Oberhausen. Fahren oder absagen? In NRW sind Klassenfahrten nicht verboten, doch wegen Omikron voller Unwägbarkeiten. Ein Dilemma für die Schulen.

Die Schulen haben geöffnet, doch an einen ganz normalen Betrieb ist in der Pandemie nicht zu denken. Neben Masken, Tests und immer komplizierter werdenden Quarantäneregeln wird den Schulen auch eine gewichtige Entscheidung aufgebürdet: Darf eine Klassenfahrt stattfinden oder nicht? Diese bange Frage vieler Kinder, die sich mehr denn je nach einer Auszeit sehnen, muss auch in Oberhausen jedes Leitungsteam für sich entscheiden. Denn anders als in Niedersachsen oder Bayern, wo Klassenfahrten angesichts steigender Infektionszahlen verboten wurden, bleibt die Lage in NRW schwammig. Fahrten sind erlaubt – bei Stornierung werden keine Kosten übernommen. Ein Dilemma, das selbst an einer einzigen Schule zu gegensätzlichen Entscheidungen führen kann.

An der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Schmachtendorf blutet Schulleiter Werner Brücker gerade das Herz. „Wir haben fast alle Klassenfahrten abgesagt“, erklärt er. „Ich bedauere das total.“ Doch viel zu groß und unabwägbar seien die Risiken. Bei hohen Inzidenzen stehen mitreisende Lehrerinnen und Lehrer vor unlösbaren Fragen: Können Ausflüge überhaupt stattfinden? Und wie kommt ein Schüler, der sich vor Ort infiziert, schnell und sicher wieder nach Hause? Hinzu käme ein hoher bürokratischer Aufwand, da das Land bei einer Absage nicht einspringt und die Eltern deshalb versichern müssen, im Fall der Fälle zu bezahlen (oder ihre Reiserücktrittsversicherung zu aktivieren).

Erinnerungen, die man nie mehr vergisst

Umso stutziger macht es, wenn man von Werner Brücker erfährt, dass er seinen diesjährigen Abiturienten erlaubt hat, auf große Fahrt zu gehen – sogar nach Österreich, wo die Inzidenz bei 1000 liegt, in manchen Skiorten weit darüber. Der Schulleiter kann diese Ausnahme erklären: „Alle sind geimpft, ja sogar geboostert, und fast alle bereits 18 Jahre alt.“ Diese und eine andere – abgespeckte – Klassenfahrt wird es in diesem Schuljahr noch geben. In der Jahrgangsstufe sechs geht es für nur zwei Nächte in eine Unterkunft ganz in der Nähe.

„Ich bin schon 60 Jahre alt“, sagt Werner Brücker, „aber an meine Klassenfahrten kann ich mich noch gut erinnern“. Vor seinem inneren Auge tauchen Bilder aus Rom, aus England und von der Nordsee auf. „Das sind wichtige Bausteine in einer schulischen Laufbahn. Gerade am Anfang und in der Mittelstufe bringen solche Erlebnisse eine Gruppe zusammen. Und umso besser eine Gruppe funktioniert, desto besser sind die Lernerfolge.“

Hoffnung bis zuletzt

Bis zuletzt hätten sie an der Heinrich-Böll-Gesamtschule noch gehofft. Als andere aus Vorsicht das Thema längst gestrichen hatten, hätten sie noch tapfer weitergeplant. „Weil es uns so wichtig ist“, sagt Werner Brücker. Dies gelte nicht nur für ihn, sondern auch für die meisten im Team. „Die Lehrer hatten Lust, sie haben immer wieder nachgefragt. Und sie hätten auch den Arbeitsaufwand und die Verantwortung übernommen.“ Doch ein mutiertes Virus und eine Infektionswelle, die gerade jetzt ihren Höhepunkt zu erreichen scheint, machten alle Pläne zunichte.

Das Hin und Her geht seit zwei Jahren

Im Laufe der beinahe seit zwei Jahren laufenden Pandemie gab es viel Hin und Her für Lehrer, Schulkinder und Eltern. Hierzu gehörten auch die Regeln und Vorschriften bezüglich Klassenfahrten. Das Ergebnis waren oftmals nicht nur enttäuschte Mädchen und Jungen, sondern auch Jugendherbergen und andere in Existenznot.

In Nordrhein-Westfalen hat das Ministerium für Schule und Bildung im März 2020 angewiesen, bis zum Schuljahresende sämtliche Klassenfahrten, Studienfahrten und Schüleraustausche in vom Robert-Koch-Institut benannte Risikogebiete abzusagen. Für die Stornokosten wurden Finanzmittel bereitgestellt. Im Februar 2021, als es wieder in den Präsenzunterricht ging, wurden Klassenfahrten dann gänzlich verboten.

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