In der WAZ-Vortragsreihe „Spektrum Wissen“ sprach Ranga Yogeshwar am Donnerstag viel über die Zukunft – aber eigentlich ging es nur um Emil.

Oberhausen. Häufig Studio, manchmal Stadion – das war die Vortragswelt von Ranga Yogeshwar in den Hochzeiten von Corona. In Oberhausen sprach der Wissenschaftsjournalist am Donnerstag erstmals nach dem Lockdown wieder vor realem Publikum: über die Zukunft, über den Wandel, über globale Herausforderungen, große Themen. Eigentlich aber ging es um Emil.

Emil ist der Enkel von Ranga Yogeshwar. Gerade eineinhalb Jahre alt und also noch nicht dabei im Saal des Congresscentrums unter 500 Gästen, die die WAZ eingeladen hatte im Rahmen ihrer Vortragsreihe „Spektrum Wissen“. Hineingeboren in die Zeit des Klimawandels, in die Pandemie. Ein Baby, das seinem Opa, der so viel darüber nachdenkt, trotzdem die Augen öffnete und neue Perspektiven: „Unsere Zukunft ist Emils Gegenwart.“ Das Kind wird das 22. Jahrhundert erleben.

Wie aber wird das? Werden die Menschen noch reisen wie Yogeshwar, der für seine Flugmeilen „bei Greta Thunberg in die Hölle“ käme? Werden sie im Homeoffice bleiben oder in alte Muster zurückfallen? Wird ihnen der Keller volllaufen wie neulich bei Yogeshwars zuhause? Werden sie das Jahr kennen, in dem sie sterben werden? Manches fragt der Redner sein Publikum, vieles belegt er anschaulich mit Erkenntnissen aus der Wissenschaft, manchmal wird er politisch („Die Bildung! Der arme Emil!“). Auf manches hat auch er noch keine Antwort, aber das 21. Jahrhundert, ahnt der Experte, wird eines der Vorhersagen. Vieles wird man vorher wissen, aber „will man es auch wissen“?

Nicht mehr Probleme, nur mehr Sensibilität dafür

Emils Welt kann man sich kaum vorstellen, nur so viel: Seine Generation wird mit Maschinen reden, sie tut es ja jetzt schon. Yogeshwar beschäftigt sich mit Innovationen, die Technik, glaubt er, „wird uns helfen“ – wenn „wir“ auch denjenigen helfen, die sie sich nicht leisten können. Yogeshwar hieße nicht Yogeshwar, wenn er nicht überzeugt wäre, dass „Emils Welt eine bessere Welt“ wird. Denn auch wenn das so scheint: „Die Probleme sind nicht mehr geworden“, sagt Yogeshwar, „wir betrachten sie nur mit mehr Sensibilität.“

Das Problembewusstsein sei ein anderes. Die größte Herausforderung in der globalen Welt?, fragt er sein Publikum. „Der Klimawandel.“ Es brauche also Nachhaltigkeit für Emil, es brauche globale Fairness, eine andere Haltung, einen Kulturwandel. Die Menschen merkten, dass sie nach falschen Werten streben, „aber was wir alle wollen, ist glücklich sein“.

Irgendwann, ist der 62-Jährige überzeugt, wird der Enkel zurückblicken und den Opa fragen: „Wie konntest du nur?“ So wie der auch zurückschaut auf die Generationen vor ihm. Und deren Welt nicht mehr versteht.