Oberhausen. Um auf sich aufmerksam zu machen, nutzen viele Politiker die sozialen Medien. Das teilen einige der Oberhausener Kandidaten auf Facebook und Co.

In anderthalb Wochen, am Sonntag, 26. September, findet die Bundestagswahl statt. Auch wenn Wahlplakate und die klassischen Stände auf dem Wochenmarkt der Innenstädte weiterhin Tradition haben, gucken viele Wähler mittlerweile genau darauf, wie sich die Kandidatinnen und Kandidaten in den sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Twitter positionieren. Der digitale Wahlkampf hat in den vergangenen Jahren einen immer größeren Stellenwert eingenommen. Grund genug, sich die Internetauftritte der Direktkandidaten des Wahlkreises 117 (Oberhausen/Dinslaken) genauer anzusehen.

So zeigt sich CDU-Kandidaten Marie-Luise Dött auf Instagram.
So zeigt sich CDU-Kandidaten Marie-Luise Dött auf Instagram. © Marie-Luise Dött

Marie-Luise Dött (CDU) ist auf Facebook und Instagram unterwegs. Bei Facebook fällt auf, dass die Direktkandidatin zwischen Mai und August keinen einzigen Post absetzte und seit August häufig ihre Wahlkampfhelfer in Oberhausen und Dinslaken zeigt, die fleißig Wahlkampfposter in den Straßen aufhängen. Auch ihren Wahlwerbespot präsentiert Dött in den sozialen Medien, sie spricht die Internetnutzer mit Du an. Auf Instagram ist sie aktiver, teilt Storys (die nach 24 Stunden wieder gelöscht werden) und zeigt ihr Gesicht auf bunten Kacheln, die mit politischen Zitaten versehen sind, wie „Vor dem Ausgeben kommt das Erwirtschaften“ oder „Wir müssen Probleme lösen, nicht nur darüber reden.“

Einige Kandidaten aus Oberhausen haben keine eigenen Profile in den sozialen Medien

Auf Facebook zeigt sich SPD-Direktkandidat Dirk Vöpel engagiert – und klebt seine eigenen Wahlplakate. 
Auf Facebook zeigt sich SPD-Direktkandidat Dirk Vöpel engagiert – und klebt seine eigenen Wahlplakate.  © Dirk Vöpel

Ähnlich handhabt es SPD-Direktkandidat Dirk Vöpel. Wie auch auf den Plakaten der SPD-Kandidaten ist sein Facebook-Profilbild schwarz-weiß, das Profil-Banner ruft auf rotem Untergrund „Erststimme Dirk“ mit einer Karikatur von Vöpels Gesicht. In seinen Beiträgen gibt Vöpel sich kämpferisch, er zeigt sich auf Veranstaltungen der Sommerschule der Oberhausener SPD oder beim Kleben seiner Wahlplakate. Auch er teilt auf Facebook seinen Wahlkampfspot. Das auf Fotos und Videos spezialisierte Medium Instagram bedient der Bundestagspolitiker ebenfalls – allerdings erst seit März dieses Jahres. Die Beiträge unterscheiden sich nicht sehr von den Facebook-Posts.

Politiker zeigen sich engagiert – aber auch provokant

Stefanie Weyland, die Grünen-Direktkandidatin, zeigt sich auf Instagram und Facebook ebenfalls von ihrer besten Seite – wenn auch oft mit denselben Beiträgen. Sie teilt Bilder von sich beim Verteilen von Flyern in Dinslaken oder bei Veranstaltungen in Oberhausen, wie einen Besuch im Alsbachtal im August. Fotos vom naturbelassenen Spaziergang gibt es auch – entstanden bei ihrer Aktion #zeigmirdeinenstadtteil, bei der ein Bürger die Kandidatin bereits durch Schmachtendorf führte.

Stefanie Weyland teilt gerne Fotos auf Facebook und Instagram, die sie auf Stimmenfang zeigen – hier in Dinslaken.
Stefanie Weyland teilt gerne Fotos auf Facebook und Instagram, die sie auf Stimmenfang zeigen – hier in Dinslaken. © WAZ | Stefanie Weyland

FDP-Direktkandidat Roman Müller-Böhm nutzt seine Plattform auf Facebook dazu, Rückblicke aus seinen vergangenen vier Jahren als Bundestagsmitglied zu zeigen. Während er auf Instagram seit Juni 2021 nicht mehr aktiv ist, zeigt er sich auf Facebook aktuell auch provokant. Dort hat er beispielsweise ein Bild geteilt, auf dem er sich die Hand an den Kopf hält. Der Slogan dazu: „Wenn Rot-Rot-Grün Wirklichkeit werden könnte… #kopfschmerztag“.

Gern auch provokant: Roman Müller-Böhm auf der Plattform Facebook.
Gern auch provokant: Roman Müller-Böhm auf der Plattform Facebook. © Roman Müller-Böhm

Sascha Wagner von den Linken ist in den sozialen Medien eher wenig selbst zu sehen, zumeist teilt er Inhalte seiner Partei oder Zeitungsberichte. Wenn er dann doch einmal selbst vor der Kamera zu sehen ist, zeigt er Selbstporträts am Parteistand oder von seinem Besuch der Oberhausener Lebenshilfe im August.

Olaf Wilhelm, den Direktkandidaten der AfD, such man in den sozialen Medien vergebens. Er taucht aber hin und wieder auf der Facebook-Seite der AfD Oberhausen auf. Dort werden neben Fotos von Wahlkampf-Terminen in Oberhausen auch ein Bild von Wilhelm gezeigt, wie er Wahlplakate in den Straßen aufhängt.

Sascha Wagner, Direktkandidat der Linken für Oberhausen und Dinslaken, zeigt sich auf Facebook gern in Aktion – hier an einem Stand seiner Partei in Dinslaken.
Sascha Wagner, Direktkandidat der Linken für Oberhausen und Dinslaken, zeigt sich auf Facebook gern in Aktion – hier an einem Stand seiner Partei in Dinslaken. © Sascha Wagner

Hajo Sommers, der für Die Partei kandidiert, schöpft währenddessen die kreativen Möglichkeiten der sozialen Medien voll aus. Für sich selbst rührt er die Werbetrommel auf seiner persönlichen Facebook-Seite, doch auch auf der Partei-Seite wird Sommers als Star der Show präsentiert. Regelmäßig veröffentlicht die Partei Video-Schnipsel mit dem Leiter des Ebertbades, zeigt ihn bei einer Fahrradtour durch Dinslaken und stellt ihm im Format „Hajo, sach ma...“ allerhand Fragen – beispielsweise, wo der Unterschied zwischen Oberhausen und Dinslaken liegt. Zudem fand auf Sommers privater Facebook-Seite Anfang September auch ein Live-Stream statt, bei dem der Direktkandidat sich den Fragen der Zuschauer stellte.

Parteien geben viel Geld für digitale Formate aus

Im Wahlkampf wollen die Parteien „dahin, wo die Menschen sind“. Mit Infoständen und Haustürgesprächen ist es deshalb nicht mehr getan – schließlich verbringen die Menschen immer mehr Zeit im Internet: 326 Minuten waren die Deutschen im Jahr 2020 im Schnitt täglich online, so geht es aus dem „Digital 2021 Global Overview Report“ hervor. Mehr als fünfeinhalb Stunden also, in denen Parteien die Chance haben, auf sich aufmerksam zu machen.

Einen Anhaltspunkt für den Stellenwert, den soziale Medien für die Parteien haben, geben deren Online-Budgets für den Bundestagswahlkampf. Auf eine aktuelle Anfrage der Tagesschau gaben nur Grüne und Linke Auskunft. Die Grünen setzen etwa 2,5 Millionen Euro ein, das sind 20 Prozent des Wahlkampfbudgets. Den Linken stehen laut einer Sprecherin 500.000 Euro zur Verfügung. Die FDP spricht lediglich von einem „erheblichen Anteil“, der in „digitale Formate“ fließt.