Oberhausen. Das Kult-Theater Niebuhrg lässt künftig nur noch Geimpfte zu seinen beliebten Veranstaltungen. Die Reaktionen darauf fallen zum Teil heftig aus.

Wirbel um die strenge Corona-Regel der Oberhausener Kulturstätte Niebuhrg an der Stadtgrenze zu Oberhausen: Das Gelände des Kulttheaters dürfen in der Regel nur noch Geimpfte betreten – aus Sicherheitsgründen. Nicht nur in den sozialen Medien sorgt das für heftige Diskussionen, auch bei den Kultur-Profis gehen die Meinungen auseinander.

„Wir haben nichts mehr zu verlieren“, begründet Niebuhrg-Chef Holger Hagemeyer die Entscheidung. Denn in der Corona-Zeit seien etwa 80 Prozent der Gäste weggeblieben – auch in diesem Open-Air-Sommer, bei dem die 3G-Regel gegolten habe. Danach durften neben den Geimpften auch noch die Genesenen und die Getesteten die besonderen Kulturspezialitäten der Niebuhrg genießen. Hagemeyer interpretiert diese überraschende Besucher-Zurückhaltung so: Nicht wenige würden sich wohl trotz aller Tests der anderen unsicher in einem gemischten Publikum von Geimpften und Nicht-Geimpften fühlen, weil sie eine Ansteckung befürchten. Da verzichten wohl viele lieber auf einen Kultur-Spaß. „Mit der 1G-Regel wollen wir jetzt Corona endlich hinter uns lassen.“

Nachdem die Niebuhrg die neue Impfregel auf ihrer Seite verkündet hatte, konnte Hagemeyer beobachten, dass wieder mehr Menschen Tickets kaufen: „Unsere Gäste sind sowieso zum größten Teil geimpft. Und auf den Teil, der sich nicht impfen lassen will, müssen wir dann verzichten.“ Ausgenommen seien Kinder und Personen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können. „Wir haben kein Problem damit, Sachen zu machen, die andere nicht machen.“

„Man wird von allen Seiten beschimpft“

Peter Jurjahn, Inhaber des Kulttempels in Oberhausen, hat für die Aktion der Niebuhrg großes Verständnis. „Ich wäre auch über eine 1G-Regelung froh, aber dann wird man von allen Seiten beschimpft.“ Diesem Druck wolle er sich nicht aussetzen. Denn selbst nachdem im Kulttempel die 2G-Regel eingeführt wurde, habe er negative Kundenbewertungen erhalten. „Leute wollten ihre Tickets zurück geben und haben schlechte Beurteilungen auf unsere Webseite geschrieben, ohne, dass sie je bei einer Veranstaltung waren. Das kann ich mir einfach nicht erlauben.“

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Zudem seien die meisten seiner Gäste ohnehin geimpft. Aktuell gilt in der Kultur-Disco wieder die 3G-Regel. Jurjahn will der Niebuhrg nicht nachahmen, da sein Kulttempel nicht mit dem Kulturtheater vergleichbar ist: „Es kommt immer auf das Publikum an: Wir sind da breiter aufgestellt, sodass wir auch viele junge Gäste haben.“

1G-Regel: „Aus Veranstaltersicht ergibt das keinen Sinn“

Für „Blödsinn“ hält dagegen Oliver Prochnau, Veranstalter von Oldie-Rock Entertainment, die 1G-Regel. „Denn aus Veranstaltersicht ergibt das keinen Sinn, so viele Menschen auszuschließen.“ Er werde bei seinen Veranstaltungen deshalb vorerst mit der 3G-Regel weitermachen – solange es keine neue Gesetzesregelung gebe. Zudem habe jeder das Recht auf die freie Entscheidung, sich impfen zu lassen oder nicht, findet Prochnau. „Bei einem Test gibt es zwar keine 100 prozentige Sicherheit. Aber auch bei einer Impfung ist man nicht komplett sicher vor einer Ansteckung.“ Auch er leidet unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie: Bis auf das Konzert von Mariuzz Westernhagen im Stadion Niederrhein seien alle Veranstaltungen auf 2022 verschoben worden.

Auch bei Geimpften keine hundertprozentige Sicherheit

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Ähnlich betrachtet Ebertbad-Leiter Hajo Sommers die 1G-Diskussion. Er glaubt sogar: „Als Getesteter wird man wahrscheinlich weniger ansteckend sein, als wenn man geimpft oder genesen ist.“ Wegen Corona spielt das Ebertbad aktuell vor allem bereits verschobene Veranstaltungen ab. „So viele Menschen haben schon Karten gekauft. Wenn wir plötzlich nur Geimpfte zulassen würden, dann würden viele Besucher wegbleiben und wir müssten noch die Kartenpreise auszahlen.“

Zwar gelte bei ihm die 3G-Regel, aber er gehe davon aus, sagt Sommers, dass Ungeimpfte wegen der hohen Test-Preise den Veranstaltungen ohnehin fern bleiben würden. „Beim letzten Mal hatten wir zum Beispiel nur zwei Getestete, alle anderen waren geimpft oder genesen.“

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Auch Niebuhrg-Chef Holger Hagemeyer lässt Genesene, die vorweisen können, dass sie sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen dürfen, nicht vor verschlossenen Türen stehen. „Alle Genesenen, die jedoch einfach kein Impfangebot wahrnehmen wollen, nachdem sie es wieder dürfen, müssen draußen bleiben.“ Das gelte auch für Mitarbeiter, Künstler und Helfer.

Masken- und Abstandspflicht entfällt in der Niebuhrg

Da nur Geimpfte das Gelände der Kulturstätte Niebuhrg betreten dürfen, entfällt die Abstands- und Maskenpflicht für Gäste, Mitarbeitende und Künstlerinnen und Künstler. In Theatern, bei denen die 3G-Regel gilt, müssen Besucherinnen und Besucher bis zu ihrem Platz eine Maske tragen und die geltenden Abstandsregeln beachten.