Oberhausen. Das Coronavirus macht dem Förderkreis der Burg Vondern in Oberhausen zu schaffen. Er verliert mehr als die Hälfte des Budgets. Was kann helfen?
Mit den Traumschlössern des pompös auftrumpfenden bayerischen „Kini“ Ludwig II. kann und will eine Burg Vondern zwischen Rangiergleisen und dem dauerbrausenden Verkehr auf der A 42 nicht konkurrieren. „Wir sind abhängig von Ereignissen auf der Burg“, sagt Walter Paßgang. Bis zum Einbruch durch die beiden Corona-Lockdowns hatte sich der Förderkreis, so sein Vorsitzender, mit einem Ganzjahresbetrieb gut aufgestellt, um das in seinen ältesten Teilen mittelalterliche Bauwerk zu erhalten. Authentischer als Neuschwanstein oder Herrenchiemsee ist die Burg Vondern damit allemal.
Die Absage der großen Sommer-Ereignisse mit Rittern und Highlandern ist deshalb für die Ehrenamtler, die sich für die Burg engagieren, gar nicht der schmerzlichste Verlust: „Die Vermietung unserer Räume ist ein Ganzjahresgeschäft“, betont Burgherr Paßgang. Mit dem Vermieten der modernen Remise und der Beletage im Herrenhaus erzielt der Förderkreis mehr als 50 Prozent seiner Einnahmen. Da schmerzt ein Lockdown im Winter noch mehr als im Sommer. „An diesen Einnahmen“, so Paßgang, „hängt die gesamte Sanierung“.
Dabei war die kleine Burg im westlichsten Winkel Westfalens auf dem besten Wege, sogar ins Messegeschäft vorzudringen. Eine Hifi-Messe für Käufer nobler Unterhaltungselektronik hatte sich bereits etabliert – und gutes Geld eingebracht. Eine Hochzeitsmesse folgte – und machte zugleich aufmerksam auf das Trauzimmer als Filiale des Oberhausener Standesamtes.
„Sehr kulant“ bei Vertragslösungen
Alle diese Termine könnten sich vielleicht im zweiten Halbjahr verwirklichen lassen – oder auch nicht. „Wir nehmen alle Anfragen entgegen und halten die Termine frei“, sagt Walter Paßgang. Bei Vertragslösungen sei der Förderkreis „sehr kulant“. Momentan bucht der Verein zuversichtlich für die Monate April bis Juni. Tatsächlich gibt es einige attraktive Events, dank derer die Burg sich über Wasser halten könnte – wenn sie denn tatsächlich stattfinden. So plante die „Innovation City“ aus dem benachbarten Bottrop gleich vier Forum-Abende, wollte eine Tiermesse sich auch weiträumig über die Rasenflächen rund um die Burg ausbreiten, sollte ein gastronomisches Event vor und in der noblen Kulisse zur Tafel bitten.
Noch ungelöster Zwist mit der Denkmalbehörde
„So authentisch wie möglich“, lautet nicht nur in der jährlichen „Burgpost“ die Devise des Förderkreises, wenn es um Restaurierungen an der Burg Vondern geht. Da mag man sich wundern, dass es ausgerechnet mit der städtischen Denkmalbehörde zu einem Zwist kommen kann, der sich sogar in den Seiten des aktuell 80 Seiten mächtigen Jahresheftes niederschlägt.
Die Vonderner stemmen sich mit Vehemenz gegen Absichten ausgerechnet der Denkmalpflege, „die Hofmauer durch einen Stahlgitterzaun zu ersetzen“ – und streiten dafür, die verwitternden Wappen an Vorburg und Herrenhaus zu erneuern: Diese haben einen „hohen Zeugniswert“ und wären bald unkenntlich, blieben sie weiteren Wintern überlassen.
„Die sprachlose Zeit gegenüber der Denkmalbehörde“, meint der Förderkreis-Vorsitzende Walter Paßgang, „muss ein Ende haben“.
Stimmt das zuversichtlich? Mit den geringen Mitgliedsbeiträgen könnte der Förderkreis als e.V. nicht arbeiten. „Unser Verein ist über die Bundesrepublik verteilt“, sagt Walter Paßgang – und zeigt sich froh, dass trotz der nur noch virtuellen Kontakte kein Mitglied abgesprungen ist. Als überraschenden Erfolg wertet er die Crowdfunding-Kampagne an der Seite der Energieversorgung (EVO): Die „Oberhausen Crowd“ finanziert nicht nur die historische Ausstellung, sondern brachte dem Verein auch neue Kontakte.
Als wertvolle Kontakt- und Publikumspflege betrachtet der Burgherr auch die beliebten Sonntags-Matineen in der Remise. Zum Jahresauftakt 2020 hatten die heimischen Spitzenkräfte des „Joker Quartetts“ noch ein volles Haus mit ihrem kammermusikalischen Rock-Repertoire begeistert. Seitdem hieß es Abstand wahren – oder Termine verschieben.
20-jährige Tradition der Matinee-Konzerte
Das gilt auch für die ersten beiden Termine der wieder von Dr. Jo Jansen konzipierten Saison 2021. „Wir wollen alle Konzerte nachholen“, betont Walter Paßgang. Der Förderkreis suchte den Kontakt zum Kulturbüro – und hofft auf eine Förderung, um auch „unwirtschaftliche“ Konzerte möglich zu machen.
Schließlich haben die Matineen eine inzwischen 20-jährige Tradition, sind die überwiegend jungen Musikerinnen und Musiker auf jede Auftritts-Chance angewiesen. Nur in die Weite des Burghofs kann die zarte „Unplugged“-Musik leider nicht ausweichen – dazu macht die nahe Autobahn zu viel Lärm. Man ist eben nicht in den bayrischen Alpen.