Oberhausen/Bonn. Oberhausen benötigt nach Analyse der CDU dringend guten Wohnraum für Familien – die Flächenversiegelung dafür will die CDU ausgleichen.
In Großstädten verschärfen sich die Konflikte um die raren Flächen: Wo sollen Wohnungen gebaut werden, wo Grünflächen bleiben, wo sich Unternehmen ansiedeln? Die gewünschten Ziele sind schwierig gleichzeitig zu verwirklichen: günstiger Wohnraum, viel Natur, Klimaschutz, wenig Lärm, gute Arbeitsplätze. Dass so bei konkreten Projekten Welten in dichtbesiedelten Städten wie Oberhausen aufeinanderprallen, ist allen Lokalpolitikern bewusst.
Lösungsideen für diese Mehrfach-Dilemmata hat die 19-köpfige CDU-Ratsfraktion auf ihrer Klausurtagung in Bonn erarbeitet. Im Unterschied zu Teilen der SPD, der Grünen und der Linken setzen die Christdemokraten nicht auf eine neue städtische Wohnungsbaugesellschaft, sondern auf Kooperationen der Stadt mit Wohnungsgenossenschaften. Mit denen sollen günstiger Wohnraum und hochwertige Wohnangebote für die Mittelschicht geschaffen werden.
Nicht genug Wohnangebote für Familien
Denn die CDU-Politiker sehen im Unterschied zu Köln oder Düsseldorf das Mietniveau nicht als großes Problem für ihre Heimat an: Nach der Studie „Wohnen in Oberhausen“ ist der Wohnungsmarkt immer noch gekennzeichnet von relativ günstigen Mieten. „Um aber Familien in der Stadt zu halten oder anzuziehen, fehlen uns vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser, die müssen wir neu bauen. Wir haben da nicht genug adäquate Wohnangebote“, analysiert der CDU-Stadtplanungspolitiker Denis Osmann.
Die CDU will dabei die Rolle der Stadt stärken – und fordert einen Zeitenwechsel: Oberhausen soll nicht mehr wie bisher städtische Grundstücke an Privatleute ohne Auflagen zur Sanierung des Haushalts verkaufen, sondern diese halten und tendenziell sogar Grundstücke dazukaufen, um ganze Areale zu entwickeln. Langweilige Reihenhaus-Siedlungen sollen dabei der Vergangenheit angehören – der Fraktion schwebt vor, dass optisch beeindruckende, individuelle und besondere Häuser im Stadtgebiet errichtet werden. Dafür will man Wettbewerbe um die beste Architektur anleiern und einen neuen Baukultur-Gesprächskreis mit Fachleuten gründen: Oberhausen soll schöner und attraktiver werden.
Christdemokraten wehren sich dabei gegen Ansichten, Oberhausen sei bereits fertiggebaut und keine Grünfläche solle mehr dem Neubau geopfert werden. Im Mai 2021 hatten SPD, Grüne, AfD und Linke den Bau von Mehrfamilienhäusern mit Sozialwohnungen durch einen privaten Investor auf einem bewaldeten Areal an der Königshardter Falkestraße gestoppt – zu große Bodenversiegelung.
Die CDU-Fraktion warnt dagegen davor, Projekte nach Ansicht der jeweiligen Parteienklientel einzeln abzuarbeiten und zu kippen, sondern verlangt eine aktive Stadtentwicklungspolitik. CDU-Fraktionschefin Simone-Tatjana Stehr fordert von der Rathaus-Spitze eine Gesamtperspektive: „Bisher stehen wir uns bei der Stadtplanung selbst auf den Füßen. Wir dürfen Maßnahmen nicht isoliert betrachten, sondern müssen alle Perspektiven im Blick haben. Wir müssen Tempo machen beim Bau von Mehr- und Einfamilienhäusern.“
Helfen soll dabei der neue Mann an der Stadtspitze: Der Dinslakener Kämmerer und Baudezernent Thomas Palotz, studierter Architekt und Raumplaner, startet am 1. Januar 2022 als Beigeordneter für Stadtplanung, Bauen, Mobilität und Umwelt in Oberhausen durch. Stillstand einer Großstadt hält Palotz für fatal – und sieht Rathaus und Politik bei der Wohnfrage in einer zentralen Rolle: „Wenn die Städte Einfluss auf gesellschaftliche Trends nehmen wollen, müssen sie sich aktiv in die Bodenpolitik einbringen.“
Dabei schreckt die CDU-Fraktion nicht davor zurück, die Stadt auch zum Aufkauf maroder Häuserreihen zu ermuntern. „In dichtbesiedelten Bereichen in Alt-Oberhausen müssen Häuser auch abgerissen werden – zugunsten von Grünflächen, Frischluftschneisen oder Parks“, meint Osmann. Allen ist zwar klar, dass die Entsiegelung von Flächen teuer ist, die CDU hofft hier aber auf Fördermittel. Auch die Begrünung von Fassaden und Dächern will die CDU ausbauen – solche Maßnahmen dienten dann auch als Ausgleich für die Versiegelung von Grünflächen durch neue Wohnhäuser an anderer Stelle im Stadtgebiet.
Werbung mit der 15-Minuten-Stadt
Die Oberhausener CDU-Ratsfraktion stellt auf ihrer Klausurtagung in Bonn auch fest, dass sich Oberhausen in der Region insgesamt zu schlecht vermarktet. So werde zu wenig auf die Pfunde und Vorteile der 210.000-Einwohner-Großstadt mit ihren drei Stadtbezirks-Innenstädten und dem Centro in der Neuen Mitte hingewiesen.
„Urbanität macht Oberhausen zu einem attraktiven Standort“, heißt es in einem Thesen-Papier der CDU. „Oberhausen ist eine Stadt der kurzen Wege.“ Die wichtigsten notwendigen Anlaufstellen (Ärzte, Kitas, Supermärkte, Schulen) im Lebensalltag seien für die Einwohner der Stadt innerhalb von nur 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar.