Oberhausen. RTL übertönt das Wendler-Lied „Egal“ des Oberhauseners Christian Wening bei Superstar-Show DSDS. Das sagt der junge Mann dazu.

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Samstagabend, beste Sendezeit, ein Auftritt vor der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) bei RTL und dann das: Anstelle des Gesangs des Oberhauseners Christian Wening hörten Zuschauer nur die Titelmusik der Sendung. Der Grund: Der 27-Jährige hatte sich das Lied „Egal“ von Michael Wendler ausgesucht und wurde deshalb stummgeschaltet.

Nachdem der Sender die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Schlagersänger Michael Wendler bereits nach den aufgezeichneten Castings wegen der Verbreitung von Corona-Verschwörungstheorien beendet hatte, legte der Wendler zur Ausstrahlung der ersten Folge am Dienstag, 5. Januar 2021, nach: Er griff bei seiner Äußerung zu neuen möglichen 15-Kilometer-Corona-Beschränkungen im Messenger-Dienst Telegram zu einem unverzeihlichen Vergleich: „KZ Deutschland??? Es ist einfach nur noch dreist, was sich diese Regierung erlaubt!“ Später griff er zur abstrusen Ausrede, er habe "Krisen-Zentrum" gemeint und nicht "Konzentrationslager".

RTL will auch die Musik von Michael Wendler nicht mehr spielen

Dem Kölner DSDS-Sender RTL reichte es: Er schnitt den DSDS-Juror aus den im vergangenen Jahr aufgezeichneten Folgen heraus, die ja erst jetzt ausgestrahlt werden - mit schwarzen Balken und verwischten Bildausschnitten. Um auch die Musik nicht weiter zu präsentieren, ging Christian Wening als erster Kandidat in die DSDS-Geschichte ein, der für die Zuschauer nicht zu hören war. „Christian hat sich für seinen Auftritt einen Song des Jurors ausgesucht, den wir aufgrund seiner unsäglichen Äußerungen aus der Sendung herausgeschnitten haben. Deshalb werden wir auch die Musik dieses Jurors nicht mehr spielen“, blendete RTL als Begründung ein.

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„Ich habe das auch nur so im TV mitbekommen. Ein paar Tage zuvor erhielt ich einen Anruf, dass ich weiterhin zu sehen sein werde. Jedoch wurde nicht gesagt, wie genau“, zeigte sich Christian Wening im Gespräch mit der Redaktion von der Umsetzung überrascht. „Ich habe auch noch einen zweiten Song, nämlich ,Geboren um zu leben‘ von Unheilig, gesungen. Dieser wurde leider gar nicht gezeigt.“ Jedenfalls halfen beide Lieder nicht, um die Jury zu überzeugen, es gab vier Mal ein Nein.

Wie reagierte Wendler auf den Song bei der Aufzeichnung?

Doch Zuschauer fragten sich: Wie reagierte Wendler selbst eigentlich auf den Auftritt des Oberhauseners bei der Aufzeichnung? Eingeblendet wurde bei Ausstrahlung der Sendung nur, dass er mit Nein gestimmt hatte, ob Wening einen der begehrten Recall-Zettel erhalten sollte. „Er fragte vor dem Auftritt: Du meinst, du singst besser als der Originalinterpret? Anschließend lobte er mich dafür, dass ich Erzieher und Schiedsrichter bin und aus Oberhausen komme, da er hier viele Konzerte früher hatte und die Stadt mag. Gesanglich fand er es aber auch nicht so toll“, erläuterte der junge Mann, der in seiner Freizeit Fußballspiele in Oberhausen und Bottrop leitet. „Jedoch muss ich selbst sagen, dass ich an dem Tag wirklich schlecht gesungen hab“, gibt sich Wening selbstkritisch.

Wening: Das Wendler-Lied war die Idee des DSDS-Teams

Ursprünglich wollte der junge Oberhausener nach eigener Darstellung gar nicht das Wendler-Lied singen. „Im Vorcasting wurde mir vom Team gesagt: Sing doch ,Egal‘ vom Wendler, damit kannst du den bestimmt beeindrucken.“ Auch die im Einspieler gezeigten Roten Karten und Sprüche als Schiedsrichter wären Ideen des Produktionsteams gewesen.

Wening selbst gibt als seine persönlichen Vorbilder die Ex-Fußballprofis Oliver Kahn und Thorsten Legat an. Doch an deren Einsatzwillen konnte der Oberhausener nicht anknüpfen. Vielleicht auch, weil die Bewerbung nicht hundertprozentig sein Wunsch war? „Der Grund war eine verlorene Wette“, gibt der Oberhausener an. Dafür hätten ihn aber viele positive Rückmeldungen erreicht, seit Dienstag bietet er über Instagram bereits Autogrammkarten an. Dazu lobt er überschwänglich die TV-Truppe des DSDS-Teams: Alles sei top organisiert gewesen, er könne nur Positives berichten.

Was Michael Wendler nach der DSDS-Gesangsausblendung seines Liedes schreibt

Apropos Instagram: Über seinen Kanal dort äußerte sich auch Michael Wendler selbst zum gesendeten Auftritt. „Der arme Mann, der einen Song von mir gesungen hat, wurde einfach gemuted. Wenn das keine Diskriminierung ist, weiß ich auch nicht. Abgesehen davon, was RTL mit mir gemacht hat.“ Wendler beklagt sich weiterhin über die aus seiner Sicht fehlende freie Meinungsäußerung in Deutschland und bewertet die Berichte der Bild-Zeitung als Hetzkampagne gegen ihn.

Wendler selbst hatte im Oktober 2020 mitten in der Reihe der Aufzeichnungen der neuen DSDS-Folgen nicht nur Verschwörungstheorien verbreitet, sondern völlig überraschend selbst als Juror gekündigt. Als Begründung erhob er verschwörerische Anschuldigungen gegen die Bundesregierung im Umgang mit der Corona-Pandemie und beschuldigt alle Fernsehsender, inklusive RTL, sich mitschuldig zu machen, gleichgeschaltet und politisch gesteuert zu sein.

Unternimmt Wening noch einen neuen Versuch, Superstar zu werden?

Ob Christian Wening in der nächsten Staffel von DSDS einen neuen Versuch unternimmt, um Superstar von Deutschland zu werden, steht nach seinen Angaben noch nicht fest. Klar ist für ihn bei der nächsten Teilnahme aber eines: Er würde dann kein Lied eines Jurors mehr singen.

Die RTL-Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) wurde erstmals im Jahr 2002 ausgestrahlt und befindet sich bereits in der 18. Staffel. Nach dem Rausschmiss von Michael Wendler urteilen noch Pop-Titan Dieter Bohlen (66), Schlagersängerin Maite Kelly (41) und Popsänger Mike Singer (20) in der Jury über die Darbietungen der Sänger. Die 17. Staffel gewann Ramon Roselly (27), die Ausgabe zuvor hatte bekanntlich der Oberhausener Davin Herbrüggen (22) großartig für sich entschieden.