Oberhausen. Impfgegner ziehen am Mittwochabend durch Oberhausen. Gegendemonstranten protestieren lautstark – und feiern einen leisen Sieg.

Mit Weihnachtsliedern und Parolen wie „Wir lassen uns nicht zur Impfung zwingen“ aus den Lautsprecher-Boxen demonstrierten am Mittwochabend nach Schätzung der Polizei rund 400 Menschen in Oberhausen gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen. Auf dem Altmarkt in der Innenstadt, aber auch während ihres angemeldeten „Spaziergangs“ durch die Stadt stießen sie dabei auch auf lautstarken Gegenprotest.

„Euretwegen müssen wir doch schließen, weil Ihr Euch nicht impfen lasst“, rief ihnen etwa der Betreiber einer Kneipe zu. Er blickte in verdutzte Gesichter, die wortlos vorbeizogen. Die Antwort der Impfgegner kam ein paar Straßenecken weiter, aus dem Lautsprecher der Organisatoren: „Ich bin gesund und lieber pleite.“

AfD-Fraktionschef gesellt sich zu den Impfgegnern

Gut anderthalb Stunden bewegte sich der Zug durch die Stadt, vom Altmarkt unter anderem über die Stöckmann- und Hermann-Albertz-Straße, Gewerkschafts- und Christian-Steger-Straße. Über den Nachrichtendienst Telegram hatten sich die Impfgegner zum Protest in Oberhausen verabredet. Antifaschistische Gruppen wie „Es reicht – Oberhausen solidarisch gegen Rechts“ hatten zum Gegenprotest aufgerufen.

Auf dem Altmarkt trafen beide Gruppen aufeinander. Bis auf einige Pöbeleien blieb es aus polizeilicher Sicht ruhig. Auch nach Ende des Spaziergangs meldeten die Sicherheitskräfte: keine Zwischenfälle. Politische Unterstützung gab es für beide Seiten: Unter den Gegendemonstranten war unter anderem Linken-Fraktionschef Yusuf Karacelik, zu den Impfgegnern auf der anderen Seite gesellte sich der Oberhausener AfD-Fraktions-Vorsitzende Wolfgang Kempkes.

Impfgegner irritieren mit Nazi-Vergleich

Schon auf dem Altmarkt irritierten Teilnehmer der Corona-Demo mit kruden Vergleichen mit dem Nationalsozialismus. Unterwegs tönte es ähnlich irritierend aus den Lautsprechern des Begleitfahrzeuges mit Hagener Kennzeichen: Man könne in diesem Land ja nicht mehr „ordentlich ersaufen“ oder „erschossen werden“ – man zähle sofort zu den Coronatoten. Unbeteiligte Passanten runzelten die Stirn. Andere nahmen dagegen die Flyer der Demonstranten gerne entgegen.

Einen leisen „Sieg“ feierten die mit rund 50 Teilnehmenden zahlenmäßig deutlich unterlegenen Gegendemonstranten noch vor dem Protestzug: „Impfen statt schimpfen“ hatten sie auf den Boden geschrieben – just an der Stelle, an der sich später die Impfgegner versammeln sollten. Für Vorbeigehende sah es aus wie eine Versammlung, die fürs Impfen demonstriert, mit Herzchen-Luftballons und blinkenden Weihnachtslichtern.