal aufbereitet werden.

Die Finanzierung

Wie teuer die Umsetzung der vielen Ideen sein wird, steht noch in den Sternen. Stadtplaner Frank Höf und der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz weisen aber darauf hin, dass die Stadt die Kosten nicht allein stemmen muss, vieles hänge von Investoren ab. Die Wohnquartiere auf dem alten Stahlwerksgelände beispielsweise würden von der Privatwirtschaft realisiert, Oberhausen schaffe die Grundlagen und habe die Planungshoheit.

Masterplan Neue Mitte: Bürgerinformation

Der „Masterplan Neue Mitte“ ist erstellt, nun geht er in die politischen Gremien, um dort diskutiert zu werden. In den jeweiligen Fach-Ausschüssen haben die Politikerinnen und Politiker die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Kritik zu äußern. In der Ratssitzung am 16. Mai 2022 soll dann entschieden werden, ob die Stadt den vorgeschlagenen Weg einschlägt.

Für die Bürgerinnen und Bürger ist eine Online-Informationsveranstaltung geplant: Am Mittwoch, 2. März, präsentiert Oberbürgermeister Daniel Schranz den Plan mit einem Experten des Planungsbüros persönlich. Interessierte haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Los geht’s um 18 Uhr über das Online-Programm Zoom. Eine Anmeldung ist per Mail nötig: neuemitteob@icm.de.