Oberhausen. Wer es ernst meint mit der Hilfe für das am Boden liegende Kulturleben, der sollte die Chancen sehen, die sich mit dem einstigen Kino verbinden.
Trotz seines etwas protzigen Namens: Der „Europapalast“ ist kein überteuertes Projekt, erst recht kein Millionengrab. Eventuellen hysterischen Vergleichen mit Hamburgs Elbphilharmonie lässt sich der Wind aus den Segeln nehmen – mit guten Argumenten.
Selbst eine annähernde Verdoppelung der Kosten für dieses bundesweit seltene Relikt eines Kinos aus den 1950er Jahren – noch dazu eines, das mit extravagantem Grundriss in ein neunstöckiges Wohngebäude eingepasst wurde – wäre mit rund 4,7 Millionen Euro keine maßlose Ausgabe. Denn dafür ist allerhand zu leisten, was in der Summe einem Neubau (im Altbau) nahekommt: Vom Einbau eines Aufzuges, um den wie eine Schüssel geformten Saal barrierefrei zugänglich zu machen, über eine völlig neue technische Ausstattung bis zur „technischen Decke“, an der sich auch Bühnenkulissen befestigen lassen.
Für viele Kulturschaffende ein ideales Maß
Die Schicksalsfrage für den Europapalast lautet also: Braucht Oberhausen – diese arme Stadt mit dem (bis zur Pandemie) reichen Kulturleben – einen 199-Zuschauer-Saal? Alle Institutionen, die ihn nutzen möchten, sagen begeistert „Ja!“. Man sollte ihnen auch nach nüchterner Abwägung recht geben: Denn zwischen den ganz kleinen Schauplätzen wie der Fabrik K 14 oder dem Literaturhaus und den bei voller Auslastung doppelt so großen Häusern am Ebertplatz bietet der Europapalast für viele ein ideales Maß.
So verfügt die VHS im Bert-Brecht-Haus zwar über Seminarräume, aber über keinen attraktiven Saal, um auch zugkräftige Gäste zu Lesung und Debatte einzuladen. Beim Theater hat sich während eines überlangen Lockdowns soviel Repertoire angestaut – es könnte wohl vier Säle bespielen. Vor allem aber böte das einstige Prachtkino den Internationalen Kurzfilmtagen die Chance, endlich ganzjährig in der Stadt Präsenz zu zeigen.
Wenn man es ernst meint mit den Beschwörungen, dem Kulturleben nach der Pandemie wieder aufhelfen zu wollen, dann gehört der Europapalast unbedingt dazu.