Oberhausen. 115 Jahre Kirche Kempkenstraße – was 1906 begann, wirkt bis in das 21. Jahrhundert nach. Ein Experte der Heimatgeschichte erklärt es.

Die evangelische Kirche an der Kempkenstraße in Schmachtendorf feiert am 30. September ihren 115. Geburtstag. Darauf macht Tobias Szczepanski als 2. Vorsitzender des Heimatvereins Schmachtendorf aufmerksam.

Wo heute die Kempkensiedlung stehe, sei noch freies Feld gewesen, als die evangelische Kirchengemeinde Hiesfeld einst beschloss, eine Kirche „im äußeren Bezirk Mittelbauerschaft“ zu errichten, berichtet Tobias Szczepanski. Seit dem Jahr 1898 habe es einen ersten Hilfsprediger für diesen Teil der preußischen Landgemeinde gegeben, aus der – später auch amtlich-offiziell – Schmachtendorf geworden sei.

Historische Aufnahme: die ev. Kirche an der Kempkenstraße. 
Historische Aufnahme: die ev. Kirche an der Kempkenstraße.  © PM | Heimatverein Schmachtendorf

Der Experte aus den Reihen des Heimatvereins hat viele Details parat: Die Gottesdienste fanden in der Schule an der Waldhuckstraße statt. Doch die Schulräume seien bald zu klein geworden für die durch die Industrialisierung immer stärker wachsende Gruppe evangelischer Christen. Szczepanski: „Also drehten die Schmachtendorferinnen und Schmachtendorfer jeden Pfennig zweimal um und hatten bald große Beträge gesammelt, um – mit finanzieller Unterstützung durch GHH und kaiserlichem Provincial-Hauskollektenfonds – ein eigenes Gotteshaus zu errichten.“

Das Gotteshaus konnte nach nur einjähriger Bauzeit an der heutigen Kempkenstraße fertiggestellt werden. „Wohl ganz Hiesfeld war an diesem Tag auf den Beinen“, heißt es in einem zeitgenössischen Pressebericht über den 30. September 1906, an dem die Kirche feierlich eingeweiht wurde.

Kaiserin stiftete handsignierte Altarbibel

Kaiserin Auguste Victoria, eine Förderin des evangelischen Kirchbaus im Wilhelminischen Reich, stiftete eine handsignierte Altarbibel. Auch im weiteren Verlauf war es immer wieder der finanzielle Einsatz der Gemeindeglieder, der zum heutigen Erscheinungsbild der Kirche beigetragen hat. Sie stifteten dem Pfarrer eine Turmuhr, sammelten nach dem Krieg für den Wiederaufbau und gründeten einen Orgelbauverein, der von diesen Spenden die heutige Führer-Orgel anschaffen konnte, die noch immer ihren Platz neben dem Altarraum hat.

Abriss des Gebäudes verhindert

Wanderung mit viel Geschichte(n)

Die Kirchenhistorie ist auch Teil der geführten Wanderung „Natur & Geschichte in Schmachtendorf erleben“.

Zu dieser Wanderung lädt der Heimatverein Schmachtendorf am Sonntag, 3. Oktober, ab 11 Uhr ein. Treffpunkt ist die Stadtgrenze Ecke Losenstraße/Zum Ravenhorst.

Tobias Szczepanski zieht folgendes beeindruckendes Fazit: „Die Liebe der Schmachtendorfer Bevölkerung zu ihrer Kirche Kempkenstraße war es auch, die 2015 den Abriss des Gebäudes verhinderte und den Denkmalschutz erreichte. Dadurch ist die Kirche auch im 115. Jahr ihres Bestehens noch das, was sich die Bauherren einst wünschten: Ein markanter und sichtbarer Mittelpunkt der Siedlung, der seinen Glockenklang hoch über den Dächern des Dorfes ausbreitet.“