Oberhausen. Im Oberhausener Gesundheitsamt helfen derzeit rund 100 zusätzliche Mitarbeiter aus. Ihre Aufgaben sollen bald entscheidend vereinfacht werden.

Derzeit sind insgesamt etwa 100 Mitarbeiter zusätzlich im städtischen Gesundheitsamt eingesetzt, um der Kontaktverfolgung in Oberhausen Herr zu werden. Wie die Stadt auf Nachfrage mitteilt, handelt es sich dabei sowohl um Personal aus der Bundeswehr als auch um Mitarbeiter anderer Verwaltungsabteilungen, etwa aus den Bereichen Finanzen, Soziales, Wahlen oder aus den Stadtbüchereien. Insgesamt ergibt das eine personelle Stärke von „186 Personen, die sich nur um Corona kümmern“, sagt Gesundheitsamtsleiter Henning Karbach.

Oberhausener Gesundheitsamt kann Inzidenz über 50 verkraften

In der aktuellen Folge der Videoserie „Zwischenruf“, in der die DGB/VHS-Organisation „Arbeit und Leben“ regelmäßig stadtbekannte Oberhausener zur Corona-Krise zu Wort kommen lässt, erläutert Karbach zudem, dass seine Behörde eine Inzidenz weit über 50 aushalten könne. Der Sieben-Tage-Wert von 50 Infektionen je 100.000 Einwohner gilt grundsätzlich als Überlastungsgrenze für die Gesundheitsämter. Die Oberhausener Gesundheitsbehörde könne mit der aktuellen Besetzung jedoch auch einen Inzidenzwert zwischen 100 und 150 gut verkraften.

Dr. Hans-Henning Karbach leitet das Gesundheitsamt Oberhausen.
Dr. Hans-Henning Karbach leitet das Gesundheitsamt Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Bei einem Wert über 150 leide „die Qualität der Nachverfolgung dann aber sehr arg“, so der Amtsleiter. Ob und wieweit es Erfolg hat, die Quelle einer Infektion zu erfassen, hänge zudem sehr stark von der Bereitschaft zur Mithilfe unter den betroffenen Bürgern und ihren Kontaktpersonen ab.

Oberhausener Gesundheitsamt nutzt bald „Sormas“-Software

Die Weiterentwicklung und Digitalisierung der Arbeit im Gesundheitsamt schreitet laut Karbach stetig voran. Zum einen habe man dort in den vergangenen Monaten die Zahl der Notebooks und Tablets aufgestockt. Zum anderen soll dort bald die Software „Sormas“ zum Einsatz kommen, dessen flächendeckende Anwendung von Bund und Ländern vorangetrieben wird.

Durch das Programm sollen die Daten infizierter Personen vom Labor direkt ins System übermittelt werden. Dass viele Kontakte über Stadtgrenzen hinaus schwer nachzuverfolgen sind, weil Ämter mit unterschiedlicher Software arbeiten, soll durch den breiten Einsatz des Programms behoben werden. „Die Zusammenarbeit mit anderen Städten wird sich durch ‘Sormas’ verbessern“, erwartet Henning Karbach. „Das Reporting und die statistische Bearbeitung der Zahlen wird sich verbessern. Möglicherweise wird auch die Identifikation von Hotspots gestärkt werden.“

Karbach zu Impfungen: Man braucht nicht nur Impfstoff, auch Personal

Karbach rechnet damit, dass das Oberhausener Gesundheitsamt im Laufe des aktuellen Monats März auf „Sormas“ umstellen wird. „Die Vorbereitung laufen auf Hochtouren“, sagt er auf Nachfrage. Ob das Gesundheitsamt dadurch auch Inzidenzwerte jenseits der 150 Infektionen verkraften könne, ließe sich aufgrund der fehlenden praktischen Erfahrung mit dem Programm aber noch nicht einschätzen.

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Im „Zwischenruf“-Gespräch äußert sich Karbach auch zum aktuellen Stand der Impfkampagne. „Wir gehen davon aus, dass durch den gesamten März hindurch die über 80-Jährigen geimpft werden müssen, vielleicht sogar bis in den April hinein“ Ob es doch schneller gehen könne, sei davon abhängig, ob kurzfristig doch mehr Impfstoff als geplant zur Verfügung stehen wird.

Aber: „Wenn wir mehr Impfstoff haben, werden wir natürlich auch mehr Personal akquirieren müssen“, betont der Amtsarzt. „Allein der Impfstoff reicht nicht, sie brauchen auch die Menschen, die ihn verabreichen“ Der Betrieb im Impfzentrum sei deshalb ein komplexes Unterfangen, „das der täglichen Abstimmung zwischen allen Beteiligten bedarf.“

„Zwischenruf“-Serie

Die aktuelle „Zwischenruf“-Folge ist auf dem Youtube-Kanal „Arbeit und Leben Regionalbüro Oberhausen“ und der Website Ruhrtube.de zu sehen. Auch erschienen sind Interviews mit Oberbürgermeister Daniel Schranz, Politikwissenschaftler Dr. Martin Florack, Kabarettistin Gerburg Jahnke oder WAZ-Lokalchef Peter Szymaniak.

Das nächste Interview erscheint am 12. März. Dann geht es im Gespräch mit Dr. Lars Henrik Gass, Leiter der Kurzfilmtage, um die Frage: „Alles nur noch digital in Corona-Zeiten? Was machen die Kurzfilmtage Oberhausen?“