Oberhausen. Viele Branchen leiden massiv unter Corona. Nicht so die Tischlerei Markus Klemm. Ihre Auftragsbücher sind voll.

Viele Wirtschaftszweige leiden unter Corona, Unternehmen stehen am Abgrund. Nicht so die Tischlerei von Markus Klemm am Max-Planck-Ring in Alt-Oberhausen. Im Jahr ihres 25-jährigen Bestehens läuft ihr Betrieb so gut wie selten zuvor. "Ich habe 30 Prozent mehr Aufträge als vor Corona", berichtet der Tischlermeister. Dass die Menschen nicht mehr ausgehen und verreisen können, macht sich bei ihm positiv bemerkbar.

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Denn die Spezialität des 52-jährigen Unternehmers sind maßgeschneiderte Innenausbauten, Schränke oder Regale, die eine Dachschräge bestmöglich ausnutzen, sich in eine Nische einfügen oder Stauraum unter einer Treppe schaffen, aber auch Raumteiler. Seine Kunden haben in der Regel ein Eigenheim, die Kinder sind aus dem Gröbsten heraus, das Haus vielleicht schon abbezahlt. Jetzt kann man daran denken, sich Wünsche zu erfüllen, vor allem, wo man so viel mehr Zeit daheim verbringt als vor Corona.

Das Kinderzimmer als Klettergalerie

Auch ausgefallene Wünsche sind darunter, das Kinderzimmer etwa, das als Klettergalerie ausgebaut ist, die Kellerbar oder die Grillstation aus Teakholz im Garten. 5000 bis 6000 Euro an Wert hat der durchschnittliche Auftrag, der am Max-Planck-Ring zur Zeit hereinkommt. Dank eines neu gestalteten Verkaufsraums können sich Markus Klemms Kunden an dem in den Tisch eingelassenen Computerbildschirm (Touch Screen) selbst durch die große Auswahl an Farben und Mustern klicken.

Sobald der Chef vor Ort Maß genommen hat, erscheint das gewünschte Möbelstück zusätzlich auf einem großen Flachbildschirm und kann darauf von allen Seiten betrachtet, verändert und mit den gewünschten Farben und Mustern betrachtet werden. Der Kunde kann mitplanen. Bei ihm ist ganz neu. "Sie schauen es sich mit der 3D-Brille an und gehen virtuell durch ihre Wohnung", erzählt Markus Klemm. Er hat einem Möbelhersteller aus Brilon dessen Verkaufsausstellung abgekauft. Bis dahin mussten die Pläne von Hand gezeichnet und auf großen Bögen ausgedruckt werden. Änderungswünsche konnten nur mühsam umgesetzt werden. Jetzt kann die Anzahl der Türen, Fächer und Einlegeböden sowie die Art der Türgriffe mit einem Klick verändert werden.

Corona-konforme Möbel

"Vor allem die Frauen wollen die Oberfläche aber auch fühlen", berichtet Markus Klemm. Deshalb gibt es etliche Regale mit Musterbrettern für Böden, Decken und Möbelstücke. Oftmals hat aber auch ein Innenarchitekt die Planung erstellt, mit der der Kunde dann zu ihm kommt. Ein neues Auftragsgebiet sind übrigens corona-konforme Möbel für Krankenhäuser, Altenheime und soziale Einrichtungen, auf deren Oberflächen sich das Virus nicht lange halten kann.

Bei Klemm gibt es keine Trennung in Innen- und Außendienst. "Wir haben zwei Montageteams. Jedes Team arbeitet einen Auftrag vom Zuschnitt der Bretter bis zur Montage ab", berichtet der Chef. Das macht die Tätigkeit für seine Leute abwechslungsreich, zum Beispiel für Verona Scholz (21), die bei Klemm schon ihre Ausbildung gemacht hat. Sie ist mit Freude in dem einstigen Männerberuf tätig. "Das liegt bei uns in der Familie", erzählt sie. Schon ihre Mutter habe Tischlerin gelernt.

Beide Söhne mit im Betrieb

Zur Belegschaft gehören neun Beschäftigte, darunter zwei Frauen. Auch Klemms Söhne Sebastian (21) und Jonas (19) sind mit im Betrieb. Sie haben beim Vater ihre Ausbildung gemacht. Am längsten dabei, seit 22 Jahren, ist Michael Brinker (45). Tischlermeister Dirk Thissen ist aber auch schon seit zwölf Jahren im Unternehmen. Fachkräfte am Arbeitsmarkt zu finden, damit hat die Firma Klemm zur Zeit keine Probleme. "Viele Laden- und Messebauer haben ja Schwierigkeiten, sind froh, wenn sie Mitarbeiter abgeben können", berichtet Markus Klemm.

Vor 25 Jahren in einem Hinterhof angefangen

"Ich habe mit Fenster-Reparaturen und Laminatlegen begonnen", erinnert sich Markus Klemm an seine Anfänge als selbstständiger Tischlermeister im Jahre 1996. Damals übernahm er an der Lohstraße im Schladviertel eine kleine Schreinerei, die Firma Tinnefeld, mitsamt deren Altgesellen.

Seinen Lebensmittelpunkt hat Klemm bis heute in Moers. "Aber ich wollte mich selbstständig machen. Die Werkstatt in Oberhausen passte genau zu mir, war in Größe und Ausstattung optimal." 2002 vergrößerte er sich und zog in das neue Gewerbegebiet am Max-Planck-Ring um. Dort verfügt sein Betrieb allein über 1000 Quadratmeter Hallenfläche. Dort wird das Material gelagert, zugeschnitten und für die Montage vorbereitet.