Oberhausen. Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) hebt die Gaspreise ab 2022 für die meisten Privatkunden sehr stark an. Einigen hilft ein Tarifwechsel.

Ab 1. Januar 2022 müssen die Gas-Kunden der Energieversorgung Oberhausen (EVO) mit einem durchschnittlichen Haushaltsverbrauch zwischen 10 und 20 Prozent mehr Geld für ihre warme Wohnung und ihr warmes Wasser zahlen. Das ergeben unsere und unternehmensinterne Berechnungen der Gastarife 2021 und 2022.

Doch es gibt für etliche Kunden eine gute Möglichkeit, den drastischen Preisanstieg abzumildern – durch einen Tarifwechsel innerhalb des EVO-Systems. Damit lassen sich für einen Musterhaushalt immerhin rund 170 Euro im Jahr sparen. Das ermittelte die EVO nach einer Anfrage der Redaktion zu Spar-Tipps für Oberhausener.

Sparen mit den Spezialgastarifen der EVO möglich

Hintergrund ist der Unterschied zwischen dem Erdgas-Grundversorgungstarif und Sonderverträgen mit Spezialtarifen (bei der EVO „TOB-Gas“ genannt). Die Gaspreise in der Grundversorgung sind bei der EVO immer höher als in den Spezialtarifen. Deshalb haben zwar die meisten Kunden der EVO einen günstigeren Sondertarif mit der EVO abgeschlossen, aber eben nicht alle: 25 Prozent, ein Viertel der EVO-Kunden, hängen noch im teuren Grundversorgungstarif fest.

Wie sich das auswirkt, zeigt sich an Beispielen: Bei einem jährlichen Verbrauch von 10.000 kWh zahlt ein Haushalt in der Grundversorgung 1087 Euro, im Sondertarif 1005 Euro – also 82 Euro weniger, fast acht Prozent. Bei einem Verbrauch von 20.000 kWh spart man sogar mehr als acht Prozent: knapp 170 Euro. Die EVO empfiehlt deshalb ihren Kunden, sich persönlich beraten zu lassen – und verspricht: „Ein Wechsel lohnt sich aus Kostengründen immer. Abhängig von den Präferenzen bieten wir den für die Kundinnen und Kunden optimalen Tarif an.“

EVO verteuert vor allem die Sondertarife Erdgas

Mitte November 2021 hat die Energieversorgung Oberhausen (EVO) ihre Gaskunden über die deutlichen Preisanhebungen ab 1. Januar 2022 informiert. An zwei Musterfällen kann man erkennen, wie sehr die EVO diesmal vor allem die Sondertarife „TOB Gas“ angehoben hat.Wer 10.000 kWh Erdgas im Jahr verbraucht, zahlt 2021 im Tarif „TOB Gas Pur“ mit 6,75 Cent pro Kilowattstunde 855 Euro im Jahr inklusive Grundpreis von 180 Euro (alles mit Mehrwertsteuer). Im nächsten Jahr werden es 1004 Euro sein (plus 149 Euro gleich 17,4 Prozent). Die Kilowattstunde kostet im Jahre 2022 exakt 8,24 Cent (plus 1,49 Cent).Wer 20.000 kWh Erdgas im Jahr verbraucht, zahlt in diesem Jahr im Tarif „TOB Gas Pur“ mit 6,75 Cent pro Kilowattstunden 1530 Euro im Jahr inklusive Grundpreis von 180 Euro. Im nächsten Jahr werden es 1828 Euro sein (plus 298 Euro gleich 19,5 Prozent).

Die Sondertarife bleiben auch im nächsten Jahr stets günstiger als der Grundversorgungstarif. Obwohl die EVO zum 1. Januar 2022 diesmal die Sondertarife deutlich stärker anhebt als den Grundversorgungstarif – Musterhaushalte müssen sogar mehr als 20 Prozent für den gleichen Gasverbrauch zahlen. Beim Grundversorgungstarif verdoppelt sich zwar die Grundgebühr (von 90 Euro auf 180 Euro), aber der Verbrauchspreis erhöht sich nur minimal. Dagegen hält die EVO in den Sondertarifen den Grundpreis bei 180 Euro stabil. Allerdings erhöht sich dafür der Verbrauchspreis zum Jahreswechsel um rund 1,5 Cent/kWh (inklusive Mehrwertsteuer) besonders üppig – das macht etwa 200 Euro im Jahr für einen Durchschnittshaushalt aus.

Ein Mehrfamilienhaus mit vier Haushalten als Musterbeispiel für Gasverbrauch

Beispielrechnung eines Mehrfamilienhauses mit vier Familien, die mit Erdgas heizen: In einem solchen Haus mit einer einzigen Grundgebühr für alle werden nach EVO-Erfahrung üblicherweise knapp 60.000 kWh (exakt 58.500) Erdgas verbraucht. Jede der vier Familien zahlt im Grundversorgungstarif im nächsten Jahr etwa 1372 Euro (plus 4,3 Prozent). Bisher waren es 1315 Euro, vor fünf Jahren 1306 Euro.

Im Sondertarif „TOB-Gas Pur“ zahlt jede Familie in dem Muster-Mehrfamilienhaus bei gleichem Verbrauch in diesem Jahr noch 1032 Euro, ab dem nächsten Jahr allerdings bereits 1250 Euro. Das sind also 218 Euro mehr pro Musterhaus-Familie – ein Plus von über 21 Prozent.

Die EVO begründet diese Preissprünge, die ähnlich im gesamten Energiemarkt für Privatleute zu beobachten sind, mit den allgemeinen Umständen: die gestiegenen Preise für die Nutzung der Gasnetze, die weltweit so stark gestiegenen Beschaffungspreise an den Rohstoffmärkten und die neue zusätzliche CO2-Abgabe, um Klimaschutzmaßnahmen lohnenswerter zu machen.

Gas-Einkaufspolitik der Energieversorgung Oberhausen gleicht Preisschwankungen aus

Selbst die Einkaufspolitik der EVO, nämlich den Gasbedarf in Oberhausen für zwei Jahre über die Märkte in Tranchen vorab zu sichern, reicht nach Angaben des Unternehmens nicht aus, um die Verteuerung für die Endkunden verhindern zu können. Die EVO habe durch ihre Einkaufspolitik, den Gasbedarf für 2022 bereits in den Jahren 2020 und 2021 zu erwerben, sogar noch das Schlimmste verhütet: „Unsere Strategie gleicht Preisschwankungen aus – würde die Beschaffung kurzfristig erfolgen, wären deutlich höhere Preise die Folge“, schreibt die EVO auf entsprechende Fragen der Redaktion.