Noch bis zum 10. Januar gastiert der Circus Salto an der Tannenbergstraße. Ein Besuch.

Am Firmament aus Stahl und Stoff windet sich die junge Frau. Neongelb strahlt ihr Körper, hier und da reflektiert ein Strassstein die Scheinwerferstrahlen. Dann stürzt der Körper zu Boden. Nein, kurz vor den Sägespänen stoppt der Fall. Es ist Zirkuszeit in Oberhausen, und Natascha präsentiert ihre Todesspirale am rotierenden Vertikalseil.

Doch zuvor hatte die Artistin Hula-Hoop-Reifen um ihre Hüften kreisen lassen. Zwei, drei, vier: Die versammelten kleinen Mädchen mit blonden Zöpfen, die in die Weihnachtsshow des Circus Salto an der Tannenbergstraße gekommen waren, hielten den Atem an. Und die Mamas dachten sehnsüchtig zurück an die Zeit, als sie selbst noch Plastikreifen um die Hüften schwangen. Währenddessen machten Josy und Natascha Platz in der Manege für Gordon, den Sohn Bernhard Köllners, wie Natascha Allround-Künstler des Nachmittags.

Handstand auf wackeligen Stapelstühlen, Drahtseiltänzer und Clown Spaghetti mit seinem Kumpel Banane alias Zippogalli. Der junge Mann mit dem süffisant-bengelhaften Elvis-Lächeln hatte einfach alle Rollen drauf. Nur die Dressur der Kamele und Ponys wollte nicht so recht synchron gelingen. Zu vorwitzig sprengten die Kleinpferde umher. Naja, man kann sich streiten, ob Tiere in den Zirkus gehören. Nötig waren sie nicht unbedingt, hatten doch die menschlichen Artisten genug zu bieten. Allerdings – Pudel Rocky sorgte mit seiner Nummer als schwarzes Schaf der Pudel-Familie für viele Lacher bei den Kindern.

Nachdem sich Josy grazil aus dem Stand in die Brücke streckte und aus der selben wieder in den Stand wand, schwang sich Natascha abermals in die Luft. An römischen Bändern schwebte sie durch die Manege, schwang sich muskulös nach oben, um sich wie ein Jojo an den Bändern wieder hinab zu rollen. Eine Zirkusnummer der Antike übrigens, die römischen Bänder, erklärte zumindest Zirkus-Direktor Bernhard Köllner.

Brandgefährlich wurde es dann mit „Ramangali” und seiner „indischen Feuerspinne”. Eine lodernde Fackel nach der anderen löschte der Artist mit dem Mund. Als er sich die Feuerbälle dann über die Arme rollte, blieben endgültig auch die letzten Münder offen. Und als Höhepunkt spie der nette Mann mit dem indischen Gardekostüm dann noch zwei Mal eine breite Flamme quer durch das Zirkusrund. Kinder, bitte nicht nachmachen!

„Wer einmal Sägespäne in den Schuhen hat, der wird sie nicht mehr los”, behauptete Bernhard Köllner in der Pause, in der Alpakas, Pudel, Pferde und Lamas gegen Gebühr gestreichelt werden durften. Anscheinend hat er Recht, denn den kleinen Circus Salto gibt es mittlerweile schon in der vierten Generation. Und die fünfte steht schon in den Startlöchern:

Jamie (4) und Jason (5) präsentierten als Zugabe ihre Handstand-Nummer so souverän wie die Großen. Die beiden Weihnachtszwerge ließen sich durch die Luft wirbeln. Ganz klar, was Jamie als letztes aufführen wollte. „Die Todesspirale”, fiepte die Vierjährige ins Mikrofon. Nach dieser Zugabe gab es für die vier- bis achtjährigen Gäste im Zelt wohl nur noch einen Berufswunsch: Artist.