Oberhausen. Auf den Catwalks der Welt gefeiert, in der Schule gemobbt: Oberhausener Model Anna Hiltrop erzählt ihre Geschichte an der Elsa-Brändström-Schule.

Wenn Model und Influencerin Anna Hiltrop aus Oberhausen an ihre Schulzeit zurückdenkt, sieht sie vor sich ein schüchternes Mädchen, das sich Tage vor einer Präsentation darauf vorbereitete, bloß nicht negativ aufzufallen. „Mein Ziel war es, meine Leistung abzuliefern und wieder nach Hause zu gehen.“

Heute ist aus der stillen 16-Jährigen von damals ein selbstbewusstes und erfolgreiches Model geworden, dem auf Instagram knapp 39.000 Menschen folgen. Bis dahin war es jedoch ein steiniger Weg. „Denn Mobbing gehörte in meiner Stufe zur Tagesordnung“, sagt Hiltrop. Ihre Erfahrungen teilt sie am Freitag, 19. November, bei der Lesestadt Oberhausen mit Schülerinnen und Schülern des Elsa-Brändström-Gymnasiums – ihrer alten Schule.

Oberhausen: Jugendliche für das Thema Mobbing sensibilisieren

Dort liest die 27-Jährige aus dem Buch „Tote Mädchen lügen nicht“ des kalifornischen Bestsellerautors Jay Asher vor. Im Roman geht es ebenfalls um Mobbing unter Teenagern. „Mit der Lesung möchte ich die Jugendlichen für das Thema sensibilisieren und zeigen, dass sogar vermeintlich harmlose Sätze eine Person ganz schön treffen und fertig machen können“, sagt Hiltrop.

Harmlos waren die Beschimpfungen, die sie sich in der Oberstufe von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern anhören musste, sicher nicht. „In der elften Klasse war ich in einem McDonald’s-Werbespot zu sehen“, erinnert sich Hiltrop. „Neben Schimpfwörtern wurden mir auch Schokoriegel an den Kopf geworfen mit Sätzen wie: Iss doch mal was.“ Oder ihr sei gesagt worden, dass niemand ihre „hässliche Fresse“ sehen wolle und die Schule kein Laufsteg sei. „Je mehr ich wegen des Modelns gefehlt habe und je erfolgreicher und sichtbarer ich wurde, desto schlimmer wurde es.“

Oberhausenerin Anna Hiltrop: „Ich saß oft weinend Zuhause“

Hinzu kam, dass Hiltrop trotz ihrer vielen Arbeit immer gute Noten mit nach Hause brachte und sehr ehrgeizig war. So habe selbst bei der Übergabe des Abizeugnisses das „Zugpferd der Mobber“, wie Hiltrop ihn nennt, seinen Mund nicht halten können. Und noch immer, zehn Jahre später, hinterlasse er fiese Kommentare auf ihrer öffentlichen Facebookseite.

Doch das ignoriert das Model mittlerweile. „Damals hat mich das fertig gemacht und ich saß oft weinend Zuhause. Heute tangieren mich solche Sachen nicht mehr und ich mache meinen Mund auf, wenn mir etwas nicht passt.“ Dabei habe ihr auch das Modeln geholfen.

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Genau das möchte Hiltrop auch den Jugendlichen bei der Lesung mitgeben. „Ich werde Rede und Antwort stehen und würde mich freuen, wenn der ein oder andere vielleicht auch privat das Gespräch mit mir sucht und über eigene Erfahrungen spricht.“

Ihre alte Schule wiederzusehen, sei aufregend, sagt Hiltrop. Und der Gedanke, vor Schülerinnen und Schülern zu sprechen, mache sie nervöser, als sie es vor ihrer Rede bei einer Preisverleihung vor 3000 Gästen war. Aber die Lesung, findet sie, ist der passende Moment, ihre eigene Geschichte zu erzählen: „Ich fühle mich nach so vielen Jahren nun dazu bereit und möchte zeigen, dass es jeden treffen kann.“

Über Anna Hiltrop

London, Paris, Mailand, New York oder Istanbul – Anna Hiltrop hat Mode-Shootings und Kampagnen in der ganzen Welt. Zudem ist das Model Aushängeschild verschiedener Marken auf dem Laufsteg der großen Fashion Weeks. Auf ihrem Instagram-Kanal beschäftigt sie sich zusätzlich noch mit Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Die 27-Jährige kommt gebürtig aus Oberhausen, wohnt immer noch in der Umgebung. Ihren genauen Wohnort möchte sie nicht verraten. Entdeckt wurde sie mit zwölf, mit 16 Jahren war sie im internationalen Werbespot von McDonald’s zu sehen.