Oberhausen. Mit dem Filmemacher und Foto-Pionier sowie Amos Vogel und dem „Collectif Jeune Cinéma“ präsentiert das Festival rare Arbeiten aus den Archiven.

Selten gezeigte Arbeiten aus den Archiven gehören zu den Schätzen, welche die 67. Auflage der Internationalen Kurzfilmtage im Mai ins weltweite Netz hebt.

Mit dem Fotoband „The Americans“ (1959) schuf Robert Frank einen Meilenstein der Fotografiegeschichte – um sich für den Rest seines Lebens dem Kurzfilm zu widmen. Zwei Mal, für „The Present“ und „True Story“, wurde der aus Zürich stammende US-Bürger (1924 bis 2019) mit einem Hauptpreis der Kurzfilmtage geehrt. 1971 nahm Robert Frank einen Lehrauftrag des gerade gegründeten Visual Studies Workshop in Rochester an und gab seinen sechs Studenten den Auftrag, in Form von Selbstporträts „das Chaos der Gegenwart zu beschreiben“.

Das Ergebnis ist der selten gezeigte Film „About us“, den die Kurzfilmtage nun in einer eigens digitalisierten Fassung in Zusammenarbeit mit dem Visual Studies Workshop zeigen. Der Film steht ab Donnerstag, 6. Mai, 20 Uhr, für 48 Stunden auf der Festivalplattform online, begleitet von einem Gespräch mit Tara Merenda Nelson vom Visual Studies Workshop am Freitag, 7. Mai.

Hommage für den Filmverehrer aus New York

Die Reihe „re-selected“, kuratiert von Tobias Hering, konzentriert sich auf Filmgeschichte als Kopiengeschichte und lässt sich deshalb in einem Online-Festival nur schwer abbilden. Ein Experiment ist damit das Programm „Ja, aber“, das dem Kurator und Kritiker Amos Vogel gewidmet ist. Mit seiner Frau Marcia betrieb er 15 Jahre lang „Cinema 16“, den erfolgreichsten und einflussreichsten Filmclub der USA, der zu seiner besten Zeit über 7000 Mitglieder hatte. Amos Vogel (1921 bis 2012) engagiert sich auch über viele Jahre für die Kurzfilmtage als Jurymitglied und Mitauswähler von New York aus.

Das Online-Festival zeigt Arbeiten aus seinem Archiv, die ihm nachweislich viel bedeutet haben: „Sunday“ (1961) von Dan Drasin, „Relativity“ (1966) von Ed Emshwiller und Gunvor Nelsons „Kirsa Nicholina“ (1969). Das Programm steht ab Freitag, 7. Mai, 20 Uhr, für 48 Stunden auf der Festivalplattform.

Untergrundfilme und ein Dachbodenfund

In diesem Jahr feiert das „Collectif Jeune Cinéma“ sein 50-jähriges Bestehen. Heute zählt es rund 400 Mitglieder aus allen Teilen der Welt und verleiht mehr als 1600 überwiegend experimentelle Filme. Aus diesem umfangreichen Archiv hat das Kollektiv für die Kurzfilmtage ein Jubiläumsprogramm zusammengestellt. Gezeigt werden fünf Arbeiten, darunter Untergrundfilme der 1970er und 1980er Jahre von Filmemachern wie Pierre Bressan oder Jean-Pierre Creton, und mit Yves-André Delubacs „Le chant des signes“ ein rarer Dachbodenfund.

Das Programm steht ab Dienstag, 4. Mai, 20 Uhr, für 48 Stunden auf der Festivalplattform, begleitet von einem Gespräch mit Théo Deliyannis vom „Collectif Jeune Cinéma“, am Mittwoch, 5. Mai um 17.30 Uhr.