Oberhausen. Als ein Lieblingsgast des Literaturhauses präsentiert die Poetin ihr neues Langgedicht „Nahezu nichts gelingt“ – ein höchst gelungenes Werk.
Mit dem „Langgedicht“ ihres aktuellen Buches „Nahezu nichts geling“ fügt sich die Lyrikerin Lütfiye Güzel überraschend pointiert ins Jahresthema des Literaturhauses Oberhausen – das sich 2022 vor allem „Erzählungen“ widmet. Die Duisburgerin Güzel, die ihre sämtlichen Werke im Selbstverlag publiziert, besucht als ein Lieblingsgast der Literaturhäusler am Freitag, 11. Februar, um 19 Uhr das neue Vereinsdomizil im Gdanska-Theater (Eingang im Hof, Zugang von der Gutenbergstraße 8).
In Hamborn geboren und zweisprachig in Marxloh aufgewachsen, studierte Lütfiye Güzel einige Semester an der Universität ihrer Heimatstadt – und wählte das Dasein als freischaffende Lyrikerin und Autorin. In ihren Texten, Gedichten und Kurzprosa, reflektiert sie existenzielle Themen wie Herkunft, Einsamkeit oder Armut, die sie in Beobachtungen des Alltags an sozialen Brennpunkten im Ruhrgebiet einbettet. Diese Texte zur Revier-Tristesse mit ihrem lakonischen Ton fanden sich schon eingereiht in eine – sehr männliche – Tradition von William Carlos Williams bis Charles Bukowski.
Die spätere Literaturpreisträgerin Ruhr verteilte anfangs ihre Texte auf losen Blättern oder als Aufkleber und publizierte sie in Literaturzeitschriften und Stadtmagazinen. 2012 erschienen mit „Letʼs go Güzel!“ und „Herz-Terroristin“ ihre ersten beiden Bücher. Die 50-Jährige zeigte sich früh als Meisterin der kleinen Form; die beiden ersten Bände trafen auf große Resonanz bei Publikum und Presse.
Der dunkle Blick auf Marxloh
Nach dem dritten Band „Trist olé!“, ebenfalls geprägt vom desillusionierten Duisburger Lebensgefühls, verabschiedete sich Güzel von gängigen Verlagspraktiken und veröffentlicht seit 2014 ihre Novellen, Gedichte und Selbstgespräche unter ihrem eigenen Label „Go Güzel Publishing“.
2016 erschien die Novelle „Oh, No!“, in der Marxloh als Ort ihrer Herkunft im Mittelpunkt steht: „Die Polizisten trauten sich da nicht mehr rein. Nur noch die Ratten, behauptete man. Menschen, die jeden Tag aufwachten, in die Schule gingen, zur Arbeit, die klauten, kämpften, schlugen, betrogen, halfen, sprangen, schlichen, drückten, unterdrückten, starben, rasten, Blumen kauften, hetzten, heirateten, einkauften, schliefen, alle und alles Ratten.“
Nach dem limitierten Handzettel-Buch „Elle-Rebelle“ (2017) folgte „Nix Meer“ (2018), ein Langgedicht über Melancholie und Weltschmerz. Zuletzt brachte Güzel ihren Gedichtband „dreh-buch“ (2019) heraus, 50 fragmentarische Texte als Skizzen für ein Drehbuch. 2021 erschien ihr aktuelles Buch „Nahezu nichts gelingt“ mit dem die Wortakrobatin den verzagten Titel dieses Langgedichts eindrucksvoll widerlegt.
Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 5 Euro, Anmeldung erforderlich, online via literaturhaus-oberhausen.de