Oberhausen. Sie prägte die Oberhausener Sozialpolitik über Jahrzehnte. Mit 91 Jahren ist jetzt Heide Kamps verstorben. Ein Nachruf.

Drei Wochen nach ihrem 91. Geburtstag ist am 30. März Heide Kamps, die langjährige Geschäftsführerin der Oberhausener Arbeiterwohlfahrt und Kommunalpolitikerin der SPD, gestorben. Das teilte jetzt ihre Familie mit.

Nach fast 30 Jahren im Rat der Stadt hatte sich Heide Kamps in den 90er Jahren aus der aktiven Politik zurückgezogen und verzichtete auf Ein- und Nachreden, auch Ratschläge vermied sie. „Da steckt auch immer ‘Schlag’ drin“, pflegte sie zu sagen, streute aber bisweilen Salz in Wunden: „Die Awo weiß noch, wo der Schuh drückt“, bemängelte sie etwa die Lebensferne so mancher Nachfolger.

Die Awo - ein wesentlicher Teil ihres Lebens

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) war wesentlicher Teil ihres Lebens, die praktische Hilfe vor Ort und ohne bürokratische Bedenken. „Ich habe oft und viel Hilfe erfahren und weiß, dass man zurückgeben muss. Das ist selbstverständlich“, nannte sie einen Beweggrund. Im Rat war sie natürlich als Sozialpolitikerin hochkompetent und wusste, was Sache ist. Aber auch im Kulturausschuss behielt sie mit wachem Blick den Sinn fürs rechte Maß. Alt-Oberbürgermeister und Altersgenosse Friedhelm van den Mond (89), mit dem sie allmorgendlich telefonierte, rühmte ihren „friesischen Charme“, mit dem sie Barrieren beiseite räumen konnte.

Heide Kamps auf einem Foto aus dem Jahr 2010.
Heide Kamps auf einem Foto aus dem Jahr 2010. © Kerstin Bögeholz / FFS

Die gebürtige Hannoveranerin, die auf Langeoog und in Wittmund aufgewachsen und mit Hilfe der Awo nach dem Krieg in Kassel zur „Kindergärtnerin und Hortnerin“ ausgebildet worden war, hat viel mitgemacht. Sie hat vier Söhnen das Leben geschenkt und musste zwei noch vor dem eigenen Tod zu Grabe tragen. Sie hat ihren Mann verloren, als die Jungs noch recht klein waren und erfuhr im immer neuen Wiederaufbau des Lebens einen Teil jener Hilfe, die sie auch immer zu geben bereit gewesen war – ohne große Worte zu machen: „Ja nun, muss doch irgendwie.“

„Am wichtigsten ist die Familie“

Im Kreise der zuletzt sieben Enkel und drei Urenkel fühlte sich die bis zum Schluss hellwache Sozialdemokratin wohl und gestand: „Am wichtigsten ist die Familie.“Es erfüllte sie durchaus mit Stolz (sie hätte nach einem anderen Wort gesucht, vielleicht: Genugtuung), dass ihr Sohn Jochen sich ebenfalls der Idee der praktischen Hilfe in der Arbeiterwohlfahrt anschloss, dass Enkelin Lena fest in den Idealen des demokratischen Sozialismus wurzelt. Heide Kamps hat mehr ertragen, als ein Mensch ertragen muss. Aber sie hat es stets aufrecht, mit Mut und Optimismus getan und nie gejammert.

Ein Oberschenkelhalsbruch mit anschließender Komplikation hat ihrem Leben nun ein jähes Ende gesetzt. „Sie musste nicht leiden“, sagt Enkelin Lena, und das macht alle Menschen froh, die sie gekannt haben. Oberhausen hat eine große Frau, die Familie eine wunderbare Mutter verloren.