Oberhausen. Franziska Schürken (17) aus Oberhausen will ein gerechtes Abitur in NRW – trotz Corona. Bei „Hart aber fair“ sprach sie dafür mit Frank Plasberg.
Franziska Schürken macht sich Sorgen ums Abitur. Im Netz, in der Zeitung – und seit gestern live im Fernsehen und nun in der Mediathek des Ersten: Die 17-jährige Oberhausenerin ist am Montagabend bei „Hart aber fair“ eingeladen gewesen. Im Einzelgespräch mit Moderator Frank Plasberg betont sie vor der Kamera ihre Forderung. „Es muss endlich mit uns Schülern geredet werden.“
„Nur einmal jung und dann im Lockdown – was macht Corona mit der Jugend?“, heißt die Sendung. Im Studio sind am Abend nur junge Gäste eingeladen – bis auf Vizekanzler Scholz und Moderator Plasberg sind alle unter 30 Jahren. Die Generation also, die als „Problemgruppe Party“ angeblich besonders im Lockdown im Auge behalten werden muss. Doch für das Luxusproblem streitet keiner.
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Die Einsamkeit während des Lockdowns ist für die Studentin in der Rederunde das Hauptthema. Ein Rückzugsort sei ihre alte Studentenbude, so groß wie ein Schuhkarton, im Lockdown jedenfalls nicht gewesen. Alleingelassen fühlt sich auch die Oberhausenerin Franziska Schürken, obwohl sie ihr Studium noch nicht einmal begonnen hat.
Ob das Zentralabitur so bleiben kann, fragt Frank Plasberg sie zu Beginn des rund fünfminütigen Einzelgesprächs, bevor er sich wieder den Talkgästen widmet. Klare Antwort: „Auf keinen Fall“, sagt Franziska Schürken. „Die Schüler und die Lehrer wissen, dass es nicht so weitergeht, aber es wird nicht darauf reagiert.“
Souveräner Auftritt: Franziska Schürken überzeugt Moderator mit Argumenten
Ruhig und sachlich argumentierte die Zwölftklässlerin vom Sophie-Scholl-Gymnasium bei „Hart aber fair“. So zeigt sich Moderator Frank Plasberg durchaus beeindruckt von Franziskas Auftritt. Ständige Quarantäne-Pausen, Distanzlernen, Ungewissheit: Der Unterricht seit dem ersten Lockdown bleibe schwierig und unzureichend, meint sie.
Konkret heißt das, sie und ihre Mitschüler des Abijahrgangs am „Sophie“ rackerten sich für eine Englisch-Leistungskursklausur in nur drei Unterrichtsstunden und zwei Wochen Heimarbeit ab.
„Wenn man sich noch erinnert, wie das ist, Shakespeare zu machen, in der zwölften Klasse?“, fragt Franziska Schürken den Moderator mit einem Grinsen. Der erinnert sich. Frank Plasberg entfährt ein „Wow!“. Diese Anteilnahme nimmt ihm der Zuschauer ab – weil er Frage für Frage persönlicher wird.
Angesprochen auf ihre Chancen, den angestrebten Notenschnitt zu schaffen, reagiert Franziska Schürken besorgt. Für ihr Ziel Medizinstudium benötige sie unbedingt einen Einser-Schnitt. Doch der wackelt, weil das Zentral-Abitur den Corona-bedingten Leistungsstand der Schüler missachte.
Für die vorausschauende Franziska Schürken ihr Signal, sich um Alternativen Gedanken zu machen. Was ihre Alternativen seien, will Plasberg sofort wissen. „Wollen sie von ihrem Traum lassen, Medizinerin zu werden?“
Franziska Schürken erklärt, sie möchte selbstverständlich nicht von ihrem Traum lassen: „Aber ich kann mich aufgrund der aktuellen Lage nicht mehr darauf verlassen, dass ich die Leistung erreichen kann, die ich in einem Jahr ohne Pandemie geschafft hätte.“
Philosophin vs. Ärztin: Ein Land muss sich entscheiden
Ihr Plan „B“, Geisteswissenschaften zu studieren, beunruhigt Plasberg daraufhin noch mehr. Es brauche in Deutschland doch mehr Ärzte als Philosophen, murmelt er. Die Schülerin kontert trocken, dass die Politik andere Voraussetzungen schaffen muss, wenn sie mehr Ärzte wolle.
Vizekanzler und „Nichtbildungsminister“ Olaf Scholz gibt auf Plasbergs Frage nach dem Zentral-Abitur generös sein Unwissen zu. Wie es in NRW um das Abitur bestellt sei, wisse er leider nicht. Unabhängig von dieser Frage stimmt der Vizekanzler der engagierten Schülerin jedoch zu. „Man muss bei der Aufgabenstellung natürlich darauf achten, dass das auch erreichbar ist.“
Petition fordert Gerechtigkeit für Abiturienten in NRW
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Franziska Schürken und ihre Mitstreiter starteten bereits im September die Petition mit dem Titel „Gerechtigkeit für die NRW-Abiturient*innen 2021“ auf der Internetseite change.org. Zentrale Forderung: Eine Kontrolle der bisherigen Regelung zum Abitur durch die Landesregierung NRW.
Nur durch ein dezentrales Abitur oder Durchschnittsabitur sei die Leistung aller Abiturienten vergleichbar und Chancengleichheit gegeben. Die Petition benötigt 5.000 Unterzeichner, um gültig zu sein. Unterstützer unterschreiben digital auf change.org. Dafür einfach den Titel der Petition in der Suchleiste eingeben, persönliche Daten angeben, E-Mail-Adresse bestätigen und die Petition teilen.