Oberhausen. Wochenlang wurden die Weihnachtsgottesdienste inklusive Corona-Infektionsschutz vorbereitet. Nun zeigt sich: Viele fallen kurzfristig aus!
Noch vor wenigen Tagen kündigte unsere Redaktion ausführlich die Weihnachtsgottesdienste beider christlichen Konfessionen an, doch jetzt zeigt sich: Viele dieser Gottesdienste fallen in Oberhausen kurzfristig aus, am besten behält man als angemeldeter Gottesdienstbesucher die Entwicklung zu dieser Frage vor Ort in der jeweiligen Gemeinde genau im Blick.
Das nach wie vor immens hohe Corona-Infektionsrisiko hat diese teils unübersichtliche Situation ausgelöst. Die Evangelische Kirche von Westfalen rät bereits dringend von Präsenzgottesdiensten ab, die für Oberhausen zuständige Evangelische Kirche im Rheinland allerdings nicht; sie argumentiert, das müssten die Gemeinden nach der Lage vor Ort entscheiden.
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Als eine der ersten reagierte die Evangelische Kirchengemeinde Holten-Sterkrade. Nach ausführlicher Diskussion und sorgfältigem Abwägen hat das Presbyterium beschlossen, „angesichts der massiv und bedrohlich steigenden Corona-Zahlen ab sofort und bis auf Weiteres, zumindest aber bis zum 10. Januar, auf die Durchführung von Präsenzgottesdiensten zu verzichten“.
„Es gibt gute Grunde für Gottesdienste“
Der rheinische Präses Manfred Rekowski plädiert dafür, dass die evangelischen Gemeinden vor Ort über die Weihnachtsgottesdienste entscheiden.
Rekowski: „Es gibt gute Grunde, Weihnachtsgottesdienste in präsenter Form und mit bewährten und behördlich abgestimmten Schutzkonzepten zu feiern.“
Diese Argumentation unterstützt Superintendent Joachim Deterding, der formuliert: „Es ist so, dass zur Zeit noch nicht alle Gemeinden beschlossen haben, ob sie präsentische Gottesdienste feiern oder nicht. Das Infektionsgeschehen ist in seiner Intensität so dynamisch, dass wir auch mit sehr kurzfristigen Entscheidungen rechnen müssen.“
Dies betreffe sämtliche Gottesdienste und Veranstaltungen der Gemeinde an Heiligabend, an den Weihnachtstagen, an Silvester und Neujahr. „Diese Entscheidung ist uns schwergefallen“, betont das Presbyterium. „Aber wir halten es für wichtig und angemessen, als Kirchengemeinde vor Ort, uns die Aufforderung zur Kontaktminimierung zu eigen zu machen und aus Verantwortung vor unseren Mitmenschen auf Präsenzgottesdienste zu verzichten.“
„Weihnachtstische to go“ als Ersatz
Als Ersatz bietet die Ev. Gemeinde Holten-Sterkrade in ihren Kirchen kleine „Weihnachtstische to go“ an. Dort können sich Gläubige das „Friedenslicht von Bethlehem” und eine Hausandacht „Weihnachten@home“ abholen. Für Kinder liegt eine Krippe bereit, die zu Hause selbst gestaltet werden kann. Es gibt sogar ein Predigt-Taxi, das auf Wunsch den Predigttext zu den Gemeindemitgliedern bringt; zudem sind die Kirchen zeitweise zur inneren Einkehr geöffnet.
Ähnlich die Situation an anderer Stelle im Stadtgebiet: Abgesagt sind die Festgottesdienste auch in der Evangelischen Gemeinde Königshardt-Schmachtendorf und in der Lutherkirchengemeinde.
Das ist also die coronabedingte Szenerie, die sich in ähnlicher Form wohl auch noch für weitere Gemeinden auf evangelischer Seite abzeichnen könnte. „Die Entscheidung darüber fällt unseren Presbyterien nicht leicht, denn es gibt für beide Entscheidungen gute Gründe“, unterstreicht Superintendent Joachim Deterding in einer Pressemitteilung vom Freitag.
Auf katholischer Seite liegt die Verantwortung beim Ruhrbistum, das sich bislang nicht für einen generellen Verzicht auf Weihnachtsgottesdienste ausgesprochen hat oder den katholischen Gemeinden pauschal davon abgeraten hat. Stadtdechant Peter Fabritz erklärte zur Wochenmitte, dass „noch keine definitiven Entscheidungen in den Pfarreien vorliegen“. Fabritz ging aber davon aus, dass diese Entscheidungen „sehr unterschiedlich aussehen werden“. Zahlreiche katholische Pfarreien im Bistum Essen hätten bereits alle Gottesdienste bis zum 10. Januar abgesagt, so der Stadtdechant, der natürlich auch um die große Enttäuschung weiß, die damit verbunden ist. Wochenlang wurden die Hygiene-Konzepte vor Ort ausgearbeitet und abgestimmt. Viele Ehrenamtliche wollen sich als Ordner engagieren, um die Weihnachtsgottesdienste in den Gemeinden so gut wie möglich zu gestalten. Eine kurzfristige Absage wirkt da geradezu wie ein Schock.
Am Freitagmorgen war es dann auch bei den Katholiken so weit: Die Großpfarrei St. Pankratius Osterfeld sagte alle Präsenzgottesdienste an den Weihnachtstagen ab, auch die Kindergottesdienste unter freiem Himmel. Propst Christoph Wichmann: „Wir wissen, dass diese Entscheidung unzählige Gläubige enttäuscht, doch der Gesundheitsschutz hat Priorität.“ Als Ersatz stehen etwa an Heiligabend von 14 bis 20 Uhr die Türen von St. Pankratius, St. Antonius, St. Marien Rothebusch und St. Jakobus für alle Interessenten offen.
Am Freitagnachmittag: Absage auch aus St. Clemens
Am Freitagnachmittag folgte dann die Nachricht aus St. Clemens Sterkrade, dass sich das Pastoralteam dort ebenfalls entschlossen habe, alle Präsenzgottesdienste bis zum 10. Januar abzusagen. Die Kirchen der Pfarrei sind an den Weihnachtstagen zum Gebet und Krippenbesuch geöffnet.