Oberhausen. Viel Interesse am Gewächshaus beim zweiten Tag der offenen Tür am Altmarkt. Warum die Corona-Pandemie das Projekt zurückgeworfen hat.

In der Bevölkerung ist das Interesse am Gewächshaus auf dem Dach des Jobcenters am Altmarkt in Alt-Oberhausen nach wie vor groß. Das zeigte sich beim zweiten Tag der offenen Tür nach der Eröffnung im September 2019 am vergangenen Samstag, 28. August. Pausenlos führten Gärtner Wolfgang Grüne und die neue Pressesprecherin des Altmarktgartens, Elita Wiegand, Besuchergruppen von zehn bis 15 Personen durch das Gewächshaus. Dabei wurde eins deutlich: Die Corona-Pandemie hat das Vorzeige-Projekt weit zurückgeworfen.

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So trostlos wie zu Beginn des Jahres sah es in den drei Gewächshaus-Abschnitten aber nicht mehr aus. Axel Schmiemann, Vorstand des CityO-Managements, behauptete noch im Januar, es würde kaum etwas gepflanzt werden, böse Stimmen behaupteten, das Projekt läge brach. Doch beim Tag der offenen Tür lugten wieder zahllose kleine Salatköpfe durch die Löcher der im Wasser schwimmenden Styroporplatten. Nebenan duftete es nach den in Regalen angebauten Erdbeeren. Im größten Raum schließlich, wo Koreander und Minze, Schnittlauch und Basilikum gezogen werden, stand wieder Topf an Topf. Auch zu sehen: Sogenannte Flower Sprouts, eine Kreuzung aus Grün- und Rosenkohl.

Für die Oberhausener Tafel produziert

Eigentlich sollten umliegende Restaurants, der Wochenmarkt und auch Schulen und Kitas mit den frischen Lebensmitteln versorgt werden. Die Wirklichkeit nach über einem Jahr Corona ist eine andere: Die Gastronomie habe seit dem Ausbruch des Virus' am Boden gelegen, Schulen als Abnehmer waren lange geschlossen. Der Wochenmarkt auf dem Altmarkt, räumte Pressesprecherin Wiegand ein, eigne sich zudem nicht für den Verkauf. Es sei eine Auflage der Stadt, teurer als in den Geschäften zu verkaufen, um ihnen keine Konkurrenz zu machen. Aber dafür fehle es in der City am zahlkräftigen Publikum.

„Wir haben eine schwierige Zeit hinter uns. Der Verkauf ist eingebrochen. Die Produktion wurde zeitweise zurückgefahren“, erklärte sie weiter. Was in den Pandemie-Monaten im Gewächshaus noch gezogen wurde, sei zu großen Teilen an die Oberhausener Tafel gegangen.

Große Hoffnungen auf das Café gesetzt

Im Grunde müssen die Verantwortlichen mit der Suche nach Abnehmern von vorne anfangen. „Es sind noch sehr viele Gespräche notwendig“, sagte Wiegand. Umso erfreulicher sei, dass viele der Gäste am Samstag nach einem Verkauf vor dem Haus gefragt hätten. „Das werden wir überlegen.“

Was den eigenen Abnehmer im Haus angeht, das geplante Café im Erdgeschoss, zeigte sie sich zuversichtlich. "Es laufen Gespräche. Es gibt wohl auch schon einen Mieter“, so Wiegand. Wann eröffnet werde, sei aber noch offen. Wenn das Café kommt, sei auch ein Straßenverkauf geplant.

Auch wenn die Produktion in den letzten Monaten heruntergefahren wurde, liefen die Forschungen durch das Fraunhofer-Institut Umsicht weiter, berichtete Gärtner Wolfgang Grüne. Im Keller des Hauses wird das Abwasser vom Händewaschen aufgefangen. Damit wird die Toilettenspülung betrieben. Die Experten untersuchen nun, inwieweit es sich auch für die Wässerung der Pflanzen eignet.

USA und Ostasien sind schon um Längen weiter

Den Besuchern machten Wiegand und Grüne deutlich, dass es sich beim Klimaschutz um eine große Sache handelt. Der Ausstoß an schädlichem Kohlendioxid könnte weltweit erheblich verringert werden, indem der Transport von Obst und Gemüse kreuz und quer durch die Kontinente verringert und die Produktion stattdessen auf die Dächer der Städte verlagert werde - und das im besten Fall auch noch mit umweltfreundlich erzeugter Energie.

Das Oberhausener Projekt sei nur der Prototyp für eine Entwicklung in Europa, die in den USA und Ostasien schon viel weiter sei. "In den USA ist das bereits ein Geschäft", sagt Wiegand.

Bis zur Winterpause soll es weitere Führungen geben

Im November und Dezember wird die Erzeugung im Gewächshaus wieder ganz zurückgefahren. Nicht nur, weil es sich um besonders sonnenarme Monate handelt, sondern auch, weil einmal im Jahr gründlich gereinigt wird. Im neuen Jahr wird dann wieder mit der Bepflanzung gestartet.

Bis zum Winter soll es noch weitere Führungen geben. Nähere Informationen gibt es auf der Internetseite des Altmarktgartens: www.altmarktgarten-oberhausen.de.

>>> Vorzeige-Projekt für Landwirtschaft in der Stadt

Im September 2019 wurde der Dachgarten auf dem Jobcenter-Gebäude am Altmarkt eröffnet. Es gilt als Vorzeige-Projekt für eine Landwirtschaft mitten in der Stadt. Im Dachgarten wachsen Kräuter, Erdbeeren, Salate und auch Gemüse - gespeist mit Ressourcen, die das Gebäude selbst produziert. Regenwasser wird aufgefangen, die Abwärme wird nach oben geleitet.

4,6 Millionen Euro hat der Bau des Dachgartens gekostet - 2,3 Millionen Euro stammten aus Fördermitteln. Die Eröffnung des Dachgartens vor knapp zwei Jahren hatte ein deutschlandweites Medien-Echo zur Folge. Es zog Forscher nach Oberhausen, Architekten und auch Studenten, die ihre Bachelor- oder Masterarbeiten über das Projekt schreiben wollten.