Oberhausen. Der Oberbürgermeister will die Öffnung der Oberen Marktstraße für den Autoverkehr vorantreiben. Aus der bislang vagen Idee soll 2022 mehr werden.

Im nächsten Jahr soll neue Bewegung in ein Thema kommen, das in der Innenstadt-Debatte schon lange Zeit eine herausragende Rolle spielt, auch wenn es nie praktisch wurde: Die Idee einer Öffnung der oberen Marktstraße in Alt-Oberhausen für den Autoverkehr soll 2022 konkreter werden.

Das hat Oberbürgermeister Daniel Schranz jetzt in einer Videokonferenz mit der Redaktion gesagt. Man könne das Thema inzwischen schon als einen „Evergreen“ der kommunalpolitischen Debatte betrachten, meinte Schranz. Aber: Das solle nicht so bleiben. Im Jahr 2022 könnten wichtige Weichenstellungen für das Vorhaben erfolgen.

Der Oberbürgermeister erwartet für 2022 ein Nutzungskonzept für die Marktstraße. Zugleich soll die Debatte um eine Öffnung der oberen Marktstraße auch in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) intensiviert werden.

Schranz verwies auf bereits erzielte Erfolge an der Einkaufsachse in Alt-Oberhausen. Die Ansiedlung des Lehrerseminars, die Einrichtung der neuen gemeinsamen Anlaufstelle von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) oder auch die großflächige Reinigung des Pflasters – all das seien Pluspunkte, die sich bereits positiv auf die Wahrnehmung der Marktstraße ausgewirkt hätten. Der Oberbürgermeister: „Doch das reicht noch nicht aus. Wenn man mit den Menschen spricht, erfährt man, dass die Marktstraße oft immer noch krisenhaft wahrgenommen wird. Das müssen wir ändern.“

„Shared Space“ auf der östlichen Einkaufsachse?

Die Marktstraße könnte also in ihrem östlichen, breiteren Teil hin zur Mülheimer Straße in der ersten Hälfte des Jahrzehntes für den Autoverkehr geöffnet werden. In welcher Form das geschieht, ist derzeit allerdings noch völlig offen: ob als „Shared Space“ (Autofahrer und Fußgänger teilen sich entsprechend ausgewiesene Flächen) oder in klassischer Trennung von Autoverkehr und Passanten.

Traditionelle Einkaufsadresse

Die Marktstraße in Alt-Oberhausen zählt zu den alten, traditionellen Einkaufsachsen im Ruhrgebiet, ähnlich wie die Königstraße in Duisburg oder die Kettwiger Straße in Essen.Mit der Eröffnung des Centros im September 1996 geriet sie in einen Abwärtsstrudel. Ihr ist es seitdem nicht gelungen, als Einkaufsadresse auf Augenhöhe mit dem Centro wahrgenommen zu werden.

Viele Geschäftsleute in diesem Bereich versprechen sich von einer Öffnung für den Fahrzeugverkehr eine deutliche Belebung, leidet doch gerade die obere Marktstraße unter einer geringen Kundenfrequenz. Auf den übrigen Abschnitten der Alt-Oberhausener Einkaufsachse ist an den meisten Tagen deutlich mehr los. Das kann jeder mit einem Blick erkennen, der dort unterwegs ist. Die Pandemie hat jetzt an vielen Tagen zu einer zusätzlichen Verödung des östlichen Teils der Marktstraße geführt. Der Handlungsdruck ist gestiegen.

Der Oberbürgermeister warnte in der Videokonferenz mit unserer Redaktion allerdings vor vorschnellen und zu großen Erwartungen: „Ich will nicht sagen, dass schon 2022 die Autos über die obere Marktstraße rollen.“ Aber Schranz machte deutlich, dass aus dem Evergreen der Oberhausener Innenstadt-Debatte nun endlich ein konkreter Plan werden könnte, der im Zusammenwirken mit einem intensivierten Brückenschlag-Förderprogramm für Alt-Oberhausen und Lirich die alte Mitte der Stadt deutlich voranbringen soll.