Oberhausen. Der Online-Supermarkt Picnic hat in Oberhausen seinen Betrieb aufgenommen. Wir erklären den Ablauf und warum sich 5500 Neukunden gedulden müssen.

Seit der vergangenen Woche fahren 15 kleine Elektro-Mobile durch Oberhausen. Auch wenn auf den Fahrzeugen dick "Picnic" aufgedruckt ist, beschränkt sich der neu angelaufene Lieferservice nicht auf sommerliche Parkschlemmereien mit karierten Stoffdecke.

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Das Start-up-Unternehmen möchte mit einem Online-Supermarkt die Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs schneller und unkomplizierter zu den Kunden bringen als bei bekannten Liefervarianten.

Lebensmittel werden von der Duisburger Straße aus verschickt

Von Außen sieht man der frisch bezogenen Verladehalle auf dem Gelände des Gewerbeparks Quartier 231 an der Duisburger Straße das 1200 Quadratmeter große Innenleben nicht an. Doch zum ehemaligen Babcock-Gelände bringen Laster von Montag bis Samstag die benötigten Produkte aus einem Zentrallager in Herne nach Oberhausen. Die Einzelbestellungen sind bereits für den jeweiligen Kunden in Kisten verpackt. In der Verladehalle, die das Unternehmen "Picnic-Hubs" nennt, werden die Lieferungen auf die 15 Elektromobile verladen.

"Picnic" möchte so 85.000 Haushalte in Oberhausen sowie in angrenzenden Gebieten von Duisburg und Mülheim erreichen. 25 Fahrer, die Runner heißen, werden in Oberhausen eingesetzt — Tendenz steigend. Zu Beginn soll es 30 Mitarbeiter in Oberhausen geben. Von Vollzeitbeschäftigten bis Aushilfen.

Der gebürtige Bonner Frederic Knaudt hat "Picnic" mit Partnern gegründet. Und zeigt in der ehemaligen Industriehalle auf die aufgebauten Regale. „Die Lieferkisten sind mit unterschiedlichen Farben versehen. So ist sofort klar, wo  Kühlware enthalten ist.“ Bestellen lässt sich bei "Picnic" nämlich so ziemlich alles, was ein guter Supermarkt hergibt. Nur eben ausschließlich über das Internet.

Gurken, Brot und Nutella über Online-App bestellbar

Dafür müssen sich Kunden allerdings eine App herunterladen. Ohne die geht nichts. Knaudt zeigt sie auf seinem Mobilsprechgerät und blättert durch die Seiten. Salatgurken, Butterkekse und ein Glas Nutella. Alles dabei. Artikel, die man häufig bestellt kann man nicht nur über die Produkt-Kategorie finden, sondern in den persönlichen Favoriten abrufen.

Was aber soll "Picnic" von bekannten Lieferdiensten unterscheiden? Knaudt: „Wir liefern kostenlos. Und wer bis 22 Uhr bestellt, erhält die Artikel am nächsten Tag.“ Für kleine Impulskäufe eignet sich Picnic allerdings nicht. Der Mindestbestellwert beträgt 35 Euro. Darunter ist keine Order möglich.

Dafür soll das Verfahren viel Zeit sparen. Und 200 Kilogramm Schlepplast pro Monat gegenüber dem klassischen Besuch im Supermarkt vermeiden, rechnet das Unternehmen vor. Vor allem Familien gehören zur Zielgruppe.

Picnic möchte Liefertermin auf 20 Minuten eingrenzen

Da man die Packung mit dem gefrorenen Blubb-Spinat natürlich schlecht beim Nachbarn abgeben kann, möchte "Picnic" seine Auslieferung für den Besteller planbarer gestalten. „Wir orientieren uns dabei am Milchmann-Prinzip“, sagt Frederic Knaudt. Das bedeutet, dass für die eigene Straße pro Tag von "Picnic" ein fester Lieferzeitraum geblockt ist. Wenn in der App zum Beispiel 18.45 bis 19.45 Uhr steht, dann soll die Lebensmittel-Lieferung auch in diesem Zeitfenster ankommen.

Sobald die Routen geplant sind, soll dieses Zeitfenster laut "Picnic" sogar auf 20 Minuten eingegrenzt werden. Wenn der Fahrer losfährt, verspricht das Unternehmen zudem, dass sich das Lieferfahrzeug mit der App sogar mit GPS orten lässt, um das Eintreffen der Ware für die Besteller vorhersehbarer zu machen. „Dieses Verfahren ist für uns strukturierter als bei einer Taxivariante, bei der wir nach einzelnen Bestellungen verfahren. Zudem müssen die Kunden nicht den halben Tag zu Hause ausharren, bis die Lieferung eintrifft.“ In 97 Prozent der Fälle habe man das Zeitfenster bisher einhalten können.

5500 Neukunden stehen bei Picnic noch auf der Warteliste

Lästiges Geldwechseln soll es nicht geben. Der Kunde zahlt per Lastschrift. Leere Pfandflaschen und alte Batterien, sagt Knaudt, nimmt der Fahrer wieder mit.

Was aber kosten die Produkte im virtuellen Supermarkt-Regal? Die Preise orientieren sich am niedrigsten Marktpreis, auch dem der Discounter, verspricht "Picnic". Dies gilt allerdings nur für Regelpreise und nicht für Sonderangebote. Der Online-Supermarkt bezieht seine Produkte über Edeka Rhein-Ruhr, aber auch von regionalen Bauern und Bäckerei. Da nach Bedarf bestellt wird, soll auch kein unverkauftes Brot im Müll landen.

Kunden, die bei "Picnic" angemeldet sind, können jederzeit bestellen. Doch die Anmeldung ist in Oberhausen derzeit gar nicht so einfach. 5500 Menschen stehen hier auf der Warteliste. "Picnic" baut seine Strukturen in der Stadt gerade erst auf.

Neukunden müssen sich gedulden, da das Unternehmen nur so viele Auftraggeber annehmen möchte, die es auch jederzeit verlässlich beliefern kann, heißt es beim Unternehmen. Knaudt schätzt, dass es zwei bis drei Wochen dauern könne, bis Neukunden in Oberhausen bei der Anmeldung an der Reihe seien. Als Trostpflaster möchte "Picnic" für längere Wartezeiten größere Willkommensgeschenke verteilen.

>>> Picnic zählt in Deutschland 160.000 Kunden

Der Online-Supermarkt "Picnic" hat seinen Firmensitz in Düsseldorf und ist bereits in 40 deutschen Städten vertreten. Begonnen hat er in den Niederlanden. In Nordrhein-Westfalen vermeldet "Picnic" 1800 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist seit dem Frühjahr 2018 auf dem deutschen Markt und erlebt während des Corona-Lockdowns regen Zulauf.

Die Kunden klicken sich auf der App des Unternehmens durch das Sortiment. Neben Markenfirmen sind auch Eigenmarken vorhanden. Kunden können "Picnic" zudem Produkte vorschlagen, die ins Angebot aufgenommen werden sollen.