Oberhausen. Über 127.000 Oberhausener haben mittlerweile zumindest die erste Impfung erhalten. Doch nun breitet sich die Impfmüdigkeit immer mehr aus.

Während ein guter Teil der Bevölkerung ziemlich impfmüde wirkt, kann die Stadt Oberhausen in dieser Woche einen wichtigen Erfolg vermelden. Denn bisher wurden immerhin über 127.000 Erstimpfungen an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt verteilt. Zieht man von den 210.000 Einwohnern in Oberhausen die unter 12-Jährigen ab, die derzeit noch keine Impfempfehlung bekommen, sind nun 68 Prozent der Oberhausener zumindest teilgeimpft. Auf die gesamte Einwohnerzahl in Oberhausen gerechnet, beträgt der Anteil der geimpften Bürger 60,5 Prozent. Doch das reicht noch längst nicht.

Denn vollständig geimpft, also inklusive der gegen die Delta-Variante des Coronavirus’ so wichtigen zweiten Impfung, sind nach Aufschlüsselung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein bisher nur 47,5 Prozent der Oberhausener (Stand: 26. Juli). Ähnlich sieht es in den umliegenden Städten aus. Den vollen Schutz haben in Duisburg mittlerweile 45,4 Prozent der Bürger, in Essen sind es 47,4 Prozent. Bei der schnell ansteckenden Delta-Variante gehen Wissenschaftler derzeit davon aus, dass man 80 bis 85 Prozent der Bevölkerung komplett geimpft haben muss, um Herdenimmunität zu erreichen.

Impfnachfrage in Oberhausen geht stark zurück

Mit ihren Impfwerten liegen Oberhausen und die großen Nachbarstädte bei beiden Impfungen unter dem bundesweiten Impferfolg: 50,2 Prozent der Gesamtbevölkerung inklusive aller Kinder sind in Deutschland komplett gegen Corona geimpft – allerdings haben nur 61,1 Prozent mindestens eine Impfdose in den Arm bekommen.

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Wie auch in anderen Städten geht die Nachfrage nach Impfterminen in Oberhausen allerdings rapide zurück. Da erst in der nächsten Woche die Zweitimpfungen wieder Fahrt aufnehmen, waren am vergangenen Montag im Impfzentrum in der Willy-Jürissen-Halle gerade einmal sieben Impfungen vorgeplant. „Wir dürfen jetzt nicht müde werden“, betont Jehn. „Deshalb müssen wir den Blick nun darauf richten, wie wir die restlichen 32 Prozent von unserem Impfangebot überzeugen können.“

3000 Impfungen durch mobile Angebote im Oberhausener Stadtgebiet

Ein wichtiger Baustein für den Krisenstabsleiter sind die offenen und freien Impfangebote, die seit dem 10. Juli an verschiedenen Punkten im Stadtgebiet präsent waren. „Wir haben gemerkt, dass wir mit den niederschwelligen Angeboten viele Menschen erreichen können, wenn wir da sind, wo sie leben.“

Krisenstabsleiter Michael Jehn setzt auf den Erfolg von mobilen Impfangeboten.
Krisenstabsleiter Michael Jehn setzt auf den Erfolg von mobilen Impfangeboten. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Bei den zwei Terminen zur Stadtteil-Impfung im Wohnpark an der Bebelstraße und in Osterfeld im Mai konnte die Stadt 1071 Dosen von Johnson&Johnson verimpfen. Bei den „Wochen des freien Impfens“, in denen das städtische Impfmobil im Juli zum Kaisergarten, Centro oder Sterkrader Tor fuhr, krempelten exakt 1906 Menschen bereitwillig die Ärmel hoch. „Das sind insgesamt knapp 3000 Menschen, die wir mit einem starren Angebot im Impfzentrum nicht erreicht hätten“, schlussfolgert Michael Jehn.

Impfangebote auf Trödelmärkten

Wegen dieser Erfolgszahlen erarbeitet der Krisenstab mit der Feuerwehr derzeit neue Ideen, wo die Menschen leicht erreicht werden können. Im Gespräch sind Impfaktionen bei Trödelmärkten oder größeren Veranstaltungen, aber auch die Zusammenarbeit mit Vereinen. „Derzeit stehen wir im Austausch mit den Karnevalisten“, gibt der Krisenstabsleiter an.

Eine weitere Idee: Zwei Tage pro Woche sollen im Impfzentrum Kinder- und Jugendärzte zur Verfügung stehen, um Impflingen ab zwölf Jahren, die seit dieser Woche auch in den Impfzentren offiziell geimpft werden dürfen, Beratung und Impfung zugleich anbieten zu können. Ist kein Kinder- und Jugendarzt vor Ort im Impfzentrum, ist eine Impfung für die jüngeren Oberhausener nicht möglich.

Impfzentrum nur an drei Tagen geöffnet

Das Impfzentrum in der Willy-Jürissen-Halle ist in dieser Woche nur am Mittwoch (28. Juli), am Samstag (31. Juli) und am Sonntag (1. August) jeweils von 12 bis 19.30 Uhr geöffnet.

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren werden dann mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech oder Moderna) geimpft.

An der politischen Diskussion, ob die Corona-Impfung Pflicht werden soll, will sich der Krisenstabsleiter nicht beteiligen. „Unser Fokus liegt jetzt darauf, das vorhandene Angebot weiter voranzutreiben.“ Fest steht: Bis zum 30. September 2021 sollen alle Impfzentren offen gehalten werden – das gibt das Land vor. Bis dahin sollen auch noch diejenigen Menschen ein Impfangebot erhalten, die als Genesene gelten und sich erst Wochen nach ihrer überstandenen Corona-Infektion impfen lassen durften.