Oberhausen. Die Knappenhalde lädt zu einem besonderen Ausblick über Oberhausen ein. Doch der Schlackenberg macht zum Teil einen verwahrlosten Eindruck.

Nach knapp 20 Minuten ist man oben angekommen: Auf dem Aussichtsturm der Knappenhalde befindet sich in 102 Metern Höhe die höchste Erhebung im Stadtgebiet. Hier oben schweift der Blick von den bewaldeten und bewohnten Anhöhen im Süden über die Dächer von Alt-Oberhausen, rüber zum Centro und dem Gasometer bis nach Osterfeld.

Fängt schon gut an: Das Eingangsportal zur Knappenhalde ist mit Graffiti beschmiert.
Fängt schon gut an: Das Eingangsportal zur Knappenhalde ist mit Graffiti beschmiert. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Eine stählerne Karte soll eigentlich die wichtigsten Punkte des Sichtfeldes im Stadtgebiet zeigen, damit sich auch auswärtige Besucher, die Oberhausen nicht so gut kennen, orientieren können. Doch Stammgäste hier oben wissen, dass die Karte schon seit ziemlich langer Zeit nicht mehr zu gebrauchen ist, sie ist vollkommen von bunt-schwarzen Graffiti verschmiert.

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Der Höhepunkt dieses so bekannten Oberhausener Hügels ist praktisch schon ein Sinnbild für den Gesamtzustand der Knappenhalde, den man beim Besteigen des „Monte Schlacko“ begutachten kann: Hier erkundet der Besucher zwar einen ganz besonderen, im Grunde sehr schönen und anziehenden Ort in Oberhausen, der aber bedauerlicherweise nicht frei von erheblichen Mängeln ist.

Müll liegt unterhalb eines Aussichtspunktes an der Knappenhalde in der Böschung.
Müll liegt unterhalb eines Aussichtspunktes an der Knappenhalde in der Böschung. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Dazu gehören in erster Linie die Holztreppen und Holzgeländer, die zum Teil ziemlich morsch und brüchig geworden sind. Sicher ist das Ganze augenscheinlich nicht, hier herrscht ohne Frage großer Nachholbedarf, auch weil die nur zum Teil noch stehenden Schutzgitter nicht mehr richtig befestigt sind. Diese Gegend ist also nichts für Kinder ohne Aufsicht, dabei soll dieses kleine Naherholungsgebiet nicht nur Anwohnern, sondern auch Familien als Ausflugsziel dienen. „Ja, die Treppen und Geländer müssten mal gemacht werden. Die sind schon in die Jahre gekommen“, meint Josefine Clanzett, die mit ihrem Hund einen Spaziergang unternimmt.

Auf dem Schlackenberg: „Das hat schon etwas von einem Lost Place“

Ein Sicherungsgitter auf der Knappenhalde liegt in der Böschung. Es sollte ein defektes Geländer absichern.
Ein Sicherungsgitter auf der Knappenhalde liegt in der Böschung. Es sollte ein defektes Geländer absichern. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Zwei- bis dreimal im Monat ist die Alstadenerin hier am Fuße des Knappenviertels unterwegs. „Was mich fasziniert ist, wie verwunschen die Natur hier ist. Das hat schon etwas von einem Lost Place.“ Müll scheint derweil kein großer Störfaktor zu sein. Vereinzelt ist er zwar zu finden. Aber besonders am Aussichtsturm ist es an diesem Tag bis auf einige Glasscherben sauber. Auch der dort befindliche Müllbehälter scheint erst vor kurzem geleert worden zu sein.

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„Manchmal liegt hier schon mehr Müll rum, wenn sich hier ein paar Jugendliche heimlich zum Grillen treffen“, berichtet eine junge Spaziergängerin. Sie kommt aus Karlsruhe und besucht einen Freund in Oberhausen. „Dann nutze ich die Gelegenheit und drehe hier zur Entspannung meine kleine Runde.“ Auch sie ist der Meinung, der Zustand der Knappenhalde sei zwar keinesfalls heruntergekommen, aber an bestimmten Stellen verbesserungswürdig. „Es gibt ein paar Schönheitsfehler. Die könnten sich aber schnell beheben lassen.“

Mülleimer fehlen auf der Knappenhalde an einigen Stellen

Sicherlich könnten mehr Mülleimer den Weg der Wanderer streifen. Gerade beim zweiten Aussichtspunkt, einem Unterstand in Pilzform auf halber Höhe der Halde, ist keiner vorhanden. Der Blick auf den Abhang zeigt: Viele Besucher hier haben offenbar wenig Lust, sich Mühe zu geben, sondern werfen ihren Müll einfach die Böschung hinunter.

Die unterschiedlichen Schichten der Knappenhalde

Die Knappenhalde markiert das ehemalige industrielle Zentrum der Stadt Oberhausen an der Essener Straße. Ihren Namen teilt sie sich mit dem benachbarten Knappenviertel, das zwischen 1870 und 1892 gebaut wurde und vorwiegend den Arbeiterfamilien der Gutehoffnungshütte (GHH) Wohnraum bot.

An ihren unterschiedlichen Schichten lässt sich die Entwicklung des Ruhrgebiets ablesen: Nach der ursprünglich landwirtschaftlichen Nutzung wurde zunächst Bergematerial aus der Zeche Oberhausen aufgeschüttet. Später folgten Hochofenschlacke aus der Eisenhütte der GHH und die Trümmer des Zweiten Weltkriegs sowie als bisher letzte „Schichten“ Natur und Naherholung.

Doch abseits von solchen hässlichen Anblicken bleibt die Wanderung auf und an die Knappenhalde lohnenswert. Zum größten Teil sind die Sitzbänke aus Stahl und laden zu einer kurzen Rast ein. Auch die Abflussrinnen für das Regenwasser, die quer über den Weg laufen, sind frei.

Schöner Ausblick vom Pilz auf der Knappenhalde: Man kann von dort gut das Centro erkennen. Aber leider sieht dieser Treff nicht besonders gepflegt aus.
Schöner Ausblick vom Pilz auf der Knappenhalde: Man kann von dort gut das Centro erkennen. Aber leider sieht dieser Treff nicht besonders gepflegt aus. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Derweil bahnt sich die Natur quasi überall ungehindert ihren Weg: Die einen mögen über die offenbar fehlende Pflege schimpfen, für andere macht genau dies einen besonderen Reiz aus. Fast scheint es so, als ob sich die Natur das zurückholt, was ihr gehört.

„Ich bin schon mit meinem Sohn hier hochgelaufen, als der noch klein war“

Trotz des sonnigen Wetters ist an diesem Tag recht wenig los auf der Knappenhalde. Plötzlich kommt doch noch ein Großvater mit seinen zwei Enkeln den Weg Richtung Aussichtsturm entlang. „Ich bin schon mit meinem Sohn hier hochgelaufen, als der noch klein war“, erinnert er sich. Lange schwatzen kann der Mann allerdings nicht, die Enkelkinder drängeln schon. Schließlich wartet ein toller Ausblick, der Oberhausen mal aus einer ganz anderen Perspektive zeigt.

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