Oberhausen. Die Impfpriorisierung ist gefallen, Impfstoff bleibt knapp. Wann wird es besser? Und wer bekommt zuerst einen Termin? Dazu Oberhausens KV-Chef.
Ab jetzt kann sich jeder impfen lassen, der es möchte - theoretisch. Denn am Tag eins nach Wegfall der Impfpriorisierung ist der Impfstoff weiter knapp. So blickt Dr. Stephan Becker, Allgemeinmediziner mit Praxis in Osterfeld, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Oberhausen und ärztlicher Leiter im Oberhausener Impfzentrum, auf die aktuelle Situation.
Die Priorisierung ist jetzt weggefallen. Stand das Telefon in Ihrer Praxis noch still?
Es ist nicht so schlimm, wie wir es befürchtet haben. Der ganz große Andrang ist ausgeblieben – was sicher auch daran liegt, dass viele Leute inzwischen mitbekommen haben, dass der Impfstoff noch knapp ist. Die geringe Menge an Biontech-Impfstoff, den wir diese Woche erhalten, können wir ausschließlich für Zweitimpfungen verwenden. Auch bei anderen Impfstoffen sieht es mager aus. Von Johnson & Johnson heißt es, der Impfstoff sei unbegrenzt bestellbar – in einer Praxis kommen am Ende dann aber nicht viel mehr als eine Handvoll Fläschchen an. Wir vergeben deshalb nur noch dann Termine, wenn wir die Impfdosen bei uns im Kühlschrank haben. [Lesen Sie auch: Impf-Priorisierung aufgehoben - wo bekommt man einen Termin?]
Wenn mehr Impfstoff zur Verfügung steht: Wer wird bei Ihnen einen Termin erhalten?
Ich vertraue darauf, dass die Praxen dann nicht jeden impfen, der einfach nur nach Malle in den Urlaub fliegen will. Obwohl die Priorisierung aufgehoben ist, werden wir schauen, dass als erstes unsere Patientinnen und Patienten mit Grunderkrankungen geimpft werden. [Lesen Sie auch:Viele Kranke der Prio-Gruppe 3 noch immer ohne Corona-Impfung]
Wurde die Priorisierung zu früh aufgehoben?
Das würde ich schon sagen. Gleichzeitig können jetzt auch die Betriebsärzte impfen, die dafür auch die Kapazitäten im momentan nicht ausgelasteten Impfzentrum nutzen können. Auch sie konkurrieren jetzt mit uns um den Impfstoff, was die Lage weiter verschärfen wird. Ich rechne aber damit, dass wir in zwei bis drei Wochen, also gegen Ende Juni, eine entspanntere Situation vorfinden werden. [Lesen Sie auch: Nicht genug Impfstoff: Pöbeleien in Arztpraxen nehmen zu]