Oberhausen. In diesem Jahr werden viele junge Erwachsene erstmals den Bundestag wählen. Was die Erstwähler bewegt – und was Direktkandidaten dazu sagen.
Für viele junge Erwachsene steht in diesem Jahr ihre erste Bundestagswahl an. Besonders für die nächste Generation stellen sich viele Fragen – die WAZ hat mehreren Erstwählern des Sophie-Scholl-Gymnasiums in Oberhausen die Möglichkeit gegeben, ihre Fragen per Video an die Direktkandidaten der Parteien zu stellen. Das sind die Antworten der Bundestagspolitiker.
Oberstufenschüler Henrik brennt vor allem eine Frage an die Linken unter den Nägeln. Er will von Direktkandidat Sascha Wagner wissen: „Warum hat sich Ihre Partei enthalten, als es um den Rettungseinsatz deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte ging – und wie stehen Sie zur Bundeswehr?“ Wagner entgegnet, dass die Politiker der Meinung waren, dass das bestehende Mandat ausgereicht hätte. Dementsprechend hätten sie auch im Vorfeld dem Antrag der Grünen, die Hilfskräfte herauszuholen, zugestimmt.
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„Wir sagen als Linke generell, dass Krieg kein Mittel der Wahl sein kann. Wir haben 400 Milliarden Euro in den Afghanistan-Krieg, in die militärische Intervention hineingesteckt und nur zwölf Milliarden Euro für die humanitären Hilfszwecke. Hätte man hier eine Verschiebung vorgenommen, hätten wir heute ganz andere Möglichkeiten in Afghanistan gehabt“, meint Wagner. Grundsätzlich fordere die Linke, die Ausgaben für das Militär im Bundeshaushalt radikal zu kürzen – aber zugleich die Bundeswehr so auszustatten, dass sie Einsätze für humanitäre Zwecke gut bewerkstelligen könne.
Erstwähler fragen auch nach den Übergriffen der Antifa auf die Polizei
Schülerin Mia beschäftigt sich kurz vor der Wahl besonders mit der Antifa: „Was halten Sie persönlich von der Antifa und wie stehen Sie zu den Übergriffen der Antifa auf die Polizei?“, will sie von Grünen-Kandidatin Stefanie Weyland wissen. Weyland antwortet bedacht vor grüner Kulisse. „Die Antifa beschäftigt sich mit Rechtsextremismus und das ist erstmal sehr gut. Aber wir stehen für Gewaltfreiheit und Übergriffe gegenüber der Polizei sind nicht tolerierbar.“
Doch es geht den jungen Menschen auch um die Politik direkt vor Ort. Deshalb fragt Erstwähler Pascal die Parteien, was denn Oberhausen davon habe, wenn sie in den Bundestag einziehen. Darauf antwortet Marie-Luise Dött (CDU), dass sie sich in Berlin einsetze, damit Oberhausen vier Millionen Euro für den Ausbau des Breitbandnetzes bekommt – und damit auch schnelleres Internet. „Der Mittelstand liegt mir besonders am Herzen, weil er die meisten Arbeitsplätze schafft. Der Mittelstand ist innovativ und wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, dann geht das nur mit dem Mittelstand und nicht dagegen.“
Klimaschutz ist ein wichtiges Thema für Grüne und Linke
Stefanie Weyland von den Grünen will sich nicht nur mit einer neuen Kindergrundsicherung für die nächste Generation einsetzen. „In Oberhausen selbst fehlt ein Jugendcafé und wir können viel mehr Begrünung in der Stadt machen. Dach- und Fassadenbegrünung, um so auch Hitzesommern entgegen zu wirken.“ Es sei viel zu tun – so sollen auch Radwege ausgebaut werden, zwischen den Städten und auch innerhalb von Oberhausen.
Auch Sascha Wagner von den Linken gibt sich bei dieser Antwort kampflustig: „Wenn ich in den Bundestag komme, gibt es dort jemanden, der für Oberhausen massiv darum kämpft, dass die Altschulden abgebaut werden und die Kommunen in NRW und bundesweit wieder handlungsfähig werden.“ Die Städte müssten mit immer höheren Kosten umgehen, da der Bund die Gesetze so beschließe, dass die Kommunen am Ende das Nachsehen hätten. Außerdem stehen für Wagner die Punkte Kinderarmut, Verkehrswende und Klimaschutz ganz oben auf der To-Do-Liste für Berlin.
Das ganze Video gibt es hier: waz.de/video/clips/erstwaehler-aus-oberhausen-fragen-direktkandidaten-antworten-id233338639.html