Oberhausen. Mann soll von seiner Ehefrau und seinem Sohn erstochen worden sein. Drei Monate später kommt es im Haus der Familie zu einer weiteren Attacke.

Der Tatort: ein Mehrparteienhaus in einer ruhigen Seitenstraße nahe der Heidekirche in Oberhausen-Osterfeld. Dort sind im vergangenen Jahr vermutlich schon lange schwelende Konflikte in einer unter dem gleichen Dach lebenden Familie gleich zweimal tragisch eskaliert. Die bittere Bilanz: ein Toter, seine Ehefrau und sein Sohn sitzen in U-Haft, eine Tochter ist in der Psychiatrie.

Rückblick auf den 16. September des vergangenen Jahres: Abends gegen 19.30 Uhr sucht das spätere Opfer seine getrennt lebende Ehefrau in deren Wohnung in dem Haus auf. „Es kam zu Streitigkeiten und körperlichen Auseinandersetzungen, bei denen der Mann durch Messerstiche tödlich verletzt wurde“, schreiben Polizei und Staatsanwaltschaft Duisburg später in einer Mitteilung über den Vorfall. Die Ehefrau (64) und der Sohn (31) sollen auf den 61-Jährigen eingestochen haben. Von „etlichen“ Stichen im „höheren zweistelligen Bereich“ spricht die Staatsanwaltschaft mittlerweile. Frau und Sohn werden festgenommen. Am Tag darauf wird Untersuchungshaft angeordnet, die bis heute andauert.

Ermittlungen wegen vollendeten Totschlags

Die beiden Tatverdächtigen haben laut Staatsanwaltschaft bislang „keine detaillierten Angaben“ zu der Attacke gemacht. Offen bleibt daher nicht nur die Frage nach dem Motiv, sondern auch die Frage nach der jeweiligen Tatbeteiligung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Vorwurfs des gemeinschaftlich begangenen, vollendeten Totschlags. Eine Anklage gibt es noch nicht. Nicht auszuschließen ist, dass sich die beiden in einem möglichen späteren Prozess darauf berufen könnten, in Notwehr gehandelt zu haben.

Dreieinhalb Monate später, am 29. Dezember, gegen 8 Uhr morgens, rückte die Polizei erneut zu dem Haus aus. Diesmal waren die beiden ebenfalls dort lebenden Töchter des Paares aneinander geraten. Eine 33-Jährige hatte ihre 43-jährige Schwester mit einem Messer angegriffen. Die Attacke machten die Ermittlungsbehörden noch am gleichen Tag öffentlich. Dass es einen Zusammenhang zwischen dem Tötungsdelikt vom September gibt, bestätigen sie aus ermittlungstaktischen Gründen aber erst jetzt. Auch die beiden Schwestern sollen sich beim Tod des Vaters im Haus aufgehalten haben.

Staatsanwaltschaft: Verdacht des versuchten Mordes

Die 33-Jährige kam nach dem Angriff auf ihre Schwester zunächst in Untersuchungshaft. Inzwischen ist sie vorläufig in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung untergebracht. Möglicherweise war sie zum Tatzeitpunkt schuldunfähig, was nun noch untersucht werden muss. Im Fall der 33-Jährigen geht es um den Verdacht des versuchten Mordes.

Ihre Schwester hatte bei der Attacke „erhebliche“ Verletzungen erlitten, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft. Mittlerweile habe sie das Krankenhaus aber wieder verlassen können. Die 43-Jährige soll nun wieder in dem Haus leben, in das der Großteil ihrer engsten Familienmitglieder wohl auf längere Sicht nicht mehr zurückkehren wird. Die Ermittlungen in beiden Fällen dauern an.