Oberhausen. Für 3,3 Millionen Euro verkauft ein Architekt ein von ihm umgestaltetes Haus. Dabei dauert der Umbau an. Auf das neue Dach soll noch eine Sauna.
Jens Scholten könnte auf seiner Veranda eine Wildtierkamera aufstellen. Und filmen, wie sich Fuchs und Hase im Garten „Gute Nacht“ sagen. Rehe linsen schon mal ins Schlafzimmer im Untergeschoss. Wildschweine tummelten sich im hinteren Bereich des Gartens. Das Haus an der Immenstraße liegt direkt an einem bewaldeten Naturschutzgebiet. Unverbauter und unverbaubarer Blick. „Die Aussicht ist der Riesenvorteil“, sagt Hausbesitzer Scholten. Nicht nur die Natur ist nah. Fußläufig sind Kindergarten, Schule und Einkaufsmöglichkeiten zu erreichen. Zur A3 und A2 ist es nicht weit.
„Das Objekt befindet sich in einer der besten Lagen in ganz NRW“, schreibt der 37-Jährige in einer Anzeige bei Immobilienscout, denn das Haus steht zum Verkauf. Die Lage schlüge sogar Nobelstandorte wie das Brucker Holt-Viertel in Essen-Bredeney, meint Scholten: „Da haben Sie diese Wohnqualität nicht.“ Und das hat dann auch seinen Preis: 3,3 Millionen Euro will er für die Immobilie haben. Zwar provisionsfrei, aber allein für die Grunderwerbssteuer wird zusätzlich noch ein Betrag im unteren sechsstelligen Euro-Bereich fällig. Das Haus dürfte eines der teuersten Anwesen sein, die derzeit in Oberhausen auf dem Markt sind - dabei ist es noch nicht mal fertig.
Von außen wirkt das Gebäude fast unscheinbar
Von außen wirkt das Gebäude an der Immenstraße im tiefsten Norden Oberhausens fast unscheinbar. Die Baumaterialien im Vorgarten zeugen davon, was hier alles noch geschehen soll. Auf den von der Straße aus gesehen linken Teil des Hauses will der (Noch-)Hausherr ein neues Flachdach setzen lassen. Darauf sollen eine Sauna und ein Whirlpool kommen, von denen aus die neuen Besitzer künftig direkt über den Wald blicken können. Der Zugang erfolgt über eine Treppe über die angrenzende Garage, die vier Stellplätze bietet. Den Blick nach hinten heraus soll künftig ein Wohnzimmerfenster im Format von neun mal sechs Metern freigeben. Auch eine Pelletheizung soll das Haus noch bekommen. Scholten ist schon länger in Gesprächen und Diskussionen mit dem Bauamt der Stadt. Jetzt endlich, sagt der Architekt und Bauingenieur, sei ihm aber in Aussicht gestellt worden, dass die Genehmigung für die Umbauten am Dach zeitnah kommen könnte.
Was es jetzt schon gibt: Das Haus ist aufgeteilt in drei Wohnbereiche. Der Teil, den Scholten mit Frau und Sohn jetzt bewohnt, umfasst 339,61 Quadratmeter mit sechseinhalb Zimmern. Hinzu kommen zwei Einliegerwohnungen mit jeweils rund 80 Quadratmetern, die aktuell fast 1800 Euro Miete pro Monat bringen. Die seien „steigerungsfähig“, sagt Scholten. Das gesamte Grundstück misst 960 Quadratmeter.
Begehbare Duschen, Whirlpool und Fitnessraum im Keller
Das ursprünglich 1980 erbaute Haus hat Scholten vor acht Jahren im Rahmen einer Zwangsversteigerung erworben. Zu welchem Preis? Scholten schmunzelt und schweigt. In den Jahren danach hat der Bauherr um- und aufgerüstet: „Wir haben das ganze Haus komplett entkernt und nur die tragenden Wände und die Stahlbetonträger erhalten.“ Und der Marmorboden im Wohnzimmer ist geblieben: „So etwas kriegen Sie heute gar nicht mehr.“ Inzwischen gibt es natürlich begehbare Duschen, einen Whirlpool und einen Fitnessraum im Keller.
Selbst die Klinken an den Türen seien Sonderanfertigungen, sagt Scholten. Im ganzen Haus ist Corian verbaut, ein besonders exklusiver Werkstoff. Die Fenster seien nicht nur auf dem höchsten Energiestandard, sondern sogar schusssicher. Das wärmegedämmte Haus wird automatisch belüftet. Scholten kennt sich aus mit Luxus. Beruflich hat der Unternehmer eine kleine Firma, die für Christian Dior „und andere weltbekannte Designunternehmen“ Ladenlokale konzipiert.
„Bezugsfertig ab 1. August“ - so heißt es in der Anzeige
Dass es in dieser Preisklasse ein Nachteil sein könnte, dass der neue Besitzer sein Eigentum mit zwei Mietparteien teilt, glaubt Scholten nicht. Perspektivisch biete sich das Haus etwa für ein Generationenwohnen an, sagt der 37-Jährige. Erste Anfragen von Interessenten habe es schon gegeben. Und ihm fällt auf, dass immer mal wieder Neugierige an dem Haus vorbei fahren, vermutlich, weil sie über die Anzeige aufmerksam geworden sind.
„Bezugsfertig ab 1. August“, so schreibt Scholten, der bewusst auf einen Makler verzichtet und sein Haus lieber selbst verkauft, in seiner Anzeige. Dass zu diesem Datum alle Arbeiten abgeschlossen sein werden, glaubt aber auch der Oberhausener nicht. „Der 1.8. ist sehr fiktiv.“ Grundsätzlich würde Scholten den weiteren Umbau vor einem Verkauf gern beendet haben: „Die meisten Menschen würden wohl nicht auf eine Baustelle ziehen wollen, erst recht nicht in dieser Größenordnung.“ Für Verhandlungen mit Interessenten zeigt er sich aber offen: „Ich würde auch sofort verkaufen. Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen.“
Er sei in der Nähe aufgewachsen, erzählt der 37-Jährige. So richtig für immer fort aus Königshardt werde es ihn und seine Familie wohl nicht ziehen, wenn das Haus verkauft sein sollte. Vom Garten aus blickt Scholten auf das noch unbebaute Nachbargrundstück direkt nebenan, auf dem das Gras munter sprießt. „Da baue ich mein nächstes Haus“, sagt der Architekt, „wenn ich dieses verkauft habe.“ Neubau statt Umbau - aber noch einmal „100 Prozent meine Handschrift“. Der freie Blick auf den Wald bliebe der Familie erhalten.