Oberhausen. Die Pfarrei St. Clemens in Oberhausen nennt fünf Gründe, warum es auf ihren Friedhöfen wuchert – zur Unzufriedenheit mancher Gemeindemitglieder.
Wucherndes Unkraut, rutschiger Laubboden und Reste vom Grabaushub, die nicht beseitigt wurden: Vor über sieben Jahren berichtete unsere Redaktion bereits über den ungepflegten Zustand des Friedhofs der Buschhausener Gemeinde St. Josef. „Nur wenn man sich beschwert, wird mal sauber gemacht, ansonsten bleibt alles liegen“, sagt der Angehörige Reiner Herwig – nicht 2014, sondern heute. Denn in seinen Augen hat sich die Pflege auf dem Friedhof an der Lindnerstraße in den letzten Jahren nicht gebessert. „Es sind unselige Zustände!“
Ungepflegte Friedhöfe: 26 Beschwerden in der Pfarrei St. Clemens
Den 68-Jährigen, der in Duisburg-Neumühl direkt an der Grenze zu Buschhausen wohnt, ärgert, dass das Unkraut nur gemäht wird und nicht an der Wurzel gepackt wird. Die große Hecke zum Industriegebiet werde oberhalb gar nicht mehr geschnitten, inzwischen wuchere sie in alle Richtungen. Herbig meint: Das alles sei so, seitdem die Gemeinde vor sieben Jahren dem Friedhofsgärtner gekündigt habe, um kostengünstigere Alternativen für die Pflege zu finden. Damals gestand die Gemeinde noch ein, dass es Verbesserungsbedarf gebe – und wollte für Besserung sorgen. Und heute?
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Markus Rüdel vom Kirchenvorstand St. Clemens jedenfalls nimmt nicht wahr, dass aus der Gemeinde St. Josef vermehrt kritische Stimmen kommen. Bei den Beschwerden handele es sich um „wenige Einzelfälle“, sagt er. Für die vier Friedhöfe der Pfarrei St. Clemens habe es im Jahr 2021 bislang 26 Beschwerden gegeben, auf die man aufgrund der „emotionalen Betroffenheit der Angehörigen“ immer schnell reagiere.
Gemeinde nennt fünf mögliche Gründe für Unzufriedenheit auf dem Friedhof
Für Rüdel gibt es fünf Gründe, die eine mögliche Unzufriedenheit erklären können. Zunächst: „Die Wachstumsperiode des Jahres 2021 ist von Feuchtigkeit und Wärme geprägt.“ Dies habe ideale Voraussetzungen für ein üppiges Pflanzenwachstum gegeben. Zudem setze die Gemeinde seit einigen Jahren zugunsten des Insekten- und Gewässerschutzes kein Unkrautvernichter mit Glyphosat mehr ein. „Doch insbesondere in einem Jahr mit sehr günstigen Wachstumsbedingungen ist die zeitfressende manuelle Arbeit nicht immer zeitnah zu leisten“, meint Rüdel. „Der Erhalt der Schöpfung hat für uns hier eine klare Priorität.“
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Der dritte Punkt: Auf dem Friedhof in St. Josef in Buschhausen wurde im Frühjahr in Kooperation mit dem Umweltamt der Stadt eine insektenfreundliche Wildblumenwiese angelegt. Derartige Wiesen würden nur zweimal im Jahr gemäht, so Rüdel. „Da die begleitenden Schilder noch nicht aufgestellt sind, könnte auch dieser Punkt zu Irritationen geführt haben.“ Auch beachten müsse man: Sträucher und Hecken können jetzt ab Oktober, also außerhalb der Vogelbrutzeit, erst wieder geschnitten werden. Und da sind an fünfter Stelle noch die Angehörigen selbst: Ihr Eindruck sei häufig eine Momentaufnahme. Die in der Woche nach dem Besuch anstehende Gartenpflege werde da meist nicht mehr wahrgenommen.
Vier Gärtner in Vollzeit arbeiten auf den Friedhöfen der Pfarrei St. Clemens
Mit der Umstrukturierung der Friedhofspflege vor über sieben Jahren, die im Nachgang zur Zusammenlegung zur Großpfarrei St. Clemens vorgenommen wurde, habe die Unzufriedenheit einiger hingegen nichts zu tun. „Wir können keinen Zusammenhang erkennen“, so Rüdel. Denn mittlerweile werden laut ihm vier vollzeitbeschäftigte Gärtner auf den vier Clemens-Friedhöfen eingesetzt. Einer von ihnen ist ein Langzeitarbeitsloser zur Eingliederung in Vollzeit. „Sie machen mit großem professionellen Einsatz auf unseren Friedhöfen einen sehr guten Job“, sagt Rüdel.
Reiner Herwig will den Großteil der Argumente aus der Gemeinde nicht gelten lassen. Die Pflege sei auch schon in den vorigen Jahren, als es wesentlich trockener war, nicht zufriedenstellend gewesen. Zudem habe man die Hecke auch vor der Brutzeit schneiden können. Eine Wildblumenwiese sei schön und gut – diese rechtfertige aber nicht, Unkraut und Wildblumen um die Gräber wachsen zu lassen. Immerhin findet Herwig, dass das Beschwerdemanagement funktioniert: „Wenn man meckert, dann tut sich was. Aber muss man erst alles verunkrauten lassen?“
Zu wenig Personal?
Reiner Herwig findet, dass vier Gärtner für die vier Friedhöfe der Pfarrei St. Clements viel zu wenig seien. Schließlich seien diese auch mit den Bestattungsarbeiten beschäftigt, da bliebe wenig Zeit für die alltägliche Grünpflege.Bei St. Clements antwortet man: Die Kirchengemeinde hat vor der Umstrukturierung im Jahr 2013 ein Gutachten zur Organisation und Personalbemessung von einer Prüfungsgesellschaft eingeholt. Danach sei für alle Arbeiten (z.B. Pflege- und Bestattungsarbeiten) auf den vier Friedhöfen (Krähen-, Lindner-, Lindgens- und Neustraße) eine Personalbemessung von drei Vollzeitkräften ermittelt worden.