Oberhausen. Der Andrang im Oberhausener Impfzentrum steigt. Dort heißt es bis zum 18. Juli: Impfen ohne Termin für alle – auch aus den Nachbarstädten.

Warteschlangen gibt es zwar auch am 13. Juli 2021 noch keine, doch der Andrang am Impfzentrum in Oberhausen steigt: Bis 12 Uhr nutzten bereits 90 Oberhausener das Angebot der Stadt zum freien Impfen in der Willy-Jürissen-Halle. Einen Tag zuvor hatten dieses Angebot insgesamt 220 Oberhausener ergriffen. Dort heißt es aktuell: Keine Anmeldung, keine Wartezeit. Auch Impfwillige, die ihren Zweittermin vorziehen wollen (frühestens nach vier Wochen möglich) oder Interessierte aus den Nachbarstädten können einfach vorbeikommen und sich den Piks abholen.

Während die Zahl der Corona-Fälle bundesweit und eben auch in Oberhausen wieder beständig steigt, ging das Impftempo in den vergangenen Wochen merklich zurück. „Jetzt ist Kreativität gefragt“, beschloss deshalb die Landesregierung und läutete in NRW eine „Woche des Impfens gegen Covid-19“ ein. Von Montag, 12. Juli, bis Sonntag, 18. Juli, sind die Kommunen dazu aufgerufen, in ihren Impfzentren Tage der offenen Tür anzubieten. Der Krisenstab in Oberhausen zog angesichts einer Inzidenz von 11,9 (Stand: 13.07.21) sofort mit: Alle ab 16 Jahren können sich in dieser Woche ohne Termin in der Willy-Jürissen-Halle impfen lassen. Wer dieses Angebot jetzt spontan auch für einen vorgezogenen Zweittermin nutzt, sollte einen vereinbarten Termin bei seinem Hausarzt aber unbedingt absagen. Darauf weist Dr. Heinrich Vogelsang, Ärztlicher Leiter des Oberhausener Impfzentrums, nachdrücklich hin.

Impf-Mobil kommt am 15. Juli zum Einsatz

Der Anteil der ansteckenderen Delta-Variante ist deutschlandweit längst auf rund 60 Prozent geklettert.„Allzu schnell kann sich bei uns wiederholen, was wir gerade in den Niederlanden erleben – nach massiven Lockerungen steigen dort die Corona-Zahlen explosionsartig.“

Der Internist und Ärztliche Leiter des Oberhausener Impfzentrums Dr. Heinrich Vogelsang.
Der Internist und Ärztliche Leiter des Oberhausener Impfzentrums Dr. Heinrich Vogelsang. © Unbekannt | Volker Hartmann

Die landesweite Inzidenz liegt nach Angaben des staatlichen niederländischen Gesundheitsinstituts RIVM bei 230,1 (Stand: 12.07.2021). Nur vier Tage zuvor hatte sie noch bei 94,1 Neuinfektionen in der Woche pro 100.000 Einwohnern gelegen. Als vollständig geimpft gelten in den Niederlanden rund 39 Prozent (in Deutschland 42,30 Prozent).

Wie schnell solche Entwicklungen durch die räumliche Nähe auch nach Oberhausen schwappen können, wissen die Mitglieder des Krisenstabs nur zu gut. Gegenmaßnahmen laufen auf Hochtouren. „Am kommenden Donnerstag, also am 15. Juli, kommt auch das Impf-Mobil noch zum Einsatz.“

Gut 600 Oberhausener könnten täglich ohne Termin geimpft werden

In der Zwischenzeit hofft das Team der Willy-Jürissen-Halle auf deutlich mehr Impfwillige. Knapp 600 Oberhausener hatten sich für den 12. Juli noch über das Portal der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein angemeldet. „Gut 600 dürfen nun täglich spontan dazukommen“, betont Vogelsang. Gespritzt wird der mRNA-Impfstoff von Biontech oder Moderna. Den Termin für die Zweitimpfung nach vier bis sechs Wochen gibt es gleich mit auf den Weg. Dabei gilt: Wer einmal Biontech erhalten hat, bekommt auch bei der Zweitimpfung Biontech. Gleiches gelte für Moderna.

„Eine Kreuzimpfung zwischen diesen mRNA-Impfstoffen ist nicht geplant“, sagt Vogelsang. Obgleich dies etwa in Israel bei der dort soeben eingeführten Drittimpfung längst praktiziert werde. Denn auch in Israel breitet sich die Delta-Variante rasend schnell aus. Insbesondere ältere und immungeschwächte Menschen sollen mit der Auffrischungsimpfung zusätzlich geschützt werden. „Eine solche Drittimpfung mag sinnvoll sein, führt auf der anderen Seite aber weltweit wieder zu einer erneuten Impfstoff-Knappheit und damit zu einem Zustand, den wir gerade erst überwunden geglaubt haben“, sagt der Ärztliche Leiter des Impfzentrums.

Wie lange es auch in Oberhausen vor diesem Hintergrund noch spontane Impfaktionen geben kann, weiß niemand. Wer bis heute nicht gegen Covid-19 geimpft ist, sollte sich also lieber beeilen – und diese vielleicht sogar einmalige Chance noch nutzen.