Oberhausen. Zum Start des 14. Gitarren-Festivals in Oberhausen hat Wunderbassist Martin Engelien das „Go Music“-Format aufleben lassen. Ein gewaltiger Abend.
In einem eher konfusen Moment befand der große Konfuzius angeblich einst: „Wer seinen Bass liebt, der schlägt ihn.“ Und weil Martin Engelien ein grandioser Liebhaber ist, erlebte man beim langersehnten Neustart seiner famosen Reihe „Go Music“ denn auch eine klanggewaltige Prügelorgie, bei der sein schwarzer Tieftöner mächtig einstecken musste.
Sehr zur Freude der zahlreichen Zuhörer vor neu illuminierter Bühne des Gdanska, die dank konsequenter Anwendung der 2-G-Regel beim Auftakt des 14. „Internationalen Guitar Oktoberfest(ival)s“ einen verdammt entspannten Rockabend wie in alten Zeiten erlebten. Ein kluger Schachzug von Martin Engelien war es, beim Warm-up zunächst seine Instrumentalisten, den sardischen Gitarristen Francesco Marras und den beinhart trommelnden Dirk Sengotta, mit opulenten Soli vorzustellen.
Von „Sweet Home Alabama“ bis „Time After Time“
Und dann weckte er Erinnerungen an eine uralte Fernsehserie, nämlich „Bezaubernde Jeannie“ – und lobte seine Gast-Vokalistin als ebensolche. Was mehr als nur den Ruch der Wahrheit hatte, wie die stimmgewaltige Jeannette Marchewka prompt mit dem alten Heuler „Stand by Me“ bewies. Um weniger später mit dem nun auch singenden Francesco Marras das Gdanska zum „Sweet Home Alabama“ zu deklarieren.
Satt grundiert von Dirk Sangotta, der seine Snares bei einer Latin-Nummer gar wie Timbales klingen ließ, und druckvoll angeschoben von Martin Engelien, gingen solche Ohrwürmer wie das lautstark mitgesungene „Johnny B. Goode“ mächtig in die nach langer Corona-Pause etwas eingerosteten Beine. Zwar nicht „All Night Long“, doch immerhin zwei packende Sets lang, die vor beliebten Hits nur so strotzten. Und der bezaubernden Jeannie reichlich Gelegenheit boten, alle Facetten ihrer ausdrucksstarken Stimme zu zeigen.
++ Lesen Sie auch: Gitarrenkonzerte reihen sich im Gdanska zum Oktoberfestival +++
Mit einem balladesken „Time After Time“ etwa, das süffig vom CCR-Klassiker „Proud Mary“ kontrastiert wurde. Dann brachte Bass-Ass Engelien dem guten alten „Locomotive Breath“ die Flötentöne bei, um zum Finale der groovenden Show seiner fabelhaften „Go Music“-Combo gemeinsam mit Jeannette Marchewka zu befinden: „I Was Made for Lovin’ You“. Glaubte man beim Gitarrissimo-Konzert Nummer 782 sofort, wenn auch nicht unbesehen. Es geht halt nichts über astreine Live-Musik, für die das „Guitar Oktoberfest(ival)“ von Jürgen Reinke ein echter Garant ist.