Oberhausen. Technik kann den Alltag Älterer erleichtern. Doch viele schrecken davor zurück. In Oberhausen kann man bald in einem Modellhaus alles austesten.

Das Licht geht an, sobald man aus dem Bett steigt und mit dem Fuß den Boden berührt. Nach einem Sturz lässt sich der Notruf mittels Sprachsteuerung anwählen. Aus einem vernetzten Lautsprecher tönt eine Warnung, wenn die Haustür noch offen steht oder das Bügeleisen nicht ausgeschaltet wurde.

Moderne Technik kann das Leben in den eigenen vier Wänden deutlich vereinfachen – gerade für Ältere und Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Da jedoch besonders älteren Menschen oft der Zugang zu Smartphones, Apps und Co. fehlt, sollen sie in Oberhausen die moderne Technik bald ausprobieren können: In der Sterkrader Innenstadt soll eine Modell-Wohnung entstehen, komplett vernetzt und technisch ausgerüstet.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Oberhausen verpassen? Dann können Sie hier unseren abendlichen und kostenlosen Newsletter abonnieren! +++

+++ Sie interessieren sich für Familien-Nachrichten aus dem Ruhrgebiet? Dann abonnieren Sie hier unseren Familien-Newsletter! +++

Die Oberhausener SPD hat diese Idee entwickelt und noch im vergangenen Jahr durch die zuständigen Fachausschüsse getragen. Nach einigen Diskussionen fiel in der letzten Ratssitzung des vergangenen Jahres dann die Entscheidung: Mit großer Mehrheit beschloss die Politik den Antrag – einzig die AfD stimmte dagegen.

Senioren sollen länger in der eigenen Wohnung leben

Offen ist das Angebot für jedermann, doch der Kern des SPD-Antrags liegt in der Unterstützung der Seniorinnen und Senioren der Stadt. „Smarthome-Lösungen sind nicht nur Spielereien für technikaffine Computernerds. Sie können den Alltag von Seniorinnen und Senioren erheblich erleichtern und dafür sorgen, dass Menschen länger und sicherer selbstbestimmt in ihrer eigenen Wohnung leben können“, erklärt Ercan Telli, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion.

Doch die Schwellenangst älterer Menschen, sich auf diese Technologien einzulassen, sei oftmals hoch. So sieht es auch sein Parteikollege Hans-Günter Wrobel, Sprecher der SPD im Oberhausener Seniorenbeirat: „Vielen ist die Technik zunächst einmal fremd. Sie fürchten sich vor Überforderung oder dass die Technik dann zu Hause das Kommando übernimmt.“

Mit dem Smartphone lassen sich viele technische Alltagshelfer steuern. Doch gerade ältere Nutzerinnen und Nutzer schrecken oft davor zurück.
Mit dem Smartphone lassen sich viele technische Alltagshelfer steuern. Doch gerade ältere Nutzerinnen und Nutzer schrecken oft davor zurück. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Wrobel setzt auf das zwanglose Ausprobieren der Technik in der noch einzurichtenden Muster-Wohnung. Der eigenen Erfahrung vertraue man eben deutlich mehr als Broschüren oder Werbefilmen. Das „Smart-Haus der offenen Tür“, so der Arbeitstitel, soll in der Sterkrader Innenstadt eingerichtet werden, möglichst in einem derzeit leerstehenden Ladenlokal. Die Verwaltung soll, so hat es der Rat nun entschieden, die Muster-Wohnung planen und einrichten.

Die Technik soll die gesamte Bandbreite an Möglichkeiten abdecken, die es derzeit gibt: Von vergleichsweise günstigen Freisprecheinrichtungen fürs Smartphone bis hin zum vernetzten Alarmsystem, über das beispielsweise auch die Angehörigen benachrichtigt werden können – etwa, wenn über einen längeren Zeitraum das Licht nicht eingeschaltet wurde. Die Angehörigen können dann mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der smarten Wohnung Kontakt aufnehmen und prüfen, ob alles in Ordnung ist.

Auch skeptische Fragen

Die große Mehrheit des Rates stimmte in der letzten Dezembersitzung 2021 mit großer Mehrheit für den SPD-Antrag, in der Sterkrader Innenstadt eine Muster-Wohnung mit dem Schwerpunkt „Smarthome“ einzurichten. Dabei hatte es in den zuständigen Fachausschüssen zuvor durchaus auch skeptische Fragen gegeben.So legte die CDU etwa im Digitalisierungsausschuss Wert drauf, das Angebot explizit nicht nur für Senioren, sondern auch für jüngere Menschen zu öffnen. Und große Hersteller sollen das Smarthome nicht für ihre Werbezwecke missbrauchen dürfen.Die SPD passte ihren Antrag dementsprechend leicht an – und kam am Ende mit ihrem Antrag durch.

Für Planung und Einrichtung des Smart-Hauses kalkuliert die SPD rund 50.000 Euro ein. Die Kosten sollen durch das Förderprogramm „Change City Oberhausen – Maßnahme 2: Selbstbestimmt im Quartier – bis ins hohe Alter“ finanziert werden. Die Stadt soll zudem auch das lokale Handwerk und den Handel vor Ort ansprechen, die möglicherweise Anschauungsmaterial kostenfrei oder zumindest günstig zur Verfügung stellen könnten – als Werbemöglichkeit, Kundinnen und Kunden zu gewinnen.