Oberhausen. Die Oberhausener Reisebüros haben nach der Corona-Flaute wieder viel zu tun. Nur sorgen die Preise bei manchen Kunden für Überraschung.
Als Gabriele Gaul den Hörer abnimmt, bittet sie um Verzeihung. Den Anruf in der anderen Leitung muss die Reisekauffrau erst noch beenden. „Da kann ich Ihnen die 14 Tage anbieten“ — es geht um eine Ostseekreuzfahrt fürs nächste Jahr. Offenbar floriert das Geschäft endlich wieder. Oder? „Seit vier Wochen ist es besser, es macht sich bemerkbar, dass der eine oder andere geimpft ist“, sagt die Inhaberin des Reisebüros „Gute Reise“ in Königshardt - noch mit verhaltenem Optimismus. "Ich atme erst dann auf, wenn die Reisen wirklich stattfinden.“
Schließlich hat Gabriele Gaul in den vergangenen Monaten vor allem eines getan: Stornierungen und Umbuchungen bearbeitet. Ende vergangenen Jahres hatte sie deswegen sogar mal öffentlichkeitswirksam versucht, im überlasteten Oberhausener Gesundheitsamt als Aushilfe anzuheuern, um die umsatzschwache Zeit zu überbrücken. „Wenn wir im Reisebüro eine Sache können, dann ist es das Telefonieren“, sagte Gaul damals. Aber dort wollte man von ihrem Unterstützungsangebot nichts wissen. Haken dran, Blick in die Zukunft. „Jetzt gibt es wieder viel zu tun.“ Gauls Mitarbeiter sind trotzdem noch in Kurzarbeit. „Es muss erst beständig gut laufen.“ Die Masse an derzeitigen Buchungen sind zumindest ein gutes Zeichen.
Oberhausener Reisebüro: Fällt die PCR-Testpflicht, wird direkt häufiger gebucht
Wohin geht es? „Griechenland ist der Renner.“ Die Reiseexpertin war erst selbst vor kurzer Zeit auf der Insel Rhodos. Ihr Hotel habe sich verpflichtet, nur 60 Prozent der Zimmer zu belegen. „Man fühlt sich dort sicher und kann trotzdem viel unternehmen“, meint sie - zum Beispiel ohne Maske den Strand genießen.
Vor allem rückt ein Reiseziel dann in der Beliebtheitsskala nach oben, wenn die Einreisebestimmungen gelockert werden. „In Spanien ist gerade der verpflichtende PCR-Test für die Einreise weggefallen“, sagt Gabriele Gaul. „Das macht viel aus und hat die Mallorca-Buchungen nach oben getrieben.“ Schließlich kann ein Pflicht-PCR-Test schnell an die 80 Euro mehr pro Person für die Reisekasse bedeuten. [Lesen Sie auch: Corona und Urlaub: Das ist in den Bundesländern möglich]
Während Gabriele Gaul ihre Zuversicht noch etwas bremst, hört man Dina Piria das Grinsen im Gesicht förmlich an. Die Inhaberin des Reisebüros „Um die Welt“ am Sterkrader Markt spricht von einem „absoluten Buchungsboom“, in zweieinhalb Tagen habe sie mit ihrem dreiköpfigen Team fast 60 Angebote herausgeschickt. „Seit wenigen Wochen können wir uns vor Arbeit nicht mehr retten“, sagt sie. „Im März oder April habe ich damit noch nicht gerechnet. Wir strahlen hier nur noch.“
Viele Kunden buchen Reiserücktrittsversicherungen mit Corona-Schutz
Auch Dina Piria nennt als erstes Griechenland, wenn man sie nach den beliebtesten Reisezielen der Oberhausener fragt. Und Mallorca natürlich. Weil die Türkei seit dem 6. Juni kein Hochinzidenzgebiet mehr ist, nehme aber auch hier die Zahl der Urlauber zu. Und manch einer traue sich sogar wieder zu, weit über die europäischen Grenzen hinaus wegzufliegen. „Bali, die Malediven - viele sagen auch: Wir gönnen uns jetzt mal mehr als die Jahre davor, weil wir so lange nicht reisen konnten.“
Lockerungen auch bei Kreuzfahrten
Auch Kreuzfahrten sind wieder mehr möglich. Beispielsweise hat Spanien vor kurzer Zeit das Anlegeverbot für internationale Kreuzfahrtschiffe aufgehoben. In Deutschland sind Kreuzfahrten ab Kiel bereits seit dem Pfingstwochenende wieder möglich. Auch die Testbestimmungen für Kreuzfahrten werden derzeit zusehends gelockert.
Aida Cruises hatte beispielsweise bis zuletzt noch einen PCR-Test auch für Abfahrten aus Deutschland gefordert. Ab jetzt wird im Terminal ein PCR-Test gemacht, so dass im Vorfeld ein einfacher Corona-Bürgertest ausreichend ist.
Die häufigsten Fragen der Kunden: Was passiert, wenn ich an Corona erkranke? „Deswegen buchen wir häufig eine Versicherung mit Corona-Schutz mit, das sind dann meist noch mal rund 15 Euro zusätzlich zur Reiserücktrittsversicherung “, erzählt Dina Piria. Solche Covid-Versicherungen leisten beispielsweise dann, wenn die Reise wegen einer Quarantäne-Anordnung nicht angetreten werden kann oder sich die Reisenden vor Ort infizieren und das Hotel nicht verlassen werden dürfen. [Lesen Sie auch: Auslandskrankenversicherungen: Was Reisende beachten sollten]
Preise für Pauschalreisen sind zuletzt sehr stark gestiegen
Heike Lindermann, Inhaberin des Reisebüros am Rathaus, ist ebenfalls froh, dass sich inzwischen „alle Stammkunden gemeldet haben.“ Allerdings sei manch einer geschockt von den Kosten, Hotels und Fluggesellschaften hätten die Preise zuletzt sehr stark angezogen, berichtet die Reisekauffrau. „Jeder will weg“, sagt sie „aber die Preise schrecken manch einen dann doch ab.“ Wer mit 500 Euro für eine Woche Mallorca kalkuliert habe, müsse jetzt schnell mal mit 300 Euro mehr rechnen. „Und es gilt: Je kurzfristiger umso teurer.“ Es gibt ja nicht nur die Sommer-, sondern auch noch die Herbstferien...